Händisch

Anglizismen setzen sich in der deutschen Sprache von Tag zu Tag durch. Es gibt da diese eigentlich gar nicht so lustige Weihnachtsgeschichte »Wie X-Mas 2000 gezeigt hat …« *

Da ist von Kick-off Meetings, Backups, rough indications und Deadlines die Rede. Gerade im Bereich der IT (Information Technology) wird hauptsächlich mit englischen Schlagwörtern kommuniziert.

Doch eben diese Leute versuchen jetzt krampfhaft deutsch zu reden, entweder weil man sie auf ihren regen Gebrauch von Anglizismen aufmerksam gemacht hat oder sie plötzlich ein zweifelhaftes Nationalbewusstsein entwickeln?

Das verkrampfte Deutsch äußerst sich in Neologismen und völlig falschen, konstruierten Wörtern, wie sie noch niemand gesehen hat.

Aus dem gebräuchlichen Begriff »Computer« wird da nicht etwa »Rechner«, wie es ohnehin jeder Informatikstudent benutzt, sondern eine Eigenkreation wie »Produktionsmaschine«.

Aus einem USB-Stick ein MP3-Spieler ohne Kopfhörer.

Das überaus gebräuchliche Wort »manuell« transformiert plötzlich in eine nur im süddeutschen oder österreichen Raum bekannte Form: Man sagt jetzt »händisch«.

Händisch … ich bitte Sie! Hört sich das an? Wenn Walter Sedelmayr das zu Lebzeiten gesagt hätte, das mag das mit dem entsprechenden Dialekt noch klingen. Aber sonst?

Na gut, vielleicht ist das besser als Sätze wie der nachfolgende:

»Natürlich haben wir Kapazitäten für Big Bags und oversized Cargo. Ich bräuchte dann nur die final shipping details. Geben Sie mir doch einfach mal eine rough indication, dann call ich Sie back.«

Ich geh mich jetzt übergeben. Händisch.

* Wer die Geschichte nicht kennt, dem schicke ich sie gerne per Mail zu.

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