Abenteuer Algerien: Wozu Camel Trophy und Marlboro Adventure Reisen?


„Jetzt
vergiss mal den Sicherheitsgurt. Wir sind hier in Afrika!“ Das Ganze noch im
Original „grävenbreuchschem“ Dialekt gesagt, klingt überzeugend. Ich lasse den
Sicherheitsgut hängen und genieße die Fahrt.

Aber vielleicht sollte ich vorn anfangen.

Sonntag. 18:38 Uhr. Dortmund Hauptbahnhof. Die Welt ist in Ordnung. Die Haare
liegen.
Der Zug ist pünktlich, was soll man da sagen? Allerdings fehlt eine komplette
ICE-Einheit, sodass ich bis zum anderen Ende des Bahnsteigs laufen muss, um den
1. Klasse Wagen zu erreichen. Zwar haben wir reservierte Sitze, aber ein Vierer
mit Tischen in der Mitte bietet sich im Großraumwagen an. Zusammen mit unserem Auftragsleiter
lasse ich mich nieder, Unterlagen werden hervorgekramt, ich hole mein Netbook
aus der Tasche und beginne an einem Roman zu tippen.

In Bochum erwarten wir noch einen weiteren Mitreisenden, während in Köln noch
mein Kollege Christoph („Stell schon mal den Doornkaat kalt“) zu uns stößt.

Soweit so gut. Es wäre nur schön, würde der Zug weiter fahren. Nach fünf
Minuten Aufenthalt folgt eine Durchsage, dass aufgrund eines Personenunfalls,
die Hochgeschwindigkeitsstrecke zwischen Bonn und Frankfurt nicht befahrbar
wäre und wir einen Umweg nehmen würden. Unfall? Gehört Selbstmord jetzt in die
Kategorie Unfall? Steckt da nicht irgendwo das Wort Mord schon im Begriff? Egal, nur: Muss es ausgerechnet auf unserer
Strecke sein?

Nach 15 Minuten fährt der Zug noch immer nicht an. Eine erneute Durchsage
verschafft Klarheit. Alle Ziele verspäten sich um ca. 90 Minuten. Damit
schaffen wir das Flugzeug um 22:40 Uhr nicht mehr, also muss Plan B herhalten.
Wir schnappen uns zu viert unser Gepäck, verlassen den ICE und hetzen zum
Ausgang des Kölner Hauptbahnhofs, um ein Taxi zu entern. Für das Suchen einer
Großraumlimousine ist nicht genug Zeit, also nehmen wir den Mercedes Kombi mit
dem Kölner Urgestein hinter dem Steuer. Klar fährt er uns nach Frankfurt.
"In Frankfocht binnisch no net jewäsän", sagt der Fahrer, der
vermutlich noch nie aus der Kölner City herausgekommen ist. Dem entsprechend
war auch sein Fahrverhalten auf der Autobahn. Es hätte nur der Ausruf
"Meen Jott, is hier veel Platz" gefehlt.

Zwei Stunden später, einmal den Tank gefüllt und 250 Euro leichter erreichen
wir Frankfurt Flughafen. Es ist 22:00 Uhr. Quer durch FRA Airport hetzten, den
Lufthansa Schalter erreichen. Prima: Vier FIRST-Schalter sind besetzt, jeder
nimmt sich einen vor und gibt rasch das Gepäck auf. Wir eilen durch die
Zollkontrolle, kommen am Gate an und genau in dem Moment beginnt das Boarding.
Aus der Traum von noch einem kühlen Getränk und etwas zu Essen in der Business
Lounge.

Beim
Einstieg fällt mir ein Economy Class Schild über dem Eingang auf. Ich denke,
ich würde durch den falschen Eingang einsteigen und frage, links oder rechts.
Der Flugbegleiter deutet nach rechts. „Es geht nur in die Richtung, es sei
denn, Sie wollen fliegen.“

„Geht
nicht, ich hab meinen Flugschein zu Hause liegen gelassen“, antworte ich.


