Menschen, die Roboter bauen.
Roboter, die sich entwickeln.
Über ihre Schöpfer hinaus wachsen.
Sich wie Menschen verkleiden und von diesen kaum mehr zu unterscheiden sind.
Das ist hip. Das ist in.
Auch wenn die Idee, die dahinter steckt nicht neu, sondern schon uralt, so scheint sie ausgerechnet jetzt von vielen Schreibern aufgegriffen und in neuer Verpackung wieder verarbeitet zu werden. Gleich drei parallel laufende Fernsehserien haben sich dieses Themas angenommen.
In Battlestar Galactica gibt es organisch konstruierte Androiden, die von Menschen nicht einmal durch eine Blutanalyse zu unterscheiden sind.
In Stargate und Stargate Atlantis gibt es die Replikatoren, ursprünglich Naniten, die sich so hoch entwickelt haben, dass sie menschliche Form und Gedankenmuster hervorbildeten – alles, was ihnen zu ihrem Glück noch fehlt, ist eine menschliche Seele, um selbst aufsteigen zu können.
Und in Terminator gibt es roboterartige Metallskelette, die mit einer halborganischen Masse überzogen sind und damit Menschen zum Verwechseln ähnlich sehen.
Man könnte jetzt eine Poll aufrufen und fragen, welche die beliebteren Serienandroiden sind – aber lassen wir das.
Widmen wir uns letzteren. Der Bekannteste dürfte das T-800 Modell sein, das im ersten und in verbesserter Version den beiden Folgefilmen in der Gestalt Arnold Schwarzeneggers zu sehen war. Doch auch wenn uns aus dramaturgischen Gesichtspunkten das Gesicht der Steyerischen Eiche dreimal begegnete, wissen wir seit dem zweiten Film, dass nicht alle Terminatoren in ihrer menschlichen Gestalt gleich aussehen. In der Zukunft gab es T-800-Modelle, mit anderen Gesichtern, die in rebellische Lager eindrangen. Und der T-1000 und Gott sei Dank die T-X sehen nicht wie Schwarzenegger aus.
Eigentlich war die Geschichte um den Terminator im dritten Teil abgeschlossen. Die Menschen hatten nicht verhindern können, dass der Judgement Day beginnt. Sarah Connor ist tot, an Krebs gestorben, und ihr Sohn John Connor wurde mit seiner Freundin und späteren Rebellenoffizierin in einem altmodischen, nicht vernetzten Bunker eingesperrt, um den Nuklearkrieg, den Skynet auslöst, zu überleben.
Damit ist die Bühne der Gegenwart so ziemlich abgeschöpft worden. Inzwischen wissen wir, dass es eine weitere Terminator-Trilogie geben wird, die allerdings in der Zukunft mit einem erwachsenen John Connor spielen wird.
Dennoch hat sich Autor Josh Friedman den Plot zu einer Fernsehserie überlegt, die in der Gegenwart spielen soll.
So "wirr" ist die Sache gar nicht, denn dadurch, dass man in der Zukunft Menschen und gar Maschinen in die Vergangenheit schicken kann und man Zeitparadoxe bei Terminator ohnehin vernachlässigen kann (John Connor schickte seinen eigenen Vater Kyle Reese (der beispielsweise 2007 erst 5 Jahre alt war) aus der Zukunft in die Vergangenheit, wo dieser Sarah Connor schwängerte, woraus John Connor überhaupt erst hervorgegangen war. Nein, nicht über die Logik dieser Sache nachdenken).
So erfuhren wir in T:3 Rebellion der Maschinen, dass durch die Zerstörung der Computerfirma Cyberdyne die Zukunft nicht verändert, sondern den Tag der Offenbarung nur verschob hat.
In der Serie Terminator: The Sarah Connor Chronicles wird an eben dieser Stelle angesetzt. Zwei Jahre nach der Zerstörung Cyberdynes versucht Sarah mit ihrem Sohn John ein neues Leben in einer amerikanischen Kleinstadt zu beginnen. Sie ist mit einem Rettungssanitäter verlobt. John besucht die lokale Schule. Beide leben unter dem Decknamen Reese, der Nachname von Johns Vater.
