Gleich vorweg, heute hat Google wie angekündigt im Android-Bereich einige Neuerungen vorgestellt. Der geheimnisvolle Name von Android L als Süßspeise wurde nun mit dem Codenamen „Lollipop“ enthüllt.
War kein Ding und weitgehend schon bekannt bzw. gehandelt worden.
Des Weiteren sind neue Nexus-Geräte am Start, die soweit auch schon alle bekannt waren. Da fragt man sich, warum man noch offiziell vorstellt. Sobald die ersten Leaks da sind, sollen die Hersteller doch einfach auf ihrer Webseite die Specs und Bilder veröffentlichen und gut ist. So sparen sie sich die Kosten für irgendwelche Pressevents.
Während sich im Smartphone-Segment zwischenzeitlich was getan hat und nach dem Nexus 4 auch das Nexus 5 herauskam, schien der Tablet-Bereich eingefroren zu sein. Im 10″-Sektor passierte nichts, im 7″-Format gab es mal ein 2013-Update des Nexus 7.
Jetzt kommt das Nexus 9 – ein 8,9″ Tablet von HTC. Wenn ich richtig gezählt habe, ist das HTCs zweiter Versuch, ein Tablet auf die Beine zu stellen. Der erste noch mit Froyo versehene Tablet PC sollte hier mit dem Mantel des Schweigens bedeckt werden.
Die Specs vom Nexus 9 sind rasch aufgelistet und bietet weder State-of-the-Art Spezifikationen noch irgendein Feature, das andere Tablets nicht schon haben. Vor allen Dingen schon für einen deutlich geringeren Preis haben, denn das Nexus 9 soll in seiner günstigsten Variante für 399 Euro den Besitzer wechseln, bei 16 GB WiFi-only.
Sicher haben wir mit dem Tegra K1 einen hübschen Prozessor mit ordentlich Power, aber das war es auch schon. Der Rest ist bei vielen Tablets zu günstigeren Preisen schon gang und gäbe: 2048 x 1536 Auflösung, 2 GB RAM, 8 MP Kamera, Akku 6700 mAh.
Erwähnenswert wäre hier einzig das Format. Während die meisten Androiden im 16:9 daherkommen setzen HTC und Google diesmal wie Apple auf 4:3.
Die Filmfans schreien jetzt auf, aber mal ganz ehrlich: Wer gut sich Spielfilme auf dem Tablet denn an? 16:9 im Portraitmodus zu halten ist großer Kappes, da passen 4:3 schon wesentlich besser.
569 Euro werden für LTE und 32 GB Variante fällig. Das ist zwar noch nicht ganz der Preis eines 32 GB LTE iPad Air, beginnt aber, sich zu nähern, wenn man bedenkt, dass Google in den letzten beiden Jahren durch eher Niedrigpreise die Nexus-Geräte der Allgemeinheit eröffnet hat, statt sie reinen Geeks, Nerds und Entwicklern vorzubehalten.
Allerdings ist HTC auch nicht gerade für seine Billigsegment-Produktionen bekannt, sodass wir hier schon etwas gehobeneres erwarten dürfen.
Wenn ich die Produktfotos und das Video richtig deute, scheint die Kamera wie beim iPhone 6 und 6 plus etwas hervorzustehen, was den Gebrauch eines Tablets in seiner Nacktheit auf einem Tisch unmöglich macht und man gezwungen ist, ein Cover oder Case zu benutzen, will man keinen Kippeleffekt haben.
Mit 7,95mm ist das Nexus 9 auch noch ein „Oschi“ was die Dicke betrifft. Hier geht Dell mit vor Stolz geschwellter Brust voran und hat uns das Dell Venue 8 7000 als dünnstes Tablet der Welt mit 6 mm Dünne vorgestellt.
Kommen wir zum neuen Telefon. Google hat in Zusammenarbeit mit LG gezeigt, dass sehr gute Mittelklasse-Geräte auch günstig produziert werden können. Das war noch lange bevor das OnePlus One spruchreif war (wobei wir das OPO schon im High End Segment ansiedeln dürfen).
