Lexend – Das Leben hat wieder einen Sinn!

Künstler sind eine eigenartige Spezies. Dazu zähle ich mich auch. Unbefriedigt, wenn sie nichts geschaffen haben. Unlustig, wenn sie was schaffen wollen, sich dabei selbst aber unter Druck setzen. Absolut unberechenbar faul, wenn etwas nicht funktioniert und sie es der Aufschieberitis zuschieben können.

Ich besitze bekanntermaßen viele Gadgets mit denen man Texte verfassen kann. Und gerne möchte ich diese Geräte auch produktiv einsetzen. Ich habe tatsächlich einmal eine komplette Kurzgeschichte auf einem Tablet verfasst. Da das um 2013 war, muss das noch mit einem ASUS Transformer geschehen war, so genau erinnere ich mich nicht mehr. In den Anmerkungen zur Geschichte AM RANDE DER EWIGKEIT, erschienen im Sonderband Nr. 5 der Reihe RETTUNGSKREUZER IKARUS ließ ich die Leser jedenfalls wissen, dass ich damals die Textsoftware Documents2go von DataViz verwendet habe.

Heute stehen einem ganz andere Möglichkeiten mit Google Docs oder Microsoft Office in der mobilen Variante zur Verfügung. Dennoch schreckte es mich bis vor kurzem jedes Mal wieder ab, an einem Manuskript auf einem Android Tablet oder einem iPad zu arbeiten.

Warum? Nun, ich öffnete das Dokument und wurde mit der Ansicht des Textes nicht warm. Irgendwie erschienen die Sätze zu blass, die Striche der Buchstaben zu dünn und ich wusste, dass ich mehr vom Text habe, wenn ich ihn an einem Rechner oder Laptop weiterschreibe.

Also wurde das Chromebook wieder hervorgekramt … wenn überhaupt. Denn Künstler sind … empfindlich. Der Anblick der dünnen Schrift lässt schon wieder das Gefühl der Unlust aufkommen und statt dann das Chromebook hochzufahren, wird es an die Seite gelegt und man beschäftigt sich halt mit was anderem, nur nicht mit dem Schreiben. Da kann George R.R. Martin sicherlich ein Lied von singen, wenn auch aus anderen Gründen.

Zurück zur Ursache. Warum ist die Schrift denn so dünn? Was geschieht da?

Manchmal ist man pfiffig und kreativ, manchmal stellt man sich aber auch selten dämlich an und ist furchtbar betriebsblind.

Als ich mein erstes Konzept mit Leseprobe für einen größeren Verlag einreichte, informierte ich mich vorher, was ich denn da beachten müsse. Die Verlage mit denen ich bis dahin zusammen arbeitete, akzeptieren anstandslos Word-Dokumente als Manuskripte, die per E-Mail versendet werden. Auch über die eigenwillige Formatierung wurde nicht gemeckert. Damals hatte ich es gerne so, dass ich im Manuskript den Text so sehe, wie er später im Buch auch gedruckt wird – also habe ich die Druckeinstellungen auch in Word eingestellt. Eine Word-Seite war dann effektiv auch eine Buchseite.

Aber es gab Regeln für die anderen Verlage. Die Normseite kam ins Spiel. Strenge Vorschriften welche Schriftart, welcher Zeichen- und Zeilenabstand gewählt werden musste, wie viele Zeichen in einer Zeile stehen dürfen, wie der Abstand zur Kopf- und Fußzeile sein muss und so weiter und so fort.

Die Grundeinstellungen der Normseite habe ich bis heute beibehalten, obwohl die Manuskripte für die Romanreihe PROFESSOR ZAMORRA, die für den Bastei-Verlag schrieb, wieder andere Vorgaben und bereits Layout-Anweisungen für den späteren Satz enthielten.