Bitter zu spüren bekommen sie, dass der Judgement Day doch nicht ganz abgewendet wurde, als in Johns Schule ein T-888-Modell in Gestalt eines Vertretungslehrers auftaucht und John zu erschießen versucht. Dieser bekommt unerwartet Hilfe bei der Flucht von seiner Mitschülerin Cameron, die in Wahrheit ein Terminator (Modelnummer bisher unbekannt) ist, das von John in der Zukunft umprogrammiert und in die Zeit zurück geschickt wurde, um ihm zu helfen.
Auf der Flucht vor dem Terminator-Lehrer gelangen Sarah, John und Cameron zu einer Bank, wo sie sich in einen Tresorraum einschleusen. Da es nicht möglich ist, anorganische Materie (mit Ausnahme der Terminatoren, deren Haut jedoch halborganisch ist) durch die Zeit zu schicken, hat Cameron mit dem Stand hiesiger Technik und ihrem Wissen aus der Zukunft einiges für einen Zeitsprung vorbereit. Die Minizeitmaschine schickt die drei ins Jahr 2007.
Und hier gibts gleich den ersten Patzer. Alle drei stehen nackt auf einem Highway. Das heißt, die Bank, aus der sie fliehen konnten gibt es in acht Jahren nicht mehr, denn sie haben sich ja nur zeitlich, aber nicht örtlich bewegt. Viel problematischer wirkt die Erklärung, warum der nackte Metallschädel des Terminators den Zeitsprung ebenfalls mitmachen konnte. Im Gefecht im Tresorraum, kurz vor dem Sprung, wird der T-800 nämlich von den Blitzen der Zeitmaschine erfasst, ihm die Haut vom Schädel gerissen und sein Schädel gerät mit in den Zeitstrudel.
Die Sache mit der Bank wird hinterher aufgelöst. Der Highway scheint noch relativ frisch zu sein und unter dem Bauschutt auf einem Schrottplatz findet sich tatsächlich der kopflose Körper des T-800 wieder. Dieser reaktiviert sich sogar und macht sich auf die Suche nach seinem Schädel, den ein Bauarbeiter eingepackt und mit nach Hause genommen hat.
Cameron erklärt, dass die Terminatoren so geschaffen wurden, dass sie sich selbst wieder reparieren können. Die CPU im Schädel hat nach ihrer Ankunft in der Zukunft Kontakt zu dem Torso aus der Vergangenheit aufgenommen.
Im Jahr 2007 müssen Sarah und John feststellen, dass der Krieg gegen Skynet bereits die Vergangenheit erreicht hat. Der Judgement Day wurde auf einen Tag im April 2011 verschoben (ursprünglich war dies der 29.08.1997 – im dritten Spielfilm ist der Judgement Day 2004 angesiedelt, damit spielt die zeitliche Zuordnung jetzt überhaupt keine Rolle mehr, da die Serie vor dem dritten Film spielt).
Munter schicken sowohl Skynet als auch die menschlichen Rebellen ihre Soldaten aus der Zukunft in die Vergangenheit, um sich gegenseitig auszuboten. Noch immer sind Johns Rebellen daran interessiert, den Judgement Day aufzuhalten. Dagegen versucht Skynet auf der einen Seite, John Connor zu töten und schickt andere T-800 Modelle in die Vergangenheit, um den Tag des jüngsten Gerichts vorzubereiten (so schließt sich ein Terminator in einer gesicherten Bunkeranlage ein, nachdem er dort Material gehortet hat, um Exoskelette für Terminatoren herzustellen).
Sarah und John sind weiterhin daran interessiert, den Judgement Day zu verhindern. Eine erste Spur finden sie in einem Computerbauer, der einen Schachcomputer mit überragender künstlicher Intelligenz erschaffen hat. Gleichzeitig kommen ihnen der FBI-Agent James Ellison sowie Sarahs Ex-Verlobter auf die Schliche.
Und auch der Terminator aus der Vergangenheit hat sich inzwischen wieder komplett zusammengesetzt und sich eine halborganische Haut besorgt. Als FBI-Agent getarnt versucht er seine Mission zu erfüllen und John Connor weiterhin zu töten. Unerwartet Hilfe kommt aus der Zukunft in Form von Derek Reese, Kyle Reeses Bruder und damit Johns Onkel.
