Wer meinen Blog regelmäßig liest, weiß, dass ich in der Vergangenheit einige Manuskripte auf Chromebooks verfasst habe.
Seit einiger Zeit bin ich mal wieder im Besitz eines Chromebooks, nämlich dem Lenovo IdeaPad Duet 5 Chromebook – ziemlich sperriger Name, aber Marketingabteilungen von Techkonzernen tun sich oft schwer, ihre Produkte ordentlich und vor allen Dingen einprägsam zu benennen. Ich denke da nur an die kryptischen Bezeichnungen der Sony-Kopfhörer.
Bei einem Chromebook stehen mir persönlich zwei gängige Optionen zum Verfassen von Texten zur Verfügung. Sicherlich gibt es noch mehr, doch die beiden sind auch gerade wegen ihrer Synchronisationsmöglichkeiten erste Wahl, wenn es darum geht, begonnene Texte auf anderen Geräten weiterzuschreiben.
Die Rede ist von Google Docs und Microsoft Word.
Mein letztes HP Chromebook war leider nicht der Bringer. Die Tastatur hat etwas von ihrer Haptik verloren und trotz der 8 GB RAM brachten längere Texte im Browser die Kiste zum Straucheln, sodass scrollen innerhalb eines Textes eher ein Bug, denn ein Feature wurde.
So wechselte ich zu Word, allerdings in der Desktop-App auf einem Windows-Gerät, später dann auf ein MacBook.
Als ich mir das oben erwähnte Lenovo Chromebook zulegte war ich bass erstaunt, dass die Chrome-Office-Apps nicht mehr verfügbar waren. Nun gut, inzwischen können Chromebooks ja auch Android-Apps ausführen, also fix die Word-App im Google Playstore geladen – Fehlanzeige!
Die Android-Apps von MS Office sind nicht mehr zu ChromeOS kompatibel. Keine Chance, sie zu installieren.
Die einzige Methode, MS Office auf einem Chromebook zu nutzen, ist damit die online Version. Nun ging neulich durch die Techschlagzeilen, dass Office für ChromeOS zurückkehrt. Was davon zu halten ist, ist alles andere als schön. Derzeit geht es dabei nur darum, dass man die Online-Version von office.com als progressive WebApp (PWA) auf seinem Chromebook installieren kann.
Aber funktionell hat diese WebApp keine Vorteile gegenüber der Anwendung im Browser. Im Gegenteil: die PWA blendet in der Kopfzeile einen Hinweis ein, dass es sich um die WebApp von MS Office handelt, daneben ein nicht dezentes X, um die App wieder zu schließen – das nimmt so viel Platz vom Display weg, dass man dort getrost zwei Zeilen Text einfügen könnte.
Diese Kopfzeile verschwindet auch in der Vollbildansicht nicht. Nutzt man dagegen beispielsweise Word direkt in Chrome und schaltet auf Vollbild, hat man zwar immer noch viel verschwendeten Platz im Kopfbereich, aber deutlich weniger als mit dieser Einblendung.
Die Online-Variante von Word bietet weiterhin keinen Fokus-Modus, der für mich unverzichtbar geworden ist. Beim Fokus-Modus von Word, hat man nur sein Arbeitsblatt und Text vor Augen. Kein Menüband, keine Statuszeile, keine Uhrzeit, es weiteren keine Desktopbenachrichtigungen eingeblendet, es ist ganz allein DU UND DEIN TEXT!
Typografische Anführungszeichen sind für mich auch unverzichtbar. In der Webversion ebenfalls Fehlanzeige. Der Workaround mit dem Einfügen von ASCII-Code über die Taste ALT funktioniert bei mir nicht, da ich keine Tastaturen mit Ziffernblock nutze. Der Workaround, die Zahl des ASCII-Codes zu tippen, zu markieren und dann mit ALT-C in ASCII-Code umzuwandeln, funktioniert in ChromeOS ebenfalls nicht.
Ebenfalls lassen sich über die WebApp keine Schriften installieren. Ich nutzte seit einigen Jahren die Schriftart Lexend Deca, weil sie mir eine optimale Darstellung bietet. Sie ist auf jedem meiner Geräte installiert und funktioniert tadellos als TrueType-Font. Auch Google Docs nutzt diesen Schrifttyp. Allerdings nicht, wenn man ihn online nutzen will, sondern nur innerhalb von Google Docs.
Insofern: MS Word ist auf Chromebooks unbrauchbar.
Bleibt noch Google Docs. Darin zu arbeiten hat eigentlich Spaß gemacht. Mein Fehler war es nur, den eiserne Regel „Never change a running systeme“ zu brechen und mein altes HP G13 Chromebook zu verkaufen und durch ein neues HP Chromebook x360 zu ersetzen, wegen Touchscreen und so … aber wie gesagt, hier war die Tastatur nicht wirklich gut und die Performance brach rasch ein.
Von vielen Techjournalisten oder denjenigen, die sich dafür halten, wird gerne belächelt, wenn ein Chromebook mit ordentlich RAM vollgestopft wird. Tatsächlich erfordert aber das flüssige Arbeiten in längeren Texten ab 200 Seiten aufwärts wesentlich mehr Speicher, als man glauben mag. Ich hatte vorher vielleicht drei Chromebooks mit nur 4 GB RAM, die sich richtig abgemüht haben, wenn ich in einem Manuskript suchen oder scrollen wollte. Und am Ende wurde sogar das flotte Tippen zur Qual. Von daher: Je mehr RAM, desto besser, auch wenn die Chromebooks sich dann weit von „günstig“ entfernen.
Mein momentanes Lenovo Chromebook besitzt 8 GB RAM und einen angepassten Snapdragon-Prozessor. Genug Power ist vorhanden. Leider hat es zum Arbeiten ein unsägliches Seitenformat von 16:9, sodass nicht viel Text in der Höhe aufs Display passt. Bei einem MacBook Pro mit 14:9 bekomme ich wesentlich mehr Text auf den Schirm.
Doch springen wir einmal zu Google Docs. Hier hat sich inzwischen einiges getan. Durch den Vollbildmodus von ChromeOS plus den Vollbildmodus von Google Docs (ja, man aktiviert zwei Vollbildansichten!) hat man ein ähnliches Bild wie mit MS Word auf einem Windows- oder Applegerät: den Fokosmodus.
Benachrichtigungen lassen sich über die Menüeinstellungen „Nicht stören“ abschalten.
Was mich bisher gehindert hat, waren die fehlenden typografischen Anführungszeichen, die Google Docs nicht darstellen wollte. Doch das geht mittlerweile, allerdings anders, als man vielleicht glaubt.
Statt ein Anführungszeichen zu setzen, dann seinen Satz zu tippen und am Ende wieder das schließende Führungszeichen zu setzen, muss man beide direkt nacheinander tippen, also so: „“ – dann setzt Google Docs automatisch das erste Zeichen nach unten und man kann mit dem Cursor einen Schritt zurückgehen und dort seinen Dialogtext tippen.
Damit sollte es wieder möglich sein, ein Manuskript auf einem Chromebook zu schreiben. Allerdings mache ich jetzt keine Kopfstände und packe mein aktuelles Manuskript in Google Docs, denn da wäre die Gliederung hinüber. Aber vielleicht tippe ich dort jetzt in einem anderen Manuskript weiter, das ich noch auf Halde habe. Mal schauen.