Na gut, ich gebe meinen Senf auch noch zum Netflix-Deutschlandstart ab.
Wir haben jetzt einige Film-Streamingdienste am Start:
– Amazon Instant Video
– Maxdome
– Watchever
– Netflix
Was haben sie alle?
1. Ein eher dürftiges Angebot
2. Ein eher veraltetes Angebot
Gerade beim zweiten Punkt kommt eher nicht der Gedanke auf, einen Streamingdienst zu abonnieren, weil man dort etwas früher sehen kann als anderswo. Da geht Fernsehen in den meisten Fällen (von wenigen Exklusivaustrahlungen abgesehen) vor.
Beispiel:
Netflix bietet die Fernseherie ARROW im Stream an. Aber nur die 1. Staffel. Die zweite Staffel ist fast komplett bei RTL Crime gelaufen (Folge 23 kommt morgen), aber sie startet jetzt erst im FreeTV – und man kann dem FreeTV ja nicht die Zuschauer wegnehmen, denn die Werbeeinnahmen müssen ja laufen.
Konkurrent Amazon trifft die Zuschauer noch härter: Die erste Staffel von ARROW ist gar nicht im Prime Instand Video Paket enthalten, sondern ist ein kostenpflichtiges Programm. Ebenso bei Maxdome. Will man Arrow streamen (1. Staffel wohlgemerkt, die längst im Fernsehen gelaufen ist) muss man 2,49 Euro pro Folge bezahlen (sprich: Die Episoden kaufen) oder die komplette Staffel kaufen, was insgesamt etwas günstiger wird, aber meist dann doch die Preise der DVD- oder BluRay-Box bei Weitem übertrifft.
Wer Weniggucker ist, für den lohnt sich das Streaming-Abo ohnehin nicht, denn ihr zahlt Monat für Monat. Wobei man bei Netflix, Watchever und Maxdome zwar günstiger als in einer Videothek wegkommt, bei Amazon aber zwingenderweise die PRIME-Mitgliedschaft erworben werden muss, die angeblich 49 Euro im Jahr kostet (Stand Januar 2014, Gerüchte sagen, dass das nächstes Jahr deutlich teurer wird) – die aktuelle Jahresgebühr macht dann monatlich nur noch 4,08 Euro aus, und da ist nicht nur Instant Video enthalten, sondern auch die vorzugsweise Behandlung bei Porto und Zustellung.
Nichtsdestotrotz sind die Angebote von Amazon, Watchever und Maxdome extrem verwirrend, da eben neben dem Stream-Abo auch Bezahlmedien untergejubelt werden. Stöbert man durch das Angebot und findet etwas, das einen brennend interessiert, stellt man oft mit Ernüchterung fest, dass dies in der Streaming Flat nicht enthalten ist, sondern man dafür zur Kasse gebeten wird. Und da rechnen Amazon & Co. auch mit: Dass der Kunde zwar angesäuert ist, dann aber doch kauft oder gegen Gebühr leiht, weil er unbedingt sehen will.
Hier hat Netflix einen leichten Fairnessvorteil. Als reiner Streamingdienst bietet Netflix weder 24-Stunden-Leihangebote noch Kauffilme oder -serien an – noch nicht, jedenfalls.
Näschen vorne hat Netflix zumindest gegenüber Amazon im Bereich Vielfalt der Endgeräte.
Gerade Amazon tut sich hier sehr schwer: Man bietet zwar HD-Inhalte auf diversen SmartTVs und BluRay-Playern an, ebenso auf Spielekonsolen und den eigenen Fire-Produkten, aber auf dem Gerät, das eigentlich HD-Vorrecht hat und am ehesten in der Lage ist dank seiner Kapazität HD abzuspielen, bleibt es verwehrt: Der PC. Streaming über MS Silverlight nicht im HD-Format. Warum? Das weiß nur der Bezos.
An der technischen Machbarkeit jedenfalls liegt es nicht.
Weiterhin hat Amazon kurz vor Netflix-Start noch rasch einen Streamingplayer rausgehauen, der unter der Oberfläche der Android-Amazon-Shopping-App läuft.
Knackpunkt: nur auf Android Smartphones, nicht jedoch auf Tablets.
Netflix bietet hier die komplette Abspielpalette: PC (Windows und Mac) über MS Silverlight in HD, sämtliche Tabletformate, Spielkonsolen, BluRay-Player und SmartTVs.
Zusätzlich zum eher mangelhaften Angebot muss sich der geneigte Nutzer allerdings auch noch darauf einstellen, dass seine Wunschsendungen nicht ewig verfügbar sind. Die Streamingdienste kaufen die Ausstrahlrechte leider nur zeitweilig ein (im Gegensatz zu Musikstreamingdiensten).
Hat man einen Film oder eine TV-Serie in seine Wunschliste gelegt und wartet allzu lange auf das Anschauen, kann es sein, dass die Lizenz abgelaufen ist und der Film aus der Liste verschwunden ist.
Watchever setzt dem ganzen noch eine Krone auf: Zensur.
So gesehen in der ersten Folge von Breaking Bad. Die Serie ist ab 16 Jahren freigegeben, um sie zu schauen muss ein Jugendschutzpin eingegeben werden. Trotz dieser Eingabe wurden nackte Tatsachen verpixelt bei Watchever wiedergegeben – so eine Bevormundung braucht niemand.
Aktuell bieten Streaming Dienste eher Nach- als Vorteile, da muss sich bei allen schleunigst was ändern.
1. Mehr Programm
2. Aktueller
3. Dauerhafter
4. Ohne zusätzliche Kaufangebote
5. Mit Offline-Funktion für mobile Endgeräte
Hab ich was vergessen? Bestimmt.