Heute schreibe ich meine Romane in Google Docs. Zwar könnte mein geschätzter Lektor André Piotrowski in seinem Bearbeitungsprogramm auch problemlos die Google Dokumente einlesen und sogar durch eine Teilen-Funktion innerhalb der Google Services lektorieren, während ich noch am Skript arbeite, aber ich will mein Glück nicht überstrapazieren. Immerhin macht André einen exzellenten Job ob meiner schlampigen Arbeit.

Also wird bei dem Wörtchen ENDE das Google Doc ins Word-Format exportiert und André erhält die Datei per E-Mail. Die weitere Bearbeitung geschieht in MS Word.

Was ich, wie oben erwähnt, beibehalten habe, sind einige Grundeinstellungen der Normseite, so auch die Schriftart Courier New in der Größe 12 pt. In der mobilen Variante von Google Docs erscheint so allerdings die Schrift zu dünn und blass, sodass beim Schreiben die Lesbarkeit zumindest für mich nicht mehr gegeben ist. Darüber hinaus kann ich im Browser bei hoher Auflösung des Bildschirms problemlos die Textgröße einstellen, ohne die Schriftgröße zu ändern entweder in Google Docs selbst die Zoom-Funktion nutzen und/oder im Browser-Fenster ebenfalls den Seitenzoom zu bemühen. Seit ich fast nur noch mit 1440p-Bildschirmen arbeite, muss ich Webseiten ohnehin auf 125% skalieren, damit ich sie vernünftig lesen kann. Alles andere ist mir zu klein – man wird ja auch nicht jünger.

Nun zur Betriebsblindheit und wie man sich selten dämlich anstellen kann. André ist es schnurzegal, wie er den Text erhält. Er importiert ihn sowieso in sein Satzprogramm LATEX und bearbeitet ihn dort, wie er es für richtig hält. Egal, welche Formatierung ich benutze, egal welche Schriftgröße, egal welche Schrift … art. Ihr habt es?

Ich Doofmann hab so sehr an Courier New festgehalten, dass ich nicht mal auf die Idee gekommen bin, eine andere Schriftart zu wählen und auf einem mobilen Gerät zu testen.

Bis gestern.

Einem Bericht von Stadt-Bremerhaven.de folgend hat Google eine neue Schriftart des Unternehmens Lexend in seine Dokumente eingebunden. Genauso wie die Firma wird auch der Zeichensatz genannt und den gibt es in verschiedenen Größenformaten, alle mit griechischen Suffixes, angefangen von Deca bis zu Giga. Der Font Lexend soll eine bessere, schnelle und produktivere Lesbarkeit von Texten gewährleisten.

Einer Eingebung folgend rief ich dann gleich in Google Docs den Font auf. Bearbeiten, alles auswählen, Schriftart ersetzen ist ja eine Kinderübung und geht auch bei über 300.000 Zeichen ratzfatz. Lexend Deca sprang mir sofort ins Auge … ich bekam Hitzewellen und hatte mich fast sofort verliebt, doch die Schrift musste auch dem Tablet-Text standhalten. Also habe ich mir den Text auch auf einem griffbereiten Android-Tab angesehen – und es verschlug mir die Sprache. Nicht, dass ich dabei Selbstgespräche geführt hätte.

Nein, wirklich jetzt. Lexend hat es in sich. Klar, strukturiert, sticht sofort ins Auge und es machte einfach Spaß, den Text in dieser Schrift zu sehen. Ich probierte noch zwei Größenvarianten, entschied mich dann aber für die kleinste, nämlich Lexend Deca. Sie war fünfmal besser auf dem Tablet zu lesen als Courier New und bot auf 10,5″ genug Platz für genug Zeilen, sodass man beim Tippen auch noch reichlich von dem im Augenblick hat, was man oben geschrieben hat, um nicht sofort hochscrollen zu müssen.

Danke, Google, danke Lexend. Ihr habt hier wirklich einen guten Job gemacht und ich gehe mit neuem Elan an meine Texte – jetzt auch auf den Tablet-PCs.

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