Die Saftschubsen (sorry, Cindy, falls du das hier liest, aber deine Kollegin war
eine lustlose Trantüte und die schwuchetligen männlichen Begleiter waren
einfach nur … nun ja, schwuchtelig. Da werden Vorurteile knallhart bestätigt)
bringen nach dem Start rasch was zu trinken. Zum Abendessen gibt es Poularde mit
Weichweizen und Zuckerschoten oder wahlweise auch Zander. Da ich weder Fisch
mag, noch Fisch esse noch irgendwo hingehe, wo man mich zwingt Fisch zu essen*,
entscheide ich mich natürlich für die Poulade entschieden, die sehr schmackhaft
ist.

Der Flug ist beinahe ereignislos, wäre da nicht die lose Abdeckklappe eines Fensters,
die einem Mann mit Flugangst sehr zu schaffen macht. Der Flugbegleiter schafft
es nicht, diese wieder einzusetzen und auch seine beruhigenden Worte, es könne
nichts passieren, zeigen eher keinerlei Wirkung.

Nach der Landung werden wir von der Firma Control Risks abgeholt, die weltweit
Büros unterhält und Sicherheitsdienstleistungen unterhält. Mit Sicherheit ist
es allerdings nicht weit her, denn der gute Mann hält nur ein Schild hoch.
Ausgewiesen hat er sich selbst nicht. Bewaffnet sind diese Leute im Übrigen
auch nicht.

Die nächste Überraschung erwartet uns im Hilton (ohne Paris) Algier. Zwei
Trantüten hinter dem Tresen. Es dauert, bis der erste von uns dran ist. Dann
das Stirnrunzeln. Wie, keine Zimmer reserviert? Gibt’s doch nicht. Muss doch.
Nee, wäre nicht. Aber man hat Zimmer frei, also haben wir die genommen.
Vermutlich zu einem wesentlich teureren Tarif.

Der Hit ist das Hilton auch ohne Paris nicht. Eine defekte Klimaanlage und ein
Fön, der meint jede 5 Minuten anspringen zu müssen, sobald im Bad das Licht an
ist. Na gut, für 4 Stunden Schlaf (mehr bleibt nicht) muss es reichen.

Um 6:00 Uhr klingelt der Wecker. Auf das Frühstück verzichte ich, denn um Punkt
07:00 Uhr holt uns Control Risks wieder ab. Es geht erneut zum Flughafen, um
diesmal die 9:00 Uhr-Maschine von Algier nach Oran zu erwischen. Das Einchecken
am Schalter von Air Algerie klappt problemlos. Das Flugzeug selbst, eine
Propellermaschine, scheint schon 50 Jahre oder mehr auf dem Buckel zu haben. „Versifft“
wäre noch zu harmlos ausgedrückt.

Der Flug verläuft ereignislos, wie eine Busfahrt, wenn man nicht aus dem
Fenster schaut und feststellt, dass man einige Kilometer über dem Boden
schwebt.

10:00 Uhr Ankunft Oran es Senia Aeroport. 26 Grad. Sonnig. Die Frisur hält.

Wir werden vom Sicherheitskonvoi abgeholt und direkt mit Gepäck zur Baustelle
gebracht. Die Fahrt dauert knapp 35 Minuten. Wir treffen dort gegen 11 Uhr ein
und haben erst einmal ein kleines Palaver mit einem der Torposten, denn der
Polizist ist nicht gewillt, uns einzulassen. Hier geht alles streng nach
Vorschrift. Unser Sicherheitschef weiß dann aber zu überzeugen und regelt die
Sache.

Wir schauen uns ein wenig um, begrüßen Kollegen, Smalltalk hier und dort. Dann
ist für 13 Uhr ein Meeting einberaumt, wodurch wir unser Mittagessen
verschieben müssen. Das holen wir um 15:30 Uhr nach. Die Küche auf der
Baustelle weiß uns zu verwöhnen: Schaschlikspieße mit Pommes, vorweg ein
kleiner Salatteller. Sehr schmackhaft.

