Ihr kennt das bereits. Nicht? Okay, dann werde ich euch erzählen, wie es läuft.
Ihr habt ein Smartphone mit Touchscreen. In der Regel sind die An- und Ausschalter oben am Gerät oder an der Seite angebracht. Oben ist tödlich. Da kommt keine Sau dran. Selbst Apple hat das eingesehen, als sie das iPhone 6 auf den Markt brachten und endlich dazu übergingen, den Power-Button an die Seite zu verlegen.
Hält man so ein Gerät in der Hand und kann es seitlich ein- und ausschalten, gut, kann man mit leben. Liegt es vor einem auf den Tisch und man will mal eben nach der Uhrzeit sehen oder Nachrichten checken, ist so ein Knopf an der Seite natürlich umständlich.
Hinzu kommt: Jeder mechanische Schalter ist anfällig. Ganz gleich ob Power-Knopf, Lautstärketasten oder -wippe oder gar der sogenannte Homebutton, der bei einigen Herstellern (Apple, Samsung) noch immer verbaut wird. Ich kenne einige Leute, denen diese Knöpfe innerhalb von zwei Jahren einfach kaputt gegangen sind.
Es gibt Alternativen, als den Ein/Ausschalter oder den Homebutton, um ein Smartphone zum Leben zu erwecken. Seit Nokia und LG ein Tap-to-Wake oder Knock-on in die Displays verbaut haben, lassen sich die Geräte durch doppeltippen auf das Display aufwecken. Ist man ein Sicherheitsfanatiker kommt dann aber die Hürde. Hat man ein Entsperrmuster oder ein Pin- oder eine Gesichtsentsperrung aktiviert, muss nun ein Code eingegeben oder die Hackfresse vor die Kamera gehalten werden.
Das hält auf, das kostet Zeit, das nervt.
Selbst ein Knock-Code, wie LG ihn anbietet, scheint mir da zu kompliziert.
Apple hat zumindest die sichere Eintastenentsperrung hinbekommen. Seit dem iPhone 5S, dem iPad Air 2 und dem iPad Mini 3 kann man mit nur einem Tastendruck nicht nur das Gerät aus dem Standby wecken, sondern auch gleich die Sicherheitssperre deaktivieren. Touch-ID nennt Apple das, bleiben wir beim althergebrachten Begriff: Fingerabdruckscanner/sensor.
Das funktioniert bei Apple hervorragend und äußerst zuverlässig. Noch mal zum Mitschreiben: Nicht Knopf drücken, über den Bildschirm ein Muster zeichnen oder einen Code eingeben, sondern einfach nur Knopf drücken und das Handy ist sicher entsperrt.
Aber wie gesagt: Die Schwachstelle ist der Homebutton, in den der Fingerabdrucksensor integriert ist. Wer weiß, wie lange der das aushält, wenn man ihn immer wieder mechanisch niederdrückt? Ein iPad Mini hat nicht lange gehalten, nachdem der Benutzer den Homebutton für jede „Zum Homescreen zurück“-Aktion genutzt hat. Beim iPhone kommt man auch nicht darum herum, beim iPad schon, indem man den Homebutton weitestgehend nicht benutzt, sondern mit Fünf-Fingergeste zum Homescreen zurückfindet.
Die Kopierkätzchen aus Südkorea glaubten, es besser zu können und verbauten im Galaxy S5 ebenfalls einen Fingerabdrucksensor mit nicht nennenswertem Misserfolg. Statt den Finger einfach auf die Oberfläche zu legen, musste man wie bei HP und Lenovo-Laptops über den Sensor streichen. Das machte ein Entsperren des Displays „at an instant“ unmöglich, da dies nicht im Standby funktionierte.
Beim Galaxy Note 5 machte man den gleichen Fehler. Erst beim aktuellen Galaxy S6 haben sie minimal dazu gelernt: Es funktioniert nun mit Berührung ohne Streichen, doch die elipsoide Form des Homebuttons eignet sich genauso wenig für eine runde Fingerkuppe, wie ein Puck beim Wasserball.
Fazit: Angeschissen. Sechs. Setzen.
Hinzu kommt, dass auch hier die Sollbruchstellen wieder erfüllt werden. Entsperren durch mechanisches Herunterdrücken des Homebuttons oder eben an der Seite. Von einem Tap-to-Wake will Samsung nichts wissen.
Nun kommt OnePlus. Das aktuelle OnePlus 2 Smartphone kommt ebenfalls mit einem Fingerabdruck-Sensor und bietet gleich drei Aufweckmöglichkeiten.
- Powerknopf drücken. Wollen wir ja nicht, wegen des Verschleißes.
- Tap-to-Wake. Ein Doppeltippen in die Bildschirmmitte und – Halleluja! – das Display flammt auf.
Bei beiden Varianten müsste dann aber ein Entsperrcode, ein Entsperrmuster oder die Fratze herhalten, um den Faktor Sicherheit einzubauen. Also dauert das Entsperren doch wieder viel zu lange, auch wenn rudimentäre Funktionen greifbar sind (wie etwa vom Lockscreen das Telefon aufzurufen oder die Kamera, um ein Nottelefonat zu führen oder Notfotos zu schießen, falls der Besitzer des Handys aus irgendwelchen Gründen es nicht entsperren kann und jemand anderes das Gerät bedienen muss).
Kommen wir zu Variante 3.
3. Der Fingerabdrucksensor. Wie bei Samsung ist er als abgerundeter, rechteckiger Knopf am unteren Displayrand verbaut. Doch es befindet sich dahinter keine Mechanik. Der Knopf ist kein solcher und lässt sich auch nicht drücken. Er ist einzig und allein ein Sensorfeld für den Fingerabdruck.
Will man nun das Handy entsperren, könnte man auf die Idee kommen, man müsse es erst zum Leben erwecken, mittels Power-Taste oder Tap-to-wake, ehe man den Fingerabdrucksensor zum Zuge kommen lassen kann.
Weit gefehlt. OnePlus hat den Sensor so konstruiert, dass er auch bei ausgeschaltetem Display funktioniert.
Einfach Finger auflegen, das Handy wacht auf und ist sicher entsperrt.
It’s magic!
Nochmal: Kein mechnaischer Tastendruck notwendig, kein Verschleiß von Druckkontakten. Nicht mal Tap-To-Wake ist nötigt. Einfach den Finger auf den Sensor legen und …
You got my drift?
Nun, wie bekomme ich denn das Smartphone wieder in den Standby versetzt, ohne die Display-Timout-Zeit abwarten zu müssen. Doch wieder einen mechanischen Knopf drücken?
Nope. Auch hier hat OnePlus extrem scharf mitgedacht. Im eingeschalteten Zustand lässt sich der Fingerabdrucksensor nämlich auch noch mal konfigurieren.
Ich habe beispielsweise eingestellt: Lang den Finger draufhalten und Google Now startet. Doppelt auf den Sensor tippen und das Handy versetzt sich in den Standby.
Sagte ich schon? It’s magic!
Danke, OnePlus. Hervorragender Einfallsreichtum.
Ich entlasse den Zeugen mit ein paar Beweisbildern. Case dismissed.