Neun Episoden wurden für die erste Staffel gedreht. Nachdem bereits klar war, dass die Sarah Connor Chroniken in die zweite Runde gehen, hat man das Ende bewusst als Cliffhanger konzipiert. Die Story setzt sich nahtlos fort. Bei der Serie handelt es sich zwar in sich abgeschlossene Episoden, die jedoch einen starker roter Faden (roter als rot!) durchzieht, sodass man die Handlung schon von Anfang an verfolgen muss, um am Ball zu bleiben.
Bisher bot jede der neun Episoden neuere Handlungsstränge. Die Gefahr, dass es auf eine Flucht vor nur einem weiteren Terminator hinausläuft und sich von Folgezu Folge wiederholt, besteht Gott sei Dank nicht. Vielmehr erfährt der Zuschauer einiges darüber, wie sich Skynet letztendlich doch entwickelt hat. Durch die Einbringung von Derek Reese bieten sich auch interessante Aspekte. Sarah traut ihm nicht und verheimlicht ihm lange Zeit, dass John Kyles Sohn ist. Derek vertraut Cameron nicht, weil sie eine Maschine ist. John vertraut Cameron, da er sie ja selbst in die Vergangenheit geschickt hat, um ihm beizustehen. Cameron hingegen zeigt, dass man ihr nicht unbedingt vertrauen sollte, da sie auch in der Lage ist zu lügen.
Kommen wir zu den Charakteren:
Lena Headey (Queen Gorgo aus "300") macht als Sarah Connor eine gute Figur. Sie spielt die toughe Heldin für die nur eines zählt: Das Überleben ihres Sohnes. Dafür geht sie auch über Leichen.
Thomas Alexander Dekker ist in der ersten Staffel ein eher schüchterner John Connor, der aber von Folge zu Folge auftaut und mehr die Führerrolle annimmt. Dabei ist er nicht immer mit den Entscheidungen seiner Mutter einverstanden und entwickelt mehr die Selbstständigkeit, die man von einem späteren Feldherrn erwartet.
Summer Glau, das "zarte Püppchen" spielt die Terminatrix Cameron. Und die ist wirklich zum Fürchten. Auf der einen Seite sieht man in ihr ein hübsches, naives Wesen, das sich versucht an Redewendungen anzupassen, die menschliche Verhaltensmuster hinterfragt und nach einer Erklärung vollkommen falsch anwendet. Ein wenig erinnert sie den Zuschauer an einen frühen Data, aus Star Trek. Ein Kind im Geiste, das mangels Emotionen nicht in der Lage ist, die Menschen zu verstehen und selbst wirklich menschlich zu sein. Aber im Gegensatz zu Data ist Cameron eiskalt. Begriff wie Mitgleid, Gerechtigkeit oder Hilfsbereitschaft sind ihr völlig fremd. Sie agiert nur nach ihrer Programmierung, eingeteilt in Missionszielen. Cameron sieht tatenlos zu, wie sich eine Schülerin von einem Hausdach zu Tode stürzt. Sie fragt während einer Mission eine Ballettlehrerin, ihr bestimmte Tanzschritte beizubringen und scheint so etwas wie Kreativität zu entwickeln (was Derek Reese mächtig beeindruckt, denn nach seiner Auffassung tun Terminatoren so etwas nicht), nur um ein paar Stunden später zuzulassen, dass die Ballettlehrerin und ihr Bruder von einem Killerkommando umgebracht werden, nachdem Cameron ihr Versteck mit den erhaltenen Informationen der beiden verlassen hat.
Da legt sich einem beim Zuschauen schon eine eisige Pranke um die Kehle.
FBI-Agent Ellision übernimmt die Rolle des Fox Mulders in der Serie. Zunächst ist er gar nicht auf dem I want to believe-Trip, doch als er nach einem Kampf Camerons gegen einen anderen Terminator eine abgetrennte Maschinenhand findet, ändert sich das schlagartig. Er erfährt, dass Sarah Connor noch lebt. Aus den Videobändern, die während Sarahs Aufenthalt in der psychiatrischen Anstalt aufgezeichnet wurden, erfährt er weiterhin von Skynet, dem Tag des jüngsten Gerichts und der Herrschaft der Maschinen.
Alles in allem hinterlässt die 1. Staffel der Sarah Connor Chroniken einen schönen Eindruck, der Lust auf mehr macht.

Sarah Connor (Foto (c) by 20th Century Fox)

Terminatrix Cameron (Foto (c) by 20th Century Fox)

Teaserposter mit Cameron, John und Sarah (c) by 20th Century Fox