Amazon Echo: Marketingflop in Deutschland?

„Computer? Earl Grey, heiß.“

Okay, soweit sind wir noch nicht. Aber … „Computer, spiel meine Playlist Klassisch ab.“ oder „Computer, Licht, beruhigend“ oder „Computer, erhöhe die Temperatur im Wohnzimmer auf 21 Grad.“

Ja, was wie aus Star Trek The Next Generation klingt, funktioniert im Jahr 2016 – dank Amazon Echo und bald auch dank Google Smart Home.

Amazon Echo ist nun schon seit 2 Jahren in den Vereinigten Staaten verfügbar, und wenn ich mich richtig erinnere, mit dem gleichen System von Einladungen, das auch hierzulande angedacht ist.

Ich hatte mich nämlich damals für Amazon Echo in den Staaten registriert, aber nie eine Einladung bekommen.

Amazon Echo, ein mit dem Internet verbundener Lautsprecher, der auf ein sogenanntes Hot Word wie „Alexa“ oder „Amazon“ oder „Echo“ reagiert und dann alles nach dem Hot Word aufzeichnet, um das Gesprochene ins Internet zu jagen und von der künstlichen Sprachanalyseintelligenz mit dem Codenamen ALEXA zu analysieren zu lassen, um a) eine passende Antwort und b) eine entsprechende Reaktion zu finden.

COMPUTER war das Hot Word bei Star Trek, hier ist es Alexa … kennen wir schon von „Hey, Siri“ oder „Hey, Cortana“ oder „Ok, Google“. Nicht anders und ohne Internetverbindung funktionieren die auch nicht.

Und wer Datenschutz und Spionage schreit, der gehört mit Weste in die gummierte Zelle, denn wer danach verlangt ist in 2016 im völlig falsche Zeitalter gelandet. Fenseher aus, Computer runterfahren, nur mit Klamotten und ohne Technik nach Kanada in die Wildnis auswandern und hoffen, dass kein NSA-Satellit über dem Fleckchen Erde kreist, dann klappt’s zwar nicht mit  dem Nachbarn, aber mit dem Datenschutz.

Zurück zum Thema. Alexa ist mehr als die aktuellen Sprachassistenten. Sie rechnet euch zwar auch die Quadratwurzel aus 4096, sagt euch, wie hoch der höchste Berg der Erde ist und in welchem Film Arnold Schwarzenegger mitgespielt hat, aber sie kann eben noch mehr und nimmt direkten Eingriff auf euer Smarthome.

Ihr müsst nicht Spotify öffnen, um Musik anzuwerfen, die Hue App zu starten, um für Stimmungsbeleuchtung zu sorgen und danach die Netatmo App aufrufen, um den CO2 Gehalt im Schlafzimmer zu checken – das übernimmt Alexa. Sie visualisiert zwar nicht, aber sagt euch, was ihr wissen wollt. Auf Deutsch!

Zumindest in der Theorie. Denn eigentlich sollte Amazon Echo heute am 26.10.2016 lieferbar sein.

Die Amazon Produktseite behauptet das auch hartnäckig. Auslieferung am 26.10. stand dort gestern noch. Heute Morgen: Auf Lager.

Ja super, nur … bestellen kann man nicht. Ware liegt auf Lager, kann aber nicht bestellt werden. Warum?

Das Einladungssystem, dass man beim OnePlus noch so verflucht hat, kommt auch beim Echo zum Tragen.

Wo liegt der Sinn? Kann man nur spekulieren. Bei Vorbestellungen kann man sicherlich eine Analyse fahren, wie viel Geräte man potenziell zum Marktstart verkauft – nur a) bestellt nicht jeder vor und b) können auch wieder viele Leute abspringen.

Die Einladungen machen es präziser. Die Menschen werden neugieriger. Das Gefühl, etwas zu verpassen, wenn man sich nicht bewirbt, wird größer. Nun sagen wir, es haben tatsächlich 100.000 Bundesbürger eine Einladung für Echo angefordert, Amazon stellt jedoch nur 10.000 Geräte zum Marktstart in Deutschland her – bei Vorbestellungen wäre das jetzt mies. Im Einladungssystem verschickt man jetzt einfach seine 10.000 Einladungen und setzt ein Zeitlimit, in dem diese auch durch eine Bestellung gedeckt  sein müssen. Wer eine Einladung bekommen hat, bekommt auch ein Gerät und alles ist gedeckelt.

Die Sache hat natürlich einen Haken, sonst würde ich euch nichts davon erzählen.

Es sind keine Einladungen herausgegangen. Nicht eine. Vereinzelt wird zwar von erhaltenen Einladungen berichtet, doch da scheinen eher Pressegeräte und Trolle am Werk zu sein.

Echo ist also auf Lager, aber niemand kann es kaufen, weil niemand eine Einladung erhalten hat.

Amazon hat sich damit jetzt schon den Unmut von unzähligen Kunden zugezogen. Nun könnte man sagen „Und sie kaufen es doch“ sobald es verfügbar ist, doch kommen wir zum zweiten Haken: Während Echo in USA und UK bereits seit zwei Jahren auf dem Markt ist und quasi Marktführer in dem Segment ist, kann sich hier das Blatt schnell zu Ungunsten Amazons wenden, denn vor nicht allzu langer Zeit ist der Wettbewerb aus Mountain View wach geworden.

Google legt den Fokus in der neuen Ära nicht mehr auf „Mobile First“ sondern auf „A.I. first“ – sprich, alles was mit künstlicher Intelligenz zu tun hat, wird nun primär bei Google entwickelt – und dazu gehört auch deren Produkt Google Home, ebenfalls ein Lautsprecher, dem man mit „Ok, Google“ diverse Informationen aus dem Internet abverlangen oder Dinge mit vernetzten Geräten wie Beleuchtung, Musik, Thermostaten, Tür- und Fensterverriegelungen anstellen lassen kann.

Wer zuerst kommt, mahlt bekanntlich zuerst.

Lieber Jeff Bezos, wo bleibt meine Einladung? Immerhin bin ich dein umsatzstärkster Privatkunde in Deutschland! 🙂

 

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