Anders als noch zum Erscheinen des ersten Kindle Fire, braucht man mittlerweile auch in Deutschland nicht mehr ein Jahr auf Neuerungen zu warten.
Jüngst kündigte Amazon auf der amerikanischen Shopping-Seite die neuen Kindle Fire Tablets mit dem Zusatz HDX an. Schärferes Display gegenüber dem bisherigen Spitzenmodell aus Seattle, dem Kindle Fire HD.
Jetzt ist es auch in Deutschland so weit: Ab sofort können die neuen Modelle über Amazon.de vorbestellt werden. Geliefert werden sie am 13. November 2013.
Es wäre kein Kindle Fire, wenn es keine Optionen gäbe. Wie schon von den Vormodellen bekannt, kann man die Geräte ohne Werbung und mit Werbung (Amazon nennt es liebevoll „Spezialangebote“) erwerben.
Was verbirgt sich hinter dieser Werbung? Obacht! Lediglich der Lockscreen (den man sowieso nicht frei gestalten kann) wird nach dem Versetzen in den Standby des Gerätes durch ein Werbebild ersetzt. Wann sehen wir diese Werbung? Nur, wenn man das Gerät aus dem Standby aufweckt und entsperrt. Ist es euch das Wert, 15 Euro mehr zu bezahlen, nur damit der Lockscreen durch ein sinnbefreites von Amazon zufällig in den Raum geworfenes Muster ersetzt wird?
Die Werbevorschläge Amazons unterhalb der Karussel-Icons haben bei den alten Geräten a) ohnehin nur im Porträtmodus, nicht aber mit Landscape-Modus funktioniert und b) ließen sie sich in den Einstellungen der Geräte komplett deaktivieren. No sweat also.
Amazons Kindle Fire HDX erscheint in den Größen 8,9 Zoll und 7 Zoll.
Der große Bruder kostet mit 16 GB RAM und Werbung im Lockscreen stolze 379 Euro. Für den Preis kriegt man drüben einen Teller Suppe und ein Galaxy Note 8.0. Das hat zwar 0.9 Zoll weniger Displaygröße und auch nur eine Auflösung von 1280 x 720 Pixeln (was man immerhin gemeinhin als High Definition bezeichnet), aber ich bitte euch, auf so einem Minidisplay, brauche ich da eine Auflösung von 2560 x 1600 Bildpunkten? Was zum Geier will man sich auf so einem Tablet denn in der Schärfe anschauen? 70fach gezoomte Aktfotos von Veronica Zemanova?
Selbst ein Full-HD-Film (also nur mal rein hypothetisch gesehen, denn mal unter uns Klosterbrüdern und Ordensschwestern: Auf knapp 9 Zoll Bilddiagonale, da reicht eine DVD-Qualität aus, um einen Film zu gucken, da brauche ich keine 1080p) fängt bei der Pixeldichte ja schon fast wieder an pixelig und artefaktisch zu wirken.
379 Euro? Für ein reines Amazon-Werbeschaufenster? Und das ganze Ende 2013, wo Tablets einem schon für Nüsse hinterhergeworfen werden? Da gibt man doch besser 179 Euro für ein Acer Iconia A1 aus.
In den Varianten 32 GB will Amazon 429 Euro haben, bei 64 GB gar 479 Euro.
Ich will ganz ehrlich sein, ich habe letztes Jahr einen Kindle Fire HD gekauft. Die beschränkte UI führte dazu, dass ich das Gerät nur als Einschlafhilfe nutzte (hätte ich auch mit einem anderen Gerät machen können, aber die Amazon-Lautsprecher sind wirklich klasse) benutzte und letzten Endes meiner Mom vermachte, damit sie darauf Mahjong spielen kann, weil ihr PC den Geist aufgegeben hat.
Braucht keine Sau. Für den Preis erst recht nicht.
Die LTE-Variante des Fire HDX 8.9 schlägt mit 100 Euro Aufpreis pro Speichergröße zu Buche, das Ganze wird durch Vodafone gesponsert und das sagt dann auch schon aus, wo man Empfang hat und wo nicht, wie oft mit Verbindungsabbrüchen sowie Leitungs- und Leistungsschwankungen zu rechnen ist.
Der kleine Bruder Fire HDX 7 wartet mit 1920 x 1200 auf, ist ebenfalls in drei Speichergrößen erhältlich und wird 229, 269 oder 309 Euro kosten. Für 80 Euro Aufpreis gibt es dazu auch die Vodafone LTE Variante.
Werfen wir doch mal einen Blick aufs LTE. In den Vereinigten Staaten hat Amazon letztes Jahr ein Carepaket geschnürt, das mit zusätzlichen 50 Dollar für 500 MB reichte, wenn ich mich richtig erinnere.
Wer die LTE-Variante kauft, kann über Vodafone in Deutschland für 35 Euro monatlich Aufpreis ein HighSpeed-Datenvolumen mit 5 GB an.
Das geht mit anderen Tablets natürlich billiger. Einfach mal die Prepaid-Tarife checken. Ich zahle monatlich 9,90 für 1 GB. Bei Verlangen nach mehr lässt die Staffelung 14,90 für 3 GB und 19,90 für 5 GB kaum mehr Wünsche übrig. Und mit LTE saugen? Bei ohnehin nur 5 GB? Das lohnt alles nicht. Simyo fegt größenteils mit 3,6 bis 7,2 MBit/sec. durch deutsche Landen. Das reicht für den schnellen Surf mit einem Tablet mehr als aus.
Und wie gesagt: Vodafone hat die derzeit instabilste Netzqualität. Früher hat man bei Eplus und O2 geschimpft und D1 und D2 gelobt. Doch das ist lange, lange her.
Zurück zum Kindle Fire. Das neue FireOS 3.0 sieht auf den ersten Blick nicht viel anders aus, als das alte. Wir haben weiterhin eine Karusselansicht, das Design ist nicht wählbar, man muss sich mit dem begnügen, was da ist.
Einzig gute Neuigkeit: Der Kindle Fire HD aus dem letzten Jahr ist im Preis auf schlappe 129 Euro gesenkt worden. Nur als WLAN-Objekt erhältlich, mit 8 GB RAM und einem 1280 x 800 Display. Für 30 Euro mehr gibts dann die 16 GB Variante (ich hab die 8 GB nicht vollbekommen).
Mit der Ausstattung des HD gibts in der Preis/Leistungsklasse tatsächlich nichts Besseres, aber auch hier sollte man vorher prüfen, ob man ein „Hier hasse und sieh zu“-Gerät einem „Mach mich selber Hübsch“-Tablet den Vorzug gibt.
Just my two cents. The decision is finally yours.