Hinterm Ofen hervorlocken: HTC One M9

Heutzutage muss man sich schon etwas einfallen lassen, wenn man im Tech-Bereich jemanden hinterm Ofen hervorlocken und dazu bewegen will, ein neues Gerät zu kaufen.

Zu viele Geräte sind auf dem Markt, zu viele Designs wiederholen sich und die Spezifikationen wachsen nur langsam. Revolution statt Evolution wird hier mehr gefragt, wenn man von Nutzern erwartet, dass sie jedes Jahr ihr mobiles Device wechseln.

Samsung hat das eine Zeit lang nicht verstanden. Das Galaxy S3 war ein letztes Highlight, danach blieb die Designsprache beim S4 und S5 weitgehend gleich, nur der Inhalt wurde mehr und mehr aufgebohrt. Auch im Phablet-Bereich tat sich nicht viel. Das Note 3 glich mehr dem Note 1 als dem direkten Vorgänger (der ans S3 angelehnt war) und auch das Note 4 sieht dem Vorgänger als 3 zum Verwechseln ähnlich). Fazit: Es wird langweilig, Samsung-Geräte zu kaufen. Da hilft auch ein bisschen mehr Prozessor und ein bisschen mehr Speicher und eine bisschen bessere Kamera nichts, es tut einfach nicht Not zu einem neuen Gerät zu wechseln, solange das alte noch in Ordnung ist.

Ob die Mädels und Jungs aus Südkorea ihre Hausaufgaben gemacht haben, wird sich in wenigen Tagen auf dem Mobile World Congress zeigen, auf dem Samsung das neue Galaxy S6 präsentieren wird. Aber auch hier hilft es nicht, das Gerät nur in ein Metallgehäuse zu stecken, das Design aber nicht grundlegend zu verändern und nicht Aha-Features zu verbauen.

Um HTC mache ich mir in dieser Hinsicht mittlerweile auch Sorgen. Das HTC One war revolutionär. Sehr schönes Design, sehr nette neue Features, so macht man das. Umso enttäuschender war dann die Präsentation des HTC One M8. Nahezu gleiches Design. Nur größer, größer, größer in allen Belangen, dabei aber auch weniger durchdacht. Der Ein-/Ausschalter an der Oberseite des Gerätes war mit einer Hand nicht mehr zu erreichen. Selbst Apple hat hier bei der Vergrößerung seiner iPhone 6er-Reihe dazu gelernt und den Power-Knopf endlich auf die Seite verlagert.

Nun sind vom HTC One M9 nicht nur Fotos, sondern auch sämtliche Spezifikationen geleakt worden. Das Gerät scheint auf den ersten Blick identisch mit dem Vorgänger zu sein, hat lediglich den neuesten Prozessor an Bord, mehr RAM und eine neue Kamera. That’s it, HTC? Warum sollte man hier zu greifen?

Das ist vermutlich die Frage, die sich die Chef-Designer nicht stellen: Warum will ich ausgerechnet dieses Gerät haben?

Das Problem am Wettrüsten zwischen den Mobilgerätenherstellern liegt im mittlerweile vorhandenen Zwang, jedes Jahr in jedem Segment neue Geräte präsentieren zu müssen, wenn man als Global Player weiter an vorderer Front mitspielen will. Macht man es nicht, besorgt’s jemand anderer der Kundschaft.

Eine Runde aussetzen kann da schon fatal sein. Der Druck auf die Entwickler ist enorm. Denn betrachtet man den Absatz der Geräte weltweit, erschließt sich sehr schnell, dass Nutzer nicht mehr zwei Jahre lang ihre Geräte einsetzen, sondern tatsächlich in Jahresabständen oder gar kürzeren Intervallen zu einem neuen Device greifen.

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