242.160 – Wir entführen ein Flugzeug

 
Es gibt Menschen, die aus S-Bahnen steigen, weil in ihrer Nähe andere Menschen aus einer heiligen Schrift zitieren, schwitzen und immer wieder auf die Uhr schauen (Ja, das ist eine kleine Anspielung aus einem Blog-Eintrag von jemand anderem Animoticon 
 
Es gibt Menschen, die machen sich über Terroristen keine Gedanken und steigen gut gelaunt in ein Flugzeug.
 
Falls Ihnen aber mal Eileen Hannigan begegnen sollte, steigen Sie um Gottes Willen bitte nicht in den Flieger. Es könnte böse enden.
 
242.160 ist die aktuelle Zeichenzahl meines zweiten Logfiles-Romans. Und der Druckabfall in der Passagierkabine einer Boeing 747 ist dabei nur das geringste Problem.
 
Herzlichen Dank an Sandra Syga und Uwe Rhinow fürs Probelesen und an Christian Czerniak für die Hinweise auf Paslode Gasdrucknagelpistolen.
 
 

„Hol die Waffen“, sagte Eileen. „Wir warten nicht bis Washington.“

 

Mrs. Stylez runzelte die Stirn. „Was hast du vor?“

 

Eileen erhob sich, zog die Heckler & Koch USP aus dem Holster, prüfte den Magazinbestand und beförderte die erste Kugel in die Kammer, ehe sie die Pistole wieder zurück in die Tasche an ihrer Hüfte schob.

 

„Wir entführen das Flugzeug“, sagte sie und ging.

 

 

*

 

 

Sie legte eine Hand auf den Griff und zog die Tür auf. Die Überraschung stand ihr genauso ins Gesicht geschrieben, wie dem Mann, der sich in der schmalen Kabine befand.

 

Eileen überwand sie nur den Bruchteil einer Sekunde schneller als er. Ihre Hand schoss vor. Die Finger stachen dem Mann in die Kehle, und in der gleichen Bewegung fuhren ihre Faustknöchel an der Wange des Kerls entlang bis zur Schläfe hoch, um einen präzisen Treffer zu landen. Der Kopf des Mannes flog herum. Er stieß ein Geräusch aus, das zwischen einem Röcheln und einem Krächzen lag, prallte gegen die Kabinenwand und sackte zusammen. Eileen bückte sich, hob die Tragetasche auf und entdeckte auch den Gegenstand, den er in der Hand gehalten hatte. Eine mit Druckluft betriebene Nagelpistole der Marke Paslode mit einem Trommelmagazin.

 

„Clever.“ Eileen zerrte den Mann aus dem Lift. Sie war zwischen dem Wunsch, nach Gwen zu sehen und die Gegner auszuschalten, hin und her gerissen. Im Frachtraum saß sie womöglich in der Falle, deswegen entschied sie sich erst dafür, die Typen zu stellen, die ihr und Gwen auf den Fersen waren. Sie sah auf die Nagelpistole und erhöhte den Druck auf acht Bar. Bei der Höhe würden die Metallstifte glatt die Wände des Flugzeugs durchschlagen. Da die Dekompressionsgefahr nicht mehr bestand, kümmerte das Eileen herzlich wenig. Sie musste die Gegner ausschalten.

 

Entschlossen marschierte sie wieder auf den Trennvorhang zu, riss ihn zurück und sah genau in das Gesicht des Kerls, der auf dem Weg zu ihr war. Er war drei Meter entfernt und machte noch einen Schritt vor, als eine Salve von einem halben Dutzend Stahlnägeln mit fast vier Millimetern Durchmesser sein Gesicht in ein Nadelkissen verwandelte. Die Mannstoppwirkung der Nägel war enorm. Er verlor das Gleichgewicht, als würden ihm die Füße unter dem Körper weggezogen und er landete mit dem Rücken auf dem Boden.

 

Eileen zielte auf den Mann am Übergang zur Economy Class. Acht. Vielleicht neun Meter. Kein anderer Passagier im Weg. Die Stahlstifte jagten mit einem ultrahohen Pressluftpfeifen aus der Trommel und sirrten wie ein Hornissenschwarm auf den Gegner zu. Bevor er überhaupt wusste, in welcher Gefahr er schwebte, spießten ihn mindestens zehn oder fünfzehn Nägel auf und tackerten ihn an den Vorhang und die Wand.

 

Schnell stellte Eileen das Feuer ein. Mindestens eine Handvoll Nägel war durch den Stoffvorhang gegangen und in der Kabine der Economy Class verschwunden. Sie hoffte, dass sie drüben niemanden getroffen hatte.

 

 
 

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