Eine Messgröße braucht jeder, um zu wissen wo er steht, wo er hin will, wie weit es noch bis zum Ziel ist. Eine Arbeitskennzahl halt.
Bei Autoren ist das schwierig, denn da gibt es kein einheitliches Muster, eine Kennziffer festzulegen. Natürlich kann man in Manuskriptseiten zählen. Doch nicht jeder schreibt seinen Text auf einer Normseite, sondern haut ihn teilweise völlig unstrukturiert auf eine weiße Arbeitsfläche.
Ich kenne einige Autoren, die Wörter zählen. Das ist eine zählweise der amerikanischen Kollegen, die stellenweise sogar nach Wörtern bezahlt werden.
Im Deutschen ist das Zählen von Wörtern jedoch völlig nichtssagend. Wir haben in der deutschen Sprache recht lange Wörter und machen stellenweise viele Wörter, um Dinge zu be- oder zu umschreiben. Ein Text von 700 Buchseiten kann vergleichsweise wenig Wörter haben.
Ein Beispiel: Mein Roman DIE GENERÄLE aus der Hannigan Reihe ist mit 702 Manuskriptseiten der längste, den ich je geschrieben habe. Gedruckt wurde er mit 504 Buchseiten. Wie viele Seiten aus einem Manuskript werden, entscheidet der Verlag. Es gibt Verlage die großzügig den Satz erstellen lassen und aus wenig Text viele Seiten machen, weil die Buchstaben größer gewählt werden, der Zeilenabstand untereinander, die Ränder. So hat ein 740-Seiten-Roman von Dan Brown, der bei Lübbe herauskam bei einem Kleinverlag vielleicht nur 400 Seiten, weil der wiederum mehr auf seine Druckkosten achten muss.
DIE GENERÄLE mit 504 Buchseiten, aber 702 Normseiten (aka Manuskriptseiten) umfasst 139.278 Wörter.
Mein Roman KAMPF UM THARDOS hat nur 553 Normseiten und liegt bei nicht viel weniger Wörtern. In Zahlen 119.000.
Ihr seht, die Wortzahl ist völlig sinnlos, denn es gibt keine allgemein gültige Vergleichsgröße.
Sinnvoller ist es daher, die tatsächlichen Anschläge zu zählen. Nicht die terroristischen, sondern die auf der Tastatur. Gemessen wird das in Textverarbeitungsprogrammen in Zeichen inklusive Leerzeichen, denn das Tippen auf die Leertaste ist auch ein Tastaturanschlag.
Unabhängig von der Wortlänge werden also im Umfang die tatsächlich getippten Zeichen gemessen. Und das sieht dann so aus:
DIE GENERÄLE mit 896.000 Zeichen bei fast 900.000.
KAMPF UM THARDOS hat dagegen nur 788.000 Zeichen, also mehr als 100.000 weniger. 100.000 Zeichen sind schon fast so viel, wie man in einem heutigen 64-seitigen, zweispaltig gesetzten Heftroman wiederfindet. Okay, das ist unfair, denn auch das variiert von Romanheft zu Romanheft und von Serie zu Serie. Das mag zwischen 120.000 und 150.000 Zeichen liegen, aber ihr habt sicherlich nun eine bessere Vorstellung davon, wie man die Schreibleistung (quantitativ) sinnvoll misst.
Eine normale, nicht-mechanische Computertastatur ist dafür ausgelegt, zwischen 10 und 30 Millionen Anschläge zu ertragen. Fraglich ist dann nur, ob die Hersteller dann die Haltbarkeit der Tastenbeschriftung in Gefahr sehen oder tatsächlich den jeweils eingesetzten Mechanismus unter den Tasten. Mechanische Gamingtastaturen sind für eine wesentlich höhere Belastung ausgelegt. Gut das 6 – 10fache ertragen sie an Anschlägen.
Auf welcher Tastatur ein Autor am besten Schreiben kann, muss er selbst wissen. Ich tippe am Schnellsten auf modernen Chiclet-Tastaturen, wie man sie in Notebooks findet. Diese Zeilen entstehen gerade auf einer Logitech Craft, die via Nano-Funksender mit meinem MacMini verbunden ist. Und ich tippe schon sehr schnell darauf. Noch schneller vermag ich das auf der MacBook-Tastatur oder des SurfaceBook.
Falls … ich sage falls, die Tastaturen dieser Notebooks tatsächlich nur für rund 10 Millionen Anschläge gut sind, dann habe ich zumindest mein MacBook Air im letzten halben Jahr stark altern lassen.
Derzeit befinde ich mich im letzten Kapitel kurz vor dem Prolog des sechsten SWORD-Romans und habe die 212.000 Zeichen bereits überschritten. Damit wird SWORD 6 „Welt am Abgrund“ der längste der bisherigen SWORD-Bände.
Warum ich euch das erzähle? Weil alle 6 SWORD-Romane, die ich in diesem Jahr geschrieben habe in Summe 1.268.000 Zeichen haben, nicht mit gerechnet die Vertipper und Rückschritte, die ich beim Schreiben mache.
Eine Million. Zweihunderachtund-sechzigtausend.
Zeichen. Inklusive Leerzeichen.
Ja, das muss man sich mal auf der Zunge zergehen lassen. Ich hoffe, dass ihr beim Lesen jedes einzelne davon gierig in euch aufsaugt, auskostet und genießt, so wie ich es beim Schreiben genossen habe.