Das war mal was anderes. Ich habe schon auf vielen Hochzeiten getanzt, allerdings bisher nicht auf einer türkischen. Mein geschätzter Kollege Yalcin hatte heute eingeladen. Knapp 700 Gäste sollten es sein. Wir fuhren zu viert in meinem Wagen. Zuerst gabelte ich Annukka auf, anschließend Klaas und Inga. Wir waren gegen 16:40 Uhr am vereinbarten Treffpunkt mit »Paul« und knapp 10 Minuten später in der großen Festhalle in Hamm.
Mein lieber Scholli, die hatten wirklich für 700 Gäste gedeckt. Für uns war direkt vor der Tanzfläche ein Tisch reserviert, damit wir gut zuschauen können. Ein Fehler, wie sich später heraus stellte, als der Live Act begann. Die Musik war so laut, dass ich fürchten musste, mein altes Knalltrauma wieder zu wecken. Gespräche waren von da an unmöglich. Die Musiker spielten ununterbrochen durch, ohne Pause. Respekt.
Das Brautpaar ließ auch auf sich warten und trudelte erst etwa eineinhalb Stunden nach Beginn der Feierlichkeiten ein. Dafür wurden wir zwischendurch mit Videos vom Nachmittag belohnt, die über einen Beamer auf Leinwand projiziert wurden. Wunderkerzen wurden verteilt und endlich schritt das Brautpaar durch einen Tunnel aus Tuch, den die spalierstehenden Gäste hochhielten, gingen über einen roten Teppich zur Mitte des Tanzplatzes und wurden von einem Regen Luftballons »überschüttet«.
Erschöpft sahen sie aus. Aber das ist kein Wunder bei dem Stress. Auf Hochzeiten muss das Brautpaar eben für alle da sein. Es folgte wieder Gesang und Tanz.
Anschließend wurde eine logistische Meisterleistung vollbracht: Knapp 1000 halbe Hähnchen wurden serviert. Faszinierend, wie man sowas auf die Reihe bekommt.
Nach dem Essen wieder Gesang und Tanz. Die Temperatur im Saal stieg deutlich an. Gegen 22 Uhr verabschiedeten wir uns dann und fuhren von Hamm zurück Richtung Holzwickede. Dabei ergriffen wir die Gelegenheit beim Schopf und kamen auf die verrückte Idee, ein Novel Sight Seeing zu veranstalten. Ein Teil meines Romans »Das Blutreich« spielt in Holzwickede und Opherdicke. Wir fuhren den Ahornweg an, in dem im Roman die Bundeswehr und Polizeieinheiten zwei Vampire jagen (jau, Vanessa, wir waren an deiner Haustür und beinahe hätte ich auch angebimmelt, aber Klaas meinte, du wärst ohnehin beim Summer Splash), nahmen Schloss Opherdicke bei Nacht mit und besichtigten das Holzwickeder Wahrzeichen, den Hilgenbaum.
Als Annukkas Leber nach einem Absacker schrie, entschlossen wir uns, doch noch nicht nach Hause zu fahren, sondern suchten Tom’s Sportsbar auf – die allerdings wegen oben erwähntem Summer Splash geschlossen hatte. Der Dorfkrug musste dann herhalten, von uns unsicher gemacht zu werden. Eine urige, kleine Kneipe mit einem Klavier und gemütlicher Atmosphäre. Klaas schlug vor, die Kneipe doch im nächsten Roman unterzurbringen und gleich schon mal mit der Gastwirtin eine Lesung zu vereinbaren. Ich weiß allerdings nicht, ob das so eine gute Idee ist, denn bei der Bestellung von zwei Pils und einem Radler erwarte ich schon zwei Pils und ein Radler und nicht zwei Radler und ein Pils. Und bei einem klaren »nein, ich möchte nichts mehr trinken« hätte ich dann wirklich kein neues Glas Cola.
Irgendwann gegen 1 Uhr und reichlicher Gähnerei machten wir uns dann auf, setzten Klaas und Inga zu Hause ab und kehrten anschließend noch kurz in einem amerikanischen Fastfood Restaurant ein, um einen Happen zu essen.
Schöner Abend. Jetzt muss ich nur wieder meine Ohren von der lauten Musik auf der Hochzeitsfeier frei kriegen. Das war lauter als bei allen Konzerten, die ich je besucht habe.