Gegen 18 Uhr geht es im Konvoi zum Sheraton Hotel, das einfach bombastisch
ist. Nach dem Einchecken, das wesentlich schneller abläuft als im Hilton (wenn
Paris das wüsste!) verabreden wir uns für 20 Uhr im Irish Pub im Hotel und
genießen bei Burgern, Bier und Live Musik den Abend. Die dreiköpfige Band
schmettert von Cat Stevens bis The Police alle Hits.

Auf
Nachfrage nach Stella ernten wir verdutzte Blicke des Kellners. Anscheinend hat
Stella heute frei, aber das gleichnamige Bier gibt es wohl, und als der Kellner
endlich versteht, bringt er auch das gewünschte Getränk.

Etwa gegen
Mitternacht geht es in die Heia. Der Wecker klingelt bereits wieder um 6 Uhr.
Keine Zeit für ein Frühstück, denn um 7 Uhr geht der Konvoi zur Baustelle los.
Wir haben Meetings und machen eine Begehung der kompletten Baustelle, die
immerhin etwa einen Quadratkilometer an Fläche misst. Anschließend Mittagessen
(Suppe und ein Nudelteller mit Fleischeinlage – auch nicht ohne!). Danach noch
ein Meeting. Das gleiche Prozedere um 18 Uhr – Rücktransfer zum Hotel.

Inschallah
haben wir schon am Vortag ausgecheckt, sodass Christoph und ich uns direkt in
die Hotelbar setzen und noch Drinks zu uns nehmen, während wir auf die Fahrt
zum Flughafen warten.

So geht es
auch gegen 19:30 Uhr los. Dass zum wiederholten Male der Kreditkartenbucher des
Sheraton nicht funktioniert, lassen wir hier großzügig unerwähnt. Für 21 Uhr
ist unser Abflug geplant. Wir sind kurz vor 20 Uhr am Schalter der Air Algerie.

Nanu?
Hinter einem Tresen sitzen zwei Damen und erzählen sich was. Während hinter
einem leeren Schalter eine Menschenschlange wartet.

Deutsch
wie wir sind steuern wir natürlich den besetzten Schalter an, doch die beiden
Damen heben synchron den Kopf, erzählen etwas von „Fermez“ und deuten auf die
lange Schlange. Wohl oder übel stellen wir uns hinten an. Die Damen erheben
sich und verschwinden. Alsbald taucht dann endlich jemand an dem Schalter auf,
an dem wir stehen und beginnt mit der Abfertigung. Dann kehren die Damen zurück
und besetzen die übrigen leeren Schalter. Hallo? Geht’s noch?

Jedenfalls
machen Christoph und ich durch ein hastiges Rübereilen ein paar Meter
Menschenschlange wett. Doch wirklich gebracht hat es uns nicht, denn nachdem
wir unsere Tickets haben, wird unsere 21-Uhr-Maschine für 21:45 Uhr angezeigt,
was sich dann nach 30 Minuten auf 21:20 Uhr einpendelt.

Wir verbringen
die Zeit mit Hörbuch und Musik in der Wartehalle und besteigen pünktlich um
21:20 Uhr erneut eine Turboprop-Maschine, die in noch schlechterem Zustand ist,
als die auf dem Hinflug. Unter meinen Füßen rutscht der Teppichboden weg,
sodass ich förmlich in den Sitz falle, der mit der Rückenlehne nachgibt und
sich nicht mehr in aufrechte Position bringen lässt.

Na schön,
ist ja nur für eine Stunde.

Genau
diese später setzt der Flieger auf der Landebahn von Algier auf und Christoph
spricht die verhängnisvollen Worte: „So, jetzt haben wir das Schlimmste
überstanden. Ab ins Hotel, Abendessen, an die Bar, ausschlafen und morgen gemütlich
zum Flughafen.“

Es wäre
wirklich schön gewesen. Doch die nächste Überraschung erwartet uns im Hilton
(wieder ohne Paris).