Das Nexus 4 erschien zum Marktstart zu einem Preis von 299 Euro. Klar, High End konnte man nicht erwarten und Abstriche musste man machen, beispielsweise bei der Kamera und dem Speicher. Aber selbst mit 8 GB RAM (mit 5,nochwas nutzbarem Speicher) machte das Nexus 4 eine sehr gute Figur. Auch die Glasrückseite sah optisch ansprechend aus. Erste Qi-Ladetechnologie war verbaut, sodass drahtloses (wenn auch nicht ausgereiftes) Laden möglich war.
Zu dem VÖ-Termin waren die 299 Euro ein echter Kampfpreis, zu dem Nutzer schnell griffen, ehe sie sich in Dimensionen von 500 Euro aufwärts bei der Konkurrenz von Samsung, HTC oder Sony bedienten.
Kurz vor dem Start des Nexus 5 hat Google noch einmal kräftig nachgelassen und die 8 GB Variante sogar für nur 199 Euro angeboten.
Dann hatten wir mit dem Nexus 5 einen weiteren LG-Kandidaten an Bord für immerhin 349 Euro (der Mehrpreis wurde durch ein größeres Display und einige weitere Features gerechtfertigt). Saubere Sache von LG und Google. Die können es!
Aber auch die bauähnlichen Originalgeräte von LG wie beispielsweise das LG G2 kam zum Start mit deutlich gesenktem Preis heraus. Während UVPs von Neugeräten gerne mit 699 Euro angegeben werden, der Verkaufspreis beim Online-Händler eures Vertrauens zum Erscheinungstag dann irgendwo bei 560 Euro liegt, ist LG gleich mit 499 Euro eingestiegen mit massivem Preisverlust innerhalb der ersten sechs Wochen.
Dann kam Motorola und bot das, was LG konnte ohne Googles Unterstützung aus eigenem Haus an: sehr gute Mittelklasse-Geräte zu einem erschwinglichen Preis. Nur 169 Euro zum Start des Moto G – und der verbesserte Nachfolger Moto G 2nd Gen. liegt mit 199 Euro auch unerreichbar günstig vorn.
Hier stimmt das Preis-Leistungsverhältnis … oder eher zum Vorteil des Nutzers überhaupt nicht mehr, denn soviel Leistung kriegt man woanders deutlich teurer oder gar überteuert.
Nun ist Motorola mit dem Nexus 6 der Kandidat des Vertrauens in Mountain View. Eigentlich hätte man bei den Preisen des Moto G und auch des teureren Moto X davon ausgehen können, dass man hier wieder Kampfpreise anbietet.
Doch Google dreht den Spieß um und sagt mit der Preispolitik: Leute, wir wollen gar nicht viele Geräte verkaufen. Soll die Nexus-Serie doch wieder nur den Nerds und Geeks gehören und die „Normalos“ sollen sich auf dem Markt bedienen.
So sieht es aus, denn bei unverschämten 5,96″ (irgendwo hört der Größenspaß auf) und mit zwar High End Specs (neueste Schnippdrache 805 mit 2,7 GHz und Adreno Grafikeinheit 420) soll der Phablet-Riese mindestens 649 Dollar/Euro kosten.
Für den Preis gibts ein LG G3 und ein Moto G 2nd Gen und zwei große Pizzen. Auch wenn der Prozessor neuer und schneller ist, der Mehrpreis rechnet sich normalerweise nicht. Solange Google es nicht schafft, Android so flüssig laufen zu lassen wie Apple iOS, können sie noch viermal schnelle Prozessoren verbauen, ohne Aussicht auf „smoothly operations“ zu erhalten. Hier liegt der Käfer im Kernel, nicht der Colonel im Käfer. Sprich Android muss besser werden. Nicht Projekt Butter versprechen und dann Gefrierfachbutter verkaufen. Butterweich war anders, ganz anders.
Das Nexus 6 ist somit zu groß, zu fett und viel zu teuer. Ein No go! Aber vielleicht will man das ja auch bei Google so, immerhin mehrten sich die Gerüchte, die Nexus-Serie einzustampfen und mit was ganz neuem auf dem Markt zu landen.
Schade, Google, ich hatte mir eigentlich mehr erhofft.
Mal sehen, was Cupertino morgen so auftischt.