Ubisoft hat letztes Jahr mit Tom Clancey’s The Division einen echten Knaller gelandet. Der Spiele wird in das dystopische von einer Seuche ausgerottete, komplett abgebildete New York versetzt. Grafisch eine Pracht. Mit einer beklemmenden Atmosphäre von Tod und Leid.
Das Spielprinzip versprach jedoch kein Dauerbrenner zu werden. Zwar ist New York riesengroß, zumal man es nur zu Fuß erkunden darf, doch die Einsatzmissionen liefen immer nach Schema F ab. Rein, so viele Gegner wie möglich eliminieren (die immer stärker wurden) und am Ende des Auftrags lauerte ein Bossgegner, in den man Dutzende von Magazinen pumpen musste.
Da ermüdet der Spielwille schnell.
Mit gleicher Spielmechanik (bis auf den Hechtsprung, der wurde weggelassen) schickt Ubisoft dieses Jahr einen weiteren Tom-Clancey-Label-Titel ins Rennen: Ghost Recon Wildlands.
Ein Spezialteam der amerikanischen Drogenbehörde DEA wird nach Bolivien entsendet, um dort das Santa Blanca Kartell auszuheben, doch die Sache ist ziemlich verzwickt. Um an den Boss aller Bosse zu kommen, muss das Ghost-Team systematisch vorgehen und der Reihe nach die Vertreter großen Drahtziehers ausschalten und auch die wiederum umgeben sich mit einer Menge Strippenzieher und Marionetten.
Die Aufträge sind unterschiedlicher Natur, von der Eliminierung der Hauptgegner, über das Sprengen von Drogenlaboren, dem Einholen kompromittierender Fotos oder Überwachungsvideos, bis zum Verwanzen einer Villa, gibt es jede Menge Abwechslung. Und nur in den seltensten Fällen ist ein offenes Feuergefecht wie in The Division überhaupt ratsam. Generell setzt man sein Team in der Nähe des Einsatzortes ab und spioniert zunächst die Gegend mit einer Drohne aus, um die gegnerische Stärke zu erfassen. Lautlos mit etwas Geduld der Reihe nach Bewacher auszuknipsen ist sinnvoller, als mit brachialer Gewalt vorzugehen – zumal die Mitglieder des Santa Blanca Kartells nicht die einzigen Gegner sind, sondern auch die bolivianischen Milizkräfte Unidad eine starke Präsenz im Land zeigen. Ist man bei den besser ausgebildeten Soldaten Unidads nicht vorsichtig, rückt einem gleich eine ganze Armee auf den Hals, gegen die man sich nur schwer behaupten kann.
Ghost Recon Wildlands besticht auch in der Art, wie die Bosse besiegt werden. Hier spielt kein sinnloses Magazine leerpumpen eine Rolle, um einen Zwischengegner auszuschalten. In einem Fall kommt man sogar zu spät, denn der Narco hat sich erhängt und die Mission ist dennoch erfolgreich abgeschlossen.
Neben den Hauptmissionen gibt es zahlreiche Nebenaufträge, die erledigt werden können: Versorgungsdepots des Kartells für die Rebellen zu markieren gibt Punkte. Nachschublieferungen des Gegners stoppen. Drogenflugzeuge entführen. Hilfsgüter abfangen. Eine Sendeanlage der Rebellen in Betrieb nehmen. Waffendepots hochnehmen.
Und das alles in einer endlosen Weite. Ubisoft hat eine gewaltige Open World geschaffen mit herrlicher Grafik, einem schönen Tag- und Nachtwechsel und wechselndem Wetter. Dass man so eine riesige Karte nicht zu Fuß wie bei The Division erkunden kann, ist selbstredend. Daher stehen dem Spieler und seinem Team auch allerlei Fortbewegungsmittel zur Verfügung. Praktisch kann jedes Fahrzeug bestiegen werden, egal ob Limousine, Familienvan, Truck, Jeep, Motorrad. Daneben stehen auch Hubschrauber und Boote als Transportmittel zur Verfügung.
Levelaufstieg und erbeutete Fähigkeitenpunkte erlauben es dem Spieler, sein Spielerlebnis durchgehend zu steigern und zu modifizieren. So wird der Schuss später sicherer, die Ausdauer steigert sich, die Regenerationsfähigkeit, die Drohne bekommt bessere Batterien, bleibt länger in der Luft oder ihre Reichweite wird erhöht. Man schaltet C4 frei. Der lautlose Simultanschuss der Begleiter kann von anfangs einem auf drei erhöht werden. Und und und …
Für mich jetzt schon das beste Spiel des Jahres.