Skye verzog die Miene, halb vor Zweifel, halb vor Erstaunen. Sie drehte den Kopf und sah ebenfalls zum Dock. Ihr bot sich das gleiche Bild wie Bryan zuvor. Ein blonder Kämpfer, mit Schwert und Degen bewaffnet, lieferte sich ein Duell gegen den Prinzen von Schamah. Er hatte zwei weitere männliche Mitstreiter und eine Frau von überirdischer Schönheit und exotischem Aussehen im Gefolge. Schlank, hoch gewachsen, mit weißer Haut und hellem Haar. Sie tänzelte grazil über die Planken des Piers und spannte einen Langbogen mit einer Leichtigkeit, als zupfe sie eine Gitarrensaite. In der Nähe der neugierigen Zuschauer sahen Bryan und Skye einen Magier. Die Stege waren mit Hunderten von flink dahin krabbelnden Achtbeinern gesäumt, Spinnen ähnlich der, die Bryan vor ein paar Tagen an seinem Nachtlager getötet hatte.
„Wächterspinnen!“, ächzte Fronar. „Hier?“
Noch grotesker war jedoch das Bild der beiden sich bekämpfenden Riesen, die über den Kai polterten und mit ihren zweihändigen Waffen alles niedermähten, was ihnen in den Weg kam. Bryan erkannte in dem einen Hakar, den Hünen, der Kensam folgte. Er schwang seinen gewaltigen Zweihänder über den Kopf und fällte einen uniformierten Mann, der mit einer Hellebarde auf ihn zustürmte. Der andere riesige Kerl musste zu dem blonden Krieger gehören, der am Weltentor im Nordgebirge auf Bryans Ankunft gewartet hatte. Er hielt eine zweischneidige Streitaxt und setzte dem Zwei-Meter-Mann Hakar mächtig zu. Die beiden Berserker lieferten sich einen atemberaubenden Zweikampf und nahmen dabei einen Teil des Hafenbeckens auseinander. Holz splitterte. Planken flogen. Menschen stoben kreischend auseinander. Andere suchten ihr Heil in einem Sprung ins Wasser.
In einer anmutigen Bewegung schwang die exotische Frau ihren Bogen über die Schulter, zog stattdessen einen Streitkolben von ihrem Gürtel und griff Djen an, die sich allerdings mit ihrer Sichelkette zu verteidigen wusste.
Bryan sah, wie Kensam sich nicht minder spektakulär mit dem blonden Krieger duellierte. Beide kämpften mit zwei Waffen gleichzeitig und beherrschten diese Art der Fechtkunst hervorragend. Immer wieder stieß Kensam mit dem Schwert zu und parierte mit dem Streithammer, während der Krieger Shens gewandt den schweren Degen mit dem Langschwert kombinierte.
Derweil kümmerte sich der verbleibende Mann um die Spinnen, die über die Planken huschten, sich auf ahnungslose Passanten stürzten und versuchten, die Kämpfenden zu erreichen. Mit seiner Armbrust, die er in wilder Hast immer wieder neu mit einem Spannhebel nachlud, feuerte er auf die kleinen, pelzigen Krabbeltiere, und wenn er einmal nicht schnell genug war, riss er eines der unzähligen Messer aus dem Armbandhalfter und tötete die Achtbeiner mit einem gezielten Wurf.
Inzwischen trafen Soldaten der Hafenwache von Kerenna ein, verschafften sich einen kurzen Überblick, scheuchten die Schaulustigen beiseite und griffen dann unmittelbar ins Kampfgeschehen ein.