Fast auf den Tag genau ist es ein Jahr her, dass ich von OneNote auf Apple Notizen umgestiegen bin. OneNote selbst habe ich dabei auch nur ein Jahr genutzt, aus der Not heraus, weil ich nach zehn Jahren intensiver Nutzung mit Evernote, eine Vollkatastrophe erlebte.
Übrigens schaue ich bei Evernote in sporadischen Abständen immer wieder mal vorbei. Da ich nur noch den Free Account besitze, darf ich es nur auf einem Gerät installiert haben. Das ist mein MacMini im Arbeitszimmer. Manchmal brauche ich noch uralte Notizen, die ich vielleicht nicht exportiert habe und schaue mir an, was aus Evernote zwei Jahre nach dem Redesign geworden ist. Und ich muss sagen: Es hat sich nichts geändert!
Kein Gefühl für „Wir haben euch gehört und diverse Dinge angepasst.“ Es ist immer noch derselbe Schlamassel wie vor zwei Jahren.
Egal, darum geht es nicht.
Notizen fürs Leben
Ich benötige eine zuverlässige Notizapp, in der ich gleich viele Dinge, ja mein Leben unterbringen kann. Als Autor, privat und hauptberuflich. Irgendwo müssen wichtige Dinge immer wieder notiert werden und auf Abruf verfügbar sein.
Eine Notiz kann bestehen aus:
- Text
- handschriftlichen Bemerkungen
- Fotos
- Skizzen
- Weblinks
- eingebetteten Grafiken
- Tabellen
- Sprachnotizen
oder einer Mischung aus all dem.
Apple Notizen bietet all diese Funktionen. Daneben kann ich meine Notizen in Ordnern, Unterordnern und Unterunterordnern anordnen. Beispielsweise als Hauptorder „Romane“ verwenden, darunter einen Ordner mit der Romanreihe, z.B. „Sword“ und darunter wieder einen Ordner mit dem laufenden Roman, z.B. „Sword 16 – Projekt Morgenstern“.
Diese Möglichkeit bietet OneNote, Evernote allerdings nicht. Dort ist die Verzweigung nur 2fach möglich: Notizbuchstapel – Notizbuch und dann Notizen.
Hinzu kommt, dass Apple Notizen intelligente Ordner bietet, denen ich Hashtags zuordnen kann. Beispielsweise versehe ich alle Techniknotizen, die ich privat entweder selbst verfasse oder die ich mir als Weblinks oder Copy & Paste Inhalten aus dem Web zusammensammle mit dem Hashtah #tech
Suche ich nach diesem Hashtag, werden mir nicht nur alle Notizen in diesem angezeigt, sondern es gibt auch einen Ordner, der alle Notizen mit diesem Hashtag beinhaltet. Es könnten aber auch Notizen mehrere Hashtags haben, wie #tech #wichtig #planung – über die intelligenten Ordner, wären solche Notizen dann in jedem dieser drei Hashtagsordner zu finden.
Über das ganze Jahr hinweg haben sich einige Notizen angesammelt. In Evernote gab es damals rund 6.000 Notizen. Dort aber sehr viele „Karteileichen“, sodass ich nur einen Teil davon über haupt Exportiert habe. Den Großteil der aktuellen Notizen habe ich neu erstellt und diese belaufen sich aktuell auf 1.526 Notizen innerhalb eines Jahres.
Im Gegensatz zu Evernote biete Apple Notizen einige umfangreiche Möglichkeiten, dort handschriftliche Notizen zu machen oder Skizzen anzufertigen. In Evernote ist das rudimentär vorhanden, aber alles andere als optimal gelöst.
Der Grund, warum ich Notizen mit Apple Pencil dann doch lieber in Notability oder Good Notes erstelle und anschließend als Bilddatei zu Apple Notizen exportiere ist, das gerade für die Arbeit mit dem Stift Apple noch einige Hausaufgaben auf dem Tisch hat:
- In Apple Notizen kann nicht gezoomt werden. Damit sind Feinarbeiten oder sehr kleines Schreiben mit dem Stift nicht möglich
- Die Notizen sind endlich, was die Breite angeht sodass man Skizzen nicht in „unendlich“ in die Breite ziehen kann. Am Rand des iPads ist dann einfach Schluss. Und durch die fehlende Zoomfunktion sind umfangreiche Skizzen nicht möglich
- Das Schönschreibgefühl ist suboptimal. Auch das ist eine Softwaregeschichte, denn meine Schrift sieht in Notability und Good Notes wesentlich besser aus. Am besten sogar in Noteshelf, denn hier wirkt das Schreiben mit einer Stiftspitze wie „Füllfederhalter“ tatsächlich als hätte man mit einem Füller geschrieben.
- Input Lags. Während man in anderen Notizprogrammen recht flüssig zeichnen und schreiben kann, bekomme ich in der Apple Notizen mit dem Apple Pencil immer wieder leichte Lags beim Schreiben. Da verrutscht mal ein Zeichenstrich, er wird später gezogen oder man sieht ihn ganz woanders hinwandern. Ich habe dort nicht das Gefühl, dass der Stift genau das macht, was ich von ihm auf der Glasfläche will.
Hinzu kommt, dass man Text und Bildelemente nicht einfach mit dem Stift kommentieren kann. Beginne ich in einer vorhandenen Textnotiz mit dem Apple Pencil zu hantieren, öffnet sich ein Zeichnenbereich. Handschriftlich kann ich jetzt nur zwischen dem Text etwas eintragen, nicht aber darin selbst. So ist es auch nicht möglich, getippten Text mit dem Stift zu highlighten oder zu unterstreichen.
Will ich ein Bild kommentieren oder darin etwas ergänzen, muss ich den Bildeditor aufrufen und dann dort die Stiftoptionen wählen. Das ist alles etwas umständlich, funktioniert es in anderen Notizapps doch wesentlich besser.
Allerdings sind die vorgenannten Apps wie Notability oder Good Notes eher reine Zeichenapps, dafür ausgelegt mit dem Apple Pencil zu arbeiten. Natürlich kann man Textfelder einfügen, aber das ist nicht der Hauptaugenmerk dieser Apps.
Nun verwalte ich meine Notizen in Apple Notizen – und was ist mit meiner Technikaffinität? Was mache ich außerhalb des Apple Kosmos? Während Evernote oder OneNote auf allen Systemen beheimatet sind, gibt es Apple Notizen nur im Apple Universum. Allerdings gibt es hier webbasierte Workarounds.
Rufe ich icloud.com in einem Androidbrowser oder auf einem Windowsrechner auf, kann ich mich dort mit meiner Apple-ID einloggen und gelange so an meine Notizen. Auch Bearbeiten ist möglich, solange es sich um Text handelt.
Insgesamt bin ich mit der Lösung der Notizverwaltung in Apple Notizen wesentlich glücklicher als in OneNote und bin froh, hier den Absprung gemacht zu haben. Denn OneNote als Teil des Office-Pakets mit der Reiterdarstellung ist für viele Ordner und Verzweigungen ein Graus. Die einzige Version, die von OneNote für mich funktionierte, war die Version OneNote for Windows 10, die vom Design halbwegs identisch ist mit der macOS-Version, der iPad und der Android-Variante. Doch jüngst ließ Microsoft verlauten, dass man nicht OneNote for Windows 10 weiterentwickeln wolle, sondern das OneNote, das Bestandteil von Microsoft 365 ist – und das wäre katastrophal für mich geworden.