„You have
a reservation?“

„Sure.“

„Sorry, it
seems there’s no reservation for you.“

Okay, das
Problemchen kennen wir ja schon vom Hinflug. Hat mal wieder jemand geschlafen,
obwohl wir auf der Baustelle im Sekretariat reklamiert haben. Kann passieren.
Macht ja nichts. Nehmen wir wieder so ein Zimmer.

„I am
sorry, but we are fully overbooked.“

Watt?!
Griff zum Telefon, Control Risks angerufen. Wir haben hier ein Problem, du
musst uns wieder vom Hilton abholen. Wir bitten den Portier, ein anderes Hotel
anzurufen. Er versucht es. Mercur, Ibis, Sheraton, Sofitel. Alles voll. Wir
versuchen es ebenfalls. Kein Erfolg. Mittlerweile ist es 0:00 Uhr. Ein Anruf in
Deutschland bleibt unbeantwortet. Wir versuchen es über einen Reedereiagenten
in Oran, der auch ein Büro in Algier unterhält. Ohne Erfolg.

 „Wir
finden schon was für euch“, sagt der Portier. Dann tuschelt er uns zu: „Ich hab
ein Haus, da könnt ihr diese Nacht schlafen.“

Warum wird
mir plötzlich schwindelig? Ah ja, klar, wir sind hier nicht in Bayern, sondern
in Algerien und bewegen uns nur mit Sicherheitseskorten. Mittlerweile trifft
unser Bodyguard ein, wir schildern ihm die Situation und er versucht ebenfalls
was zu reißen – ohne Erfolg.

Nach
einigem Hin und Her sehen wir ein, dass uns gar keine andere Wahl bleibt, als
das Angebot des Portiers anzunehmen. Denn das einzige freie Hotel liegt 60 km
außerhalb Algiers und die Worte unseres Sicherheitsmanns sind klar: „No, that’s
off limits, I can’t take you there. It’s not safe.“

Unter
einer Brücke auf dem Rücksitz eines Autos ist es sicherlich auch nicht „safe“.
Also ab zu dem Haus des Portiers. Der Bodyguard macht klar, dass er ebenfalls
dort schlafen muss, weil er uns in diesem Fall nicht aus den Augen lassen darf.

„No
problem“, sagt der Portier.

Okay, es
geht also los. Quer durch Algier in eine ruhige Wohngegend. Waren Sie schon mal
in Algier? Die Häuser sehen größtenteils so aus, als wären sie noch im Bau oder
werden gerade abgerissen. Obwohl sie bewohnt sind.

Zuvor gibt’s
jedoch noch einen kleinen Shopping Stop, denn um 01:00 Uhr ist das der letzte
Laden, der noch auf der Strecke offen hat.

„Come on,
guys, you can leave the car, this is not Afghanistan“, sagt unser Bodyguard.
Also raus aus der engen Kiste und rein in den Laden. Der mit Kompressor
betriebene Kühlschrank von den Ausmaßen eines Wohnzimmerschranks ist schon
beeindruckend. Und die Cola darin ist sogar kalt.

Nach dem
Einkauf geht es weiter.

„Hey, hier
wohnt mein Cousin“, sagt der Sicherheitsmann. So klein ist also die Welt. „He’s
with the special forces. It’s a safe place here. Look, overthere, there’s a
police station.“

Wir sind
nur halb beruhigt. Der Portier steigt aus, rennt zum Haus (wie gesagt, halb im
Bau, halb ausgebombt) und schließt die Haustür auf. Er winkt uns, wir packen
unser Gepäck und betreten den Flur.

Kein
Licht.

Die Treppe
hat kein Geländer.

Die
Kellertür ist nicht vorhanden.

Der
Durchgang zum Keller sieht aus, als wäre vor zwei Tagen eine Granate
eingeschlagen.

