Möglicherweise hat Amazon seinen deutschen Kindlestore doch etwas überhastet auf den Markt gebracht.
Der Start einen Tag vor den Osterfeiertagen als Versandhandel ist mehr als unglücklich, denn kaum jemand wird noch im Osternest seinen Kindle finden können, zumal sicherlich Ostergeschenke schon vorher gekauft wurden.
Darüber hinaus erhält der deutsche Leser den Kindle, den er auch aus den USA bekommen hat. Das ist die internationale Edition mit QWERTY-Tastatur und englischer Benutzerführung. Wer sich auf ein deutsches Gerät gefreut hat, wird (vorerst) nicht bedient.
So imposant sich das Startpotenzial der Bücher auch liest, die auf der Startseite beworbenen 650.000 Bücher umfassen auch das weit größere englische Sortiment. Von deutschen Ausgaben findet man ca. 20.000 Exemplare.
Nicht alle als Ebook erhältliche Bücher, sind auch automatisch als Kindle Edition zu haben, wir mir gestern ein Direktvergleich aus meiner libri.de Merkliste mit den Amazontiteln zeigte.
Trotz Buchpreisbindung sind erste Bücher aufgetaucht, die bei Amazon teurer sind als die regulären Ebook-Preise. Ob es sich hierbei um versehentliche Preisangaben handelt, bleibt abzuwarten.
Die Kindle Edition stellt streng genommen eine Sonderausgabe des gängigen Ebooks dar. Mit klugem Schachzug könnte Amazon aus der Preisbindungsnummer herauskommen und Bücher günstiger vermarkten, ähnlich wie es Versandhändler wie Weltbild und Der Club in ihren Sonderausgaben tun, die meist 4 oder bis zu 10 Euro günstiger sind, als die Originalausgaben. Allerdings erscheinen dieses Sonderausgaben frühestens ein Dreivierteljahr nach dem Start der Originalausgaben – hin und wieder gibt es aber auch exklusive Vorabveröffentlichungen (ich erinnere mich da an Hohlbeins Avalon Projekt, das im Club einige Zeit vor der regulären Buchhandelsausgabe erschien und dazu noch günstiger war).
Wer derzeit einen Sony Reader PRS 650 sein eigen nennt (der kann sich zunächst glücklich schätzen, denn als meistbegehrtes Lesegerät ist der 650 in allen Shops dauervergriffen und kann nur vorbestellt werden) oder auch dessen kleineren Bruder PRS 350, für den ist ein Umstieg auf Amazon sicherlich nicht erforderlich, denn er bekommt seine Literatur wie gewohnt zum gleichen Preis und mit dem gleichen Sortimentsumfang (wenn nicht sogar größerem!) bei den bisherigen Anbietern Libri.de, Buch.de (und deren angeschlossene Stores wie BOL.de und Thalia).
Wer Ebooks jetzt entdecken will und bisher einen Bogen um elektronische Literatur gemacht hat, ist mit Amazon dagegen bestens bedient, denn einen hochqualitativen E-Reader gibt es nirgends günstiger.