Verschwörungstheroien finde ich klasse, deswegen hatte ich David Baldaccis Roman "Die Wächter" auch bei Ankündigung auf meine Wunschliste gesetzt. Dennoch wartete ich bis zum Erscheinen der Taschenbuchversion, ehe ich den Roman anfasste.
Während mir die bisherigen Romane Baldaccis gut gefielen, war ich zu Beginn der Wächter kurz davor, diesen aus der Hand zu legen. Denn der Leser muss sich gleich am Anfang mit einer Reihe von Namen und Charaktere auseinander setzen. Wären es nur die Namen allein, wie Oliver Stone, Alex Ford, Adnan al Rimin, Carter Gray, Tom Hemingway, Captain Jack, Djamila und und und … wäre es nicht so wild, aber Baldacci lässt all jenen diverse Rollen zukommen aus deren Perspektive erzählt wird. Zu Spitzenzeiten hat der Roman "Die Wächter" so 7 bis 8 Erzählperspektiven. Da kann man schon mal durcheinander kommen.
Worum geht es denn in dem Camel Club (so der Originaltitel)? Vier ältere Herren, namentlich Oliver Stone (in Anlehnung an den Regisseur), Reuben, Milton und Caleb treffen sich alle 14 Tage zu einem geheimen Stelldichein, um die Wahrheit zu suchen. Bei einer ihrer Sitzungen auf einer Insel des Potomac Rivers in Washington werden sie jedoch Zeugen eines Mordes. Wie sich herausstellt, scheinen zwei Geheimdienstmitarbeiter involviert zu sein. Da der getötete streng genommen dem Heimatschutz unterstellt war und diese Behörde mittlerweile auch die Mutter des Secret Service ist, wird Agent Alex Ford zusammen mit seiner neuen Partnerin Jackie Simpson mit den Ermittlungen betraut. Was sich jetzt liest wie eine Neuauflage von Sean King und Michelle Maxwell ist jedoch ganz anders konstruiert. In der Tat haben weder Ford noch Simpson etwas mit Sean King oder Michelle zu tun. Ganz andere Charaktere, ganz andere Storyline.
Durch die Erzählperspektiven des Terroristen Adnan, der Irakerin Djamilla, dem Ex-Geheimdienstler Captain Jack und dem Geheimdienstmitarbeiter Tom Hemingway wird der Leser an die große Planung im Hintergrund herangeführt. Weder Stone und der Camel Club noch Alex Ford können jedoch voraussagen, was die Terroristen wirklich vorhabenm – selbst als die große Aktion während eines Auftritts des US Präsidenten läuft, tappen alle noch immer über die wahren Hintergründe im Dunkeln.
Etwa nach dem ersten Drittel hat man sich als Leser zumindest mit Oliver Stone und Alex Ford angefreundet und beginnt die notwendige Neugier dafür, wissen zu wollen, wie es weiter geht, zu entwickelt. Trotz seines lahmen und verwirrenden Einstiegs, weiß Baldacci dann doch, einen bei Laune und Stange zu halten. Da muss auch der Folgeroman "Die Sammler" und der dritte "Die Spieler" bald in den Zulauf gehen.
Zwei Randbemerkungen: Einige Übersetzungspatzer sind mir sauer aufgestoßen. Und Lübbe muss dringend an seiner Recherche arbeiten. Im Autorenportrait wird Baldaccis Jahrgang mit 1949 beziffert. Der Gute hätte sich für 60 Jahre aber erstaunlich gut gehalten, der reinste Jungbrunnen. Nein, David Baldacci wurde in Wahrheit 1960 geboren.