Heute … ein Märchen.
Es war einmal ein kluger Kopf, namens Marc Weber, der sich dachte, er könnte mit einer besonderen Politik im Verlagswesen Fuß fassen: Erzähle den Interessenten etwas ganz Tolles und sie werden in Scharen strömen und deine Anhänger werden.
Nun, wie macht man sowas, wenn man in einer kleinen bayerischen Stadt wohnt, von der vermutlich nie jemand was gehört hat? Man zieht um. Aber das muss man ja nicht körperlich tun. Was wäre wenn …
… man vorgibt ein großes Verlagshaus im sonnigen Kalifornien zu besitzen.
… dazu eine .com-Website auf die Beine stellt.
… sich eine Schar an Mitarbeitern virtuell zulegt und sie namentlich betitelt.
… diverse Abteilungen zum Verlag erfindet und diese den fiktiven Mitarbeitern zuordnet
… eine Top-Autorin an Bord holt, die nie existiert hat, der man in Anlehnung an den eigenen Namen "Webber" gibt und weil Sarah zu alltäglich klingt und man sie Savah M. Webber (man beachte das M. Web(b)er, das immer noch aus dem eigentlichen Namen Marc Weber stammt) nennt.
… der Top Autorin ein verfremdetes Äußeres gibt und nur dieses Bild online stellt.
… der Top Autorin einen phänomenalen Background gibt (Recherche im Vatikan etc.)
… sich nicht-existente Preise- und Preisverleihungen einfallen lässt, mit denen der Verlag sich schmücken kann
… fikitve Zeitungsartikel der kalifornischen Boulevardpresse zitiert
… und um dem ganzen noch einen seriösen Anstrich zu verpassen, eine BoD-ISBN aus England besorgt, damit die Bücher ‚ausländisch‘ wirken
Voilà, geboren ist das Märchen von Intrag. Die Nachwuchsautoren kamen in Scharen und setzten ihre Hoffnungen auf den neuen, angeblich amerikanischen Verlag. Die Story klang perfekt. Ich veröffentliche bei einem US-Verlag (der seltsamerweise ausschließlich für den deutschsprachigen Raum publizierte, seltsam, aber so steht es geschrieben).
Die Ungereimtheiten, die sich im Zusammenhang mit Intrag immer wieder auftaten, brachten das Lügengebilde ins Wanken. 2004 deckte die Redaktion von Phantastik-News.de dann einige der oben genannte Dinge auf. Dennoch gab sich Intrag nicht geschlagen und machte munter weiter.
Die Krönung des Ganzen: Weber ließ seine Top-Autorin Savah M. Webber sterben. Die Intrag Welt war erschüttert. Nun, sie brauchte es eigentlich nicht zu sein, denn Frau Webber, die ja nie existiert hat, starb nur in der Phantasie ihres Schöpfers. Kein Grund zum Trauern also.
Doch das Ende kam dann drei Jahre später: Bis … nun bis jemand genau das tat, was wir 2004 schon in Erfahrung gebracht hatten: Es steht kein Verlagshaus in North Hollywood an der von Intrag bezifferten Adresse, sondern lediglich ein Apartment-Haus. Nun, ein Intrag-Jünger wollte bei einem Los Angeles Aufenthalt gleich seinem Verlag einen Besuch abstatten. Warum auch nicht? Macht sich sicherlich ganz gut.
Doch dann kam, was kommen musste. Die bittere Erkenntnis, dass in North Hollywood gar kein Intrag-Verlag ansässig ist.
Nun wieder ins Kreuzfeuer der eigenen Reihen gekommen, entschloss sich Marc Weber zum Rückzug. Die Website wurde flugs aus dem Internet genommen und eine dubiose Rundmail ging an alle verpflichteten Autoren.
Ich denke mir meinen Teil bei diesem ach so schönen Märchen und übergebe das Wort an Dirk van den Boom, der auch noch etwas dazu beigetragen hat.