Ich bleibe
kurz stehen und warte darauf, dass mir jemand einen Kolben über den Schädel
zieht oder eine Augenbinde vor das Gesicht hält.

Nichts
dergleichen geschieht, also taste ich mich im Dunkeln mit Koffer und Tasche die
Treppe hoch bis in den ersten Stock. Doch, es gibt Licht. Im Badezimmer und
Küche. Die Küche ist sogar irrsinnig geräumig und beherbergt eine metallic
Samsung Kühlgefrierschrankkombi im amerikanischen Stil. An die Küche grenzt
eine Essecke an mit Fernseher und DVD Player. Um die Ecke geht es zu einem
größeren Raum mit zwei Liegen, einem Tischchen und einer Klimaanlage an der
Wand.

„Here you
can sleep. It’s all fresh, no one lives here. I sleep upstairs.“

Na, so
ganz koscher ist das aber nicht. Der Verdacht, dass der Portier öfter solche
Art Arrangements trifft kommt uns nicht zum ersten Mal. Und überhaupt,
irgendwie hat sich unser Sicherheitsmann zu schnell mit dem anderen Typen
angefreundet, auch wenn er zwischendurch immer wieder übersetzt, wenn die
beiden sich auf Arabisch unterhalten.

Zunächst
setzen wir uns an einen Tisch. Die beiden beginnen, das eingekauft essen
auszupacken. Wir unterhalten uns. Über England. Europa. All die Orte, an denen
die anderen schon gewesen sind. Über freche Mädchen in London und Deutschland
und den Verfall der Kultur im Allgemeinen.

„We
believe that good people meet good people“, sagt der Portier. Na so was, das
Gesetz der Anziehung funktioniert also auch im Islam 😉 Spätestens jetzt sind
meine Zweifel zerstreut. Ich beginne mich sicherer zu fühlen. Immerhin hätte
man uns jederzeit eine Knarre an die Schläfe halten können, ohne uns zu
bewirten.

Wir machen
uns fertig für die Nachtruhe. Christoph eine Liege, ich eine. Unser Bodyguard
schläft auf einem Doppelpack Matratzen auf dem Boden, der Portier entschwindet
eine Etage höher.

Guat’s
nächtle. Es ist 2:00 Uhr.

Mir fallen
die Augen zu, aber ich wache immer wieder auf. Von erholsamen Schlaf kann man
nicht reden. Um 5 Uhr werde ich hellwach. Der Muezzin ruft, und ich kann nicht
mehr einschlafen. Gegen 6 Uhr drifte ich weg und werde um 8:30 Uhr wieder wach.
Danach ist eh nicht mehr an Schlaf zu denken. Wir tätigen einige Anrufe, um
über unseren Verbleib zu informieren.

Anschließend
geht es gegen 09:30 Uhr zum Flughafen.

„Christoph,
tu mir bitte nur einen Gefallen: Sag jetzt nicht, wir haben das Schlimmste
überstanden. Die Worte waren beim letzten Mal fatal.“

In der
gemeinsamen Business Lounge von Lufthansa, British Airways und noch ein paar
Fluggesellschaften lassen wir uns nieder. Es gibt Blätterteigspeisen, Wasser
und Cola.

Die Frage
nach Internetzugang wird bejaht. Nun, Kontakt zum Router via W-LAN
funktioniert, doch rauswählen ist nicht.

Der
Flieger der Lufthansa geht pünktlich um 13 Uhr.

„Ich hätte
gerne das Moorschnuckenragout“, sage ich dem Flugbegleiter, der mich verwirrt
anschaut.

„Wo haben
Sie denn die Speisekarte her?“, näselt er.

