Warum Microsoft auch mit Windows 10 noch nichts dazu gelernt hat

Sie wollen, aber sie können nicht.

Sie sind zu verbohrt und zu verbissen.

Microsoft.

Natürlich ist es schön, wenn jemand über den Tellerrand hinaus blickt und neben einem über Jahrzehnte hinweg erfolgreichen Desktopbetriebssystem auch im mobilen Sektor aktiv wird.

Ein Windows für unterwegs gibt es freilich nicht erst seit gestern. Die Anfänge fand man, lange bevor ein iPhone dem Publikum den Atem verschlug, in Windows CE. Ich kann mich noch sehr gut an die Zeit mit meinen mobilen Begleitern, dem Casio Cassiopeia und dem Fujitsu Siemens Pocket Loox erinnern – das war sieben bis acht Jahre, bevor Steve Jobs auf der Bühne die berüchtigte Frage, wer denn einen Stylus benötigt, gestellt hat.

Aus Windows CE wurde Windows Mobile, das zumindest bis zur Version 6.5 (wenn ich mich richtig erinnere) sich noch an CE anlehnte. Man besaß einen Startbutton und einen Desktop – und da man „Touch“ damals in Redmond noch nicht wirklich begriffen hatte, musste „Drückgesten“ wie ein Mausdoppelklick auch mit einem Stylus doppelt getippt werden, um beispielsweise ein Programm auf seinem mobilen Gerät zu öffnen.

Wie am großen Bildschirm also.

Das sollte sich mit Windows Mobile 7 ändern – das OS wurde allerdings eine Katastrophe. Na, man kaufte fix Nokia dazu und richtete dann die Marke Lumia zugrunde, aber mit Windows 8.1 Mobile und auch mit der mobilen Version von Windows 10 lässt sich halbwegs arbeiten.

Auf Smartphones!

Und das ist das Problem im Hause Microsoft. Während Google und Apple mobile Endgeräte wie Tablets und Smartphones als solche behandeln, versucht Microsoft gerade im Tablet-Segment immer eins zu sein: Allrounder. Ein Tablet soll sowohl Tablet als auch Notebook-Ersatz sein, sobald man eine Tastatur anschließt.

Das funktionierte unter Windows 8 nicht und das funktioniert auch unter Windows 10 nicht. Die Kachenthematik ist gut fürs Smartphone, aber die Kacheln haben auf Tablets nichts zu suchen, gerade wenn man anfängt mit einem Hybrid OS zu arbeiten, das je nach Anwendung plötzlich in einen Desktop-Modus wechselt.

Windows 10 macht es da nicht besser. Es fällt mir unendlich schwer ein Windows Tablet wie ein Tablet zu benutzen. Die Kacheln machen nach wie vor wahnsinnig. Ja, mal eben mit der Taschenrechner App was kalkuliert, ist schön. Aber Texteingaben über die Bildschirmtastatur? Obwohl sie sehr gut gelungen ist und besser funktioniert als manche Android-Tastatur, so nimmt sie einem doch so viel vom Schirm weg, dass man nicht mehr damit arbeiten kann und will.

Und warum soll ich unter Windows 10 noch so etwas wie eine App benutzen, wenn ich alles im Browser erledigen kann – oder eben die vollwertigen Desktop-Programme installiert habe? Niemand braucht Evernote Touch auf einem Windows Tablet – installiert man sich die normale Desktop-Version, die wesentlich zuverlässiger funktioniert.

Am Schlimmsten hat es aber beim Gewollt-Aber-Nicht-Gekonnt-Spiel das Akku-Management erwischt.

Ein Smartphone mit Windows 10 mobile (obwohl die Bezeichnung mobile ja wegfallen sollte) verhält sich wie ein Smartphone unter Android oder iOS. Schaltet man den Bildschirm ab, schickt man es in einen Standby, in dem es aber weiterhin arbeitet, mit mobilem Netzwerk oder WLAN verbunden bleibt und Daten abrufen kann. Der Akkuverbrauch sinkt bei abgeschaltetem Bildschirm.

Ein Tablet mit Windows 10 verhält sich dagegen wie ein Notebook mit Windows 10.

Es saugt und nagt und frisst an deinem Akku.

So ein Android Tablet hält mit aktiviertem WLAN im Standby mal gut eine Woche durch. Da gibt es sogar Spezialisten, die einen Monat durchstehen (Amazons Fire Tablets beispielsweise). Und auch mit einem iPad kommt man recht weit. Egal ob Mini oder Air – eine Woche im Standby, no sweat. Vielleicht sogar zwei Wochen, ehe man langsam den Finger hebt und nach Saft schreit.

Dein Surface ist aber nach wenigen Stunden leer. Andere Geräte ebenso, gerade die 2-in-1-Hybriden.

Ich hatte neulich den Deckel meines Yoga 2 zugeklappt und am nächsten Tag war es leer. Es ließ sich nicht mehr hochfahren. Also den Stecker ran und aufgeladen. Nach dem Aufladen den Stecker abgezogen. Für mich war das 2-in-1-Gerät eigentlich im ausgeschalteten Zustand. Pustekuchen, es befand sich weiterhin im Standby und ließ den Akku am Folgetag einfach wieder bis auf 6% leerlaufen und weigerte sich, wieder hochzufahren.

Bitte, liebe Entwickler aus Redmond, packt doch bitte, bitte das Akku-Management des mobilen Systems auch in die Klapprechner – ach halt, da war ja noch was. Die meisten Tablets, 2-in-1-Geräte und Surfaces haben ja gar keine mobilen Prozessoren und fallen eigentlich unter die Kategorie vollwertige Notebooks … ein Kreuz. Vielleicht hätte man Windows 8 RT doch nicht sterben lassen und einfach für eine Tablet-Variante insgesamt auf einen Desktop-Modus verzichten sollen …

 

 

 

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