Netbooks sind tot – lang leben Netbooks – lang lebe ASUS

ASUS gilt als Erfinder einer neuen Computerkategorie. Nach Desktop-PCs, Notebooks/Laptops und Convertibles schuf ASUS mit dem allerersten EeePC, das was später als Netbook in aller Munde war. Das Book vom Notebook abgeleitet, das Net als Anspielung auf das Internet, nach dem Motto „Schau her, hier bekommst du eine Kiste, mit der du surfen kannst.“

Doch Netbooks waren weit mehr, als reine Surfgeräte.

Ultraklein (die ersten kamen seinerzeit mit 7″ Displays und Ubuntu als Betriebssystem), Ultraleicht (knapp unter oder über einem kg), ultrakompakt, gesegnet mit einer respektablen Akkulaufzeit und vor allen Dingen eines: günstig.

Während man für einen Laptop mit 15″ Display gut 500 Euro aufwärts bezahlte, kamen Netbooks zu echten Schnappern zwischen 270 und 370 Euro heraus. Salonfähig wurden sie dann durch ein größeres Display (10,1″) und Windows XP und später Windows 7 Starter.

Dabei unterschieden sie sich von ihren technischen Innereien kaum, da Intel hier die Spezifikationen festlegte, wann ein Netbook ein Netbook sein durfte. Alle hatten einen Intel Atom Prozessor an Bord (der mit Generation zu Generation besser und leistungsfähiger wurde) 1 GB RAM (war bis auf 2 GB aufrüstbar), eine Auflösung von 1024 x 600 Pixeln, einen VGA und zwei bis drei USB 2.0 Ports.

Neben ASUS schwangen sich auch Samsung, ACER und MSI auf den Netbookzug. Dell begeisterte sogar mit höherer Auflösung von 1366 x 768 Pixeln.

Aber Netbooks waren weit mehr als reine Surfgeräte. Man konnte verdammt nochmal mit ihnen arbeiten. Einige meiner Romane entstanden an Samsungs NC10 (das mein Bruder heute immer noch im Einsatz hat – immerhin ist das Teil jetzt 6 Jahre alt) und dem Samsung NF310 (das ein Kumpel von mir auch noch nutzt und auch dieses ist bereits 4 Jahre alt).

Mit einer 200 – 250 GB Platte hatte man ordentlich Platz, der Akku hielt tatsächlich bis zu 6 Stunden durch und die Tastatur war im Chiclet-Design angenehm genug, um lange darauf tippen zu können. Word, Excel, Thunderbird, Firefox all das lief. Und unter Ubuntu ließ sich sogar noch besser und flüssiger arbeiten.

Dann kamen die Tablets. 2010 das iPad, 2011 die ersten Androiden – die richtige Schwemme begann dann eher 2012 und 2013 als der Markt von Androiden überschwemmt wurde.

Das waren echte Nettys, eigentlich nur zum Spielen und fürs Surfen auf der Couch zu gebrauchen. Doch auch hier gab und gibt es pfiffiger Hersteller, die aus Tablets halbwegs Produktivprodukte machen. Tastaturen von Samsung und Logitech mit Bluetooth gekoppelt verwandeln ein 10″ Tablet in ein Netbook-ähnliches Gerät.

Auch wenn die Office-Anwendungen hier eher zu wünschen übrig ließen und weder Polaris, noch Documents-to-go, noch Quickoffice zu überzeugen wussten.

Dennoch verdrängten die Tablets das Netbook und wiesen es in seine Schranken. Mit diesem Sterben ging Samsung dazu über sich aus der Notebook-Branche zurückzuziehen, obwohl Samsung mitunter die besten Klapprechner auf den Markt geworfen hatte. Super Tastaturen und super Bildschirme (dank eigener Produktion). Und auch Sony verabschiedete sich vom Notebook-Segment und spaltete das Label VAIO als Marke ab.

Die Netbooks sind tot. Liegt mitunter auch daran, dass Standardlaptops mit 15″ Display gar nicht mal mehr so teuer sind, wie damals. Im Segment 449 – 599 Euro bekommt man Geräte von Lenovo, Acer und ASUS die wesentlich mehr können, als ein Netbook von damals.