„Aus dem
Sitz vor mir.“

„Oh, die
ist aber nicht aktuell. Wir haben heute Zander und Poularde.“

„Ah“, sagt
Christoph, „die Poularde war auf dem Hinflug schon gut, die nehme ich wieder.“

„Sie … Sie
hatten das schon auf dem Hinflug?“

Das war
dem Flugbegleiter offenbar peinlich. Er bemühte sich fortan, uns jeden Wunsch
von den Lippen abzulesen. „Wenn das Essen nicht mehr heiß genug sein sollte,
bringe ich Ihnen neues.“

16:30 Uhr –
Frankfurt Flughafen. Wir haben das unbeschreibliche Glück fast locker
durchspazieren zu können. Die Koffer kommen sofort und wir begeben uns zum
Fernbahnhof.

Ein ICE
ist verspätet und trifft zu dem Zeitpunkt ein, an dem unserer eigentlich
gebuchter Zug fahren soll. Um keine weiteren Überraschungen zu erleben, nehmen
wir diesen und ergattern ein leeres Abteil. Zu uns gesellt sich ein älteres
Ehepaar, oder vielmehr nur der Mann, denn die Frau macht keine Anstalten, sich
zu uns ins Abteil zu setzen.

„Der Zug fährt
doch nach Düsseldorf?“, fragt der Mann.

„Nein“,
antworten wir synchron. „Köln. Danach über Solingen.“

„Na egal.“

Irgendwie
scheint er jedoch seine Frau nicht davon überzeugen zu können, er verschwindet,
kommt zurück, geht wieder, kommt zurück, wuchtet den Koffer aus der
Gepäckablage und stellt ihn draußen auf den Gang. Wirklich bei uns gesessen hat
der Mann nicht. Er verabschiedet sich und verlässt den Zug mit seiner Frau
bereits in Bonn.

Christoph
verabschiedet sich in Köln und ich habe auf der Strecke
Köln-Solingen-Wuppertal-Hagen-Dortmund das Ruheabteil der 1. Klasse im ICE für
mich allein und lese die Bahnzeitschrift Mobil. Ein Interview mit dem
Vorsitzenden des Börsenvereins über Ebooks bringt mich innerlich in Rage, als
es um die Preisgestaltung von Ebooks geht. Der Schnösel meint doch tatsächlich,
die müssten genauso viel kosten, wie gedruckte Bücher, weil man ja für den
Inhalt zahlen sollte und nicht für die Form?

Hallo? Mal
aufwachen bitte! Und deswegen sind mp3-Downloads für Alben 5 Euro günstiger,
als die CD? Also manche Leute … ach was reg ich mich auf 😉

Das war
Abenteuer Algerien.

 

Dirk van
den Boom meinte meine Rückkehr mit folgenden Worten zu bekunden (das Szenario hebe
ich mir für eine eventuelle Folgereise auf):

-----:CNN daily update------
Algerian "Taliban" crushed in surprise defeat.
Algiers, October 14th 2009. A number of Algerian fundamentalist insurgents faced the challenge of their life while launching an attack on a 
convoi heading to a construction site in the southern desert. Government sources report that the convoi, escorting German engineers and
logistic experts, was attacked by a number of around 100 islamist fighters. While the government soldiers reacted without coordination and
visible impact, the day was saved by an unknown German logistics expert, codenamed "Kampfsau". Collecting a rifle from an injured soldier,
the German "Rambo", who by confession trained young women in self-defence in the past, single-handedly killed more than a dozen of the
insurgents. The disheartened islamists finally decided to call it a day and disappeared into the desert. The German, who pleaded for anonymity,
said he just did his "duty and nothing by my duty". The convoi was able to complete his journey without any further problems.


Das Hilton (ohne Paris) in Algier

Das Sheraton in Oran

Blick auf die Bucht von Oran vom Sheraton aus.

Der Muezzin ruft früh. Danach kann man jeden Gockel stellen.

In der Arzew Industrial Zone entsteht die größte Düngemittelanlage der Welt.

Kay, der Baumeister. Nun ja …

Erinnerungen an eine abenteuerliche Nacht (nicht, was Sie jetzt denken!!!)


* aus Superman II: Allein gegen alle

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