Corona: Wie aus einem SF-Film

Ich wollte eigentlich nicht über das Thema schreiben, aber die Lage spitzt sich momentan extrem schnell zu und ehe man es sich versieht, ist man mittendrin und kann vielleicht rückblickend gar nicht mehr sagen: Wie ist es dazu gekommen?

Die Situation wirkt surreal. Eine Grippe-Epidemie in China wird zur Pandemie. Die Öffentlichkeit wird durch das Internet schneller informiert, als man es für möglich hält. Fakenews, Hoaxe, Ironie sind kaum von harten Fakten zu unterscheiden. Die Presse stürzt sich auf die Krise wie die Geier und schürt Panik. Hamsterkäufe beginnen als gäbe es kein Morgen mehr.

Und dann hat man Szenen aus allen möglichen Katastrophenfilmen vor Augen: Gewalt. Raub. Plünderungen. Ausgangssperre. Ausnahmezustand. Bewaffnete Truppen, die die Bürger in Schach und die Ordnung aufrechterhalten.

Noch ist es nicht soweit, aber es zeichnet sich ab, dass es so kommen kann. Bleib mit deinem Arsch zu Hause, heißt die Devise. Doch das wird oft missverstanden oder ignoriert.

Derjenige, der Einkaufen geht, wird böse angeschaut. Der Spaziergänger ebenso. Doch das ist mit dem Zuhausebleiben ja gar nicht gemeint. Es geht um die gesellschaftlichen Kontakte. Möglichst wenig Berührungen mit anderen Menschen zu haben, um eine Ausbreitung von SARS-CoV-2 zu verhindern oder eben zu verlangsamen. Auch ich muss mal raus, obwohl ich gerne zu Hause bin. Aber ich bin überzeugter Nicht-Kocher und muss mir mal was zu Essen holen und natürlich auch mal einkaufen. Und den ganzen Tag zu Hause zu sitzen tut weder meinem Rücken noch meinem Blutdruck gut, also muss auch Bewegung an der frischen Luft sein.

Doch neben den Böse-Angucker gibt es auch noch die, die gar nichts beherzigen und sich in Scharen sammeln, als wollten sie der möglichen Infektion trotzen oder ihr Glück herausfordern. Doch kapiert haben sie in Wahrheit offenbar gar nichts.

Leute, bleibt zu Hause oder geht alleine zum Einkaufen und fürs Frische-Luft-Schnappen raus!

Die ganze Sache ist beklemmend und befremdlich. Ich gehe normalerweise nicht raus zu Parties, nicht ins Studio, nicht zu Sportereignissen, aber doch schon mal ins Kino. All die Pläne, die man sich am Jahresanfang zurechtgelegt hat, kann man nun vergessen. Kino gibt es vorerst nicht mehr.

Stattdessen bin ich dazu verdonnert Home Office zu machen. Das ist auch gut so, denn so bleibt man mit dem Hintern zu Hause – aber es ist auch befremdlich. Mal einen Tag von Zuhause aus arbeiten ist etwas ganz anderes, als es eine ganze Woche zu tun. Während ich mich im Büro des öfteren auch mal erheben und bewegen kann, mehren sich aber im Home Office die Videokonferenzen und man hängt den ganzen Tag vor dem Bildschirm – auch das ist ungewohnt und neu.

Gestern bin ich tatsächlich komplett daheim gewesen. Heute musste ich einmal zur Packstation und habe auf dem Weg auch das Goldene M aufgesucht, um mir ein warmes Abendessen zu gönnen.

Die Eindrücke um 19 Uhr waren verwirrend und irgendwie unnatürlich und fühlten sich falsch an. Kaum ein Auto ist mir begegnet. Extrem wenig Menschen. Vor dem McDrive eine lange Schlange von Abholern. Vor mir wollte jemand mit Karte bezahlen. Nach zwei gescheiterten Versuchen hat der McDonalds-Angestellte einen Storno in der Kasse gemacht und den Kunden durchgewunken. Der hatte schon vorher seine Mahlzeit bekommen und durfte für knapp 36 Euro auf Kosten des Hauses speisen.

Als ich an der Reihe war, wurde ich mit dem nächsten surrealen Verhalten überrascht: Man hielt mir ein Klemmbrett hin. Ich sollte Datum, Uhrzeit, Namen und Telefonnummer aufschreiben. „Wegen Virus“, sagte der McD-Angestellte in gebrochenem Deutsch. Es war unmöglich den ganzen erläuternden Text durchzulesen. Lieber Kunde, aufgrund … ich füllte aus. Und was jetzt? Bin ich jetzt als Stubenhockbrecher registriert? Steht morgen das Gesundheitsamt vor meiner Tür?

Ein Fazit gibt es nicht. Die Virusgeschichte ist noch lange nicht vorbei. Wir können nur hoffen, dass sich die Ausbreitung so verlangsamen lässt, dass wir nach einer gewissen Zeit wieder so etwas wie Normalität einkehren lassen können. Dass man sich wieder frei vor die Türe wagen kann, dass man wieder seine Arbeitsstelle aufsuchen darf, dass man nicht vor leeren Brot- und Toilettenregalen steht, weil man als einer der wenigen nicht gehamstert hat und dann wirklich der Vorrat aufgebraucht ist.

Helft mit, dass es nicht so lange dauert. Bleibt zu Hause, um Menschen zu meiden.

Danke.

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