Aber sie sind auch schwerer. Und der Akku hält in der Regel nicht allzu lange. Fürs echte mobile Arbeiten im Zug, der Bahn, dem Café eher ungeeignet.

Chromebooks bieten hier keine Alternative, da von wenigen Ausnahmen abgesehen, eine Internetverbindung bestehen muss oder zumindest von Vorteil ist. Das Offline-Arbeiten macht hier nicht wirklich Spaß.

Tablets als Produktivgeräte kranken nachwievor an schlechten Office-Paketen und mangelndem Multitasking. Damit meine ich nicht Anwendungen, die unter Android auch im Hintergrund synchronisiert werden, sondern Anwendungen, die echt parallel laufen. Tablets lassen sich in der Regel nur im Vollbild bedienen. Keine Fenster, die nebeneinander laufen und eingesehen werden können (von einigen Samsung-Geräten mal abgesehen).

Ultrabooks sind noch immer dreimal so teuer wie es Netbooks seinerzeit waren.

Also … muss wieder etwas für das mobile Segment getan werden.

Und hier kommt der Pionier des Netbooks ins Spiel. Statt eines neuen EeePCs bringt ASUS ein EeeBook heraus, mit Spezifikationen, die einen aus den Latschen hauen:

11,1″ Display statt 10,1″

1366 x 768 Pixel statt 1024 x 600

Aktueller Intel Baytrail Quadcore – lüfterlos (!)

Ein 38000 Wh-Akku, der 6 – 7 Stunden durchhält.

Sage und schreibe 980 g Fliegenkampfgewicht

2 USB 2.0 Ports, eine Micro-SD-Erweiterung, einen Micro-HDMI Port und 32 GB Flash-Speicher.

Bei nur 2 GB RAM läuft Windows 8 tatsächlich erstaunlich flüssig (man kennt das von einigen Windows 8 Tablets her).

Und der Speicher macht  auch nicht die Grätsche, wenn man mehrere Programme gleichzeitig geöffnet hat.

Bei mir waren das Chrome mit 3 Tabs, MS Excel mit 3 Tabellen, MS Outlook, Evernote und Dropbox. Dazu noch zwei Citrix-Remote Desktop.

Halleluja! Damit kann man arbeiten!

Sicherlich muss man Abstriche machen. Das Display ist kein IPS Panel. Zu dritt vor dem Gerät hocken und etwas anschauen ist nicht so sinnvoll, da nur derjenige, der direkt vor der Kiste sitzt, ein ordentliches Bild erhält.

Auch 32 GB Flash sind nicht prickeln. Zwar fährt der Kasten in wenigen Sekunden (!) hoch, allerdings sind nach Ersteinrichtung nur knapp 15 GB frei verfügbar. Nachdem Evernote, Dropbox, Office und Chrome installiert waren, Evernote 1 GB an Daten runtergeschaufelt hat und ich Dropbox nur mit zwei ausgewählten Produktivordnern synchronisieren ließ (ca. 1 GB von 90 GB), bleiben aktuell noch 5 GB an Speicherplatz auf der primären Partition übrig. Da Windows die Eigenschaft hat nach seinen Patches und Updates immer mehr Speicher abzuzwacken, frage ich mich, wie lange das gut gehen wird. Eine 64 GB Variante wäre sicherlich sinnvoller.

Zumindest kann man Dateien auch auf externem Speicher ablegen: Entweder auf eine Micro-SD-Karte (schwupps 128 GB dazu) oder über die USB-Ports auf eine externe Festplatte.

Aber diese Abstriche kann man gerne in Kauf nehmen, wenn man das Gerät tatsächlich nur als Zweitgerät für Reisen oder den Weg zur Arbeit nutzt. Denn am allergeilsten an der Kiste ist dann hier doch der Preis.

Nur 220 Euro verlangt ASUS für den Kasten. Wagt da noch einer zu meckern?

Eher nicht.

Danke, ASUS! Ihr seid nachwievor die Besten.

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