Apple Event Round-up

Die Event aus Cupertino (pardon, San Francisco) werden auch immer länger. Mit abschließender Musikeinlage von One Republic habe ich knapp 2 1/4 Stunden vor dem AppleTV verbracht und mir das Live Event heute angeschaut.

One more thing? The next big thing? Not really.

Der Reihe nach. Apple hat eine Reihe neuer Produkte in bereits bekannten Kategorien vorgestellt.

Zunächst gab es ein Update der Apple Watch. Keine neuen Geräte, dafür neue Farben im Sportbereich sowie das neue Betriebssystem WatchOS 2. Da war jetzt nicht wirklich irgendwas Spannendes für mich dabei. Ich nutze die AppeWatch, um mein Smartphone auf lautlos stellen zu können und Anrufe am Armband abzuweisen oder zu entscheiden, dass ich rangehen muss.

Ich schaue mir an, ob ich wichtige Nachrichten bekomme, zum vollständigen Lesen oder Antworten zücke ich ohnehin das Smartphone.

Kommen wir zum echten neuen Gerät, um das sich schon im Vorfeld und schon seit zwei Jahren einige Mythen ranken – dem iPad Pro.

Apple stellt als einziges echtes neues iPad (dazu unten später mehr) eine 12,9″ Flunder mit wahnsinniger Auflösung von 2732 x 2048 Pixeln vor. Das Gerät ist minimal schwerer als das erste iPad, minimal dicker als das iPad Air dafür aber um 78% größer als das iPad Air 2. Mit dem neuen iOS 9 wird es sowas können, das Multitasking nahe kommt, zumal nun Apps im Vollbild nebeneinander gelegt werden können (Samsung lässt grüßen). Das iPad Pro hat vier Lautsprecher, die in Summe 3 x lauter als die des iPad Air 2 sein sollen. Apple verspricht auch beim Pro Tablet 10 Stunden Akkulaufzeit.

Als Besonderheit dazu gibt es den ApplePencil (Samsung lässt wieder grüßen). Allerdings muss dieser optional dazu gekauft werden (99 Dollar). Da beim Schreiben und Zeichnen auf dem Pro unterschiedliche Druckstufen erkannt werden und man den Stift auch schräg halten kann, können wir davon ausgehen, dass das Display einen aktiven Digitizer intus hat, eben wie die Samsung Galaxy Note Reihe oder das Surface. Allerdings arbeitet der Stift eher wie beim Surface mit eigener Stromversorgung (Akku). Während mein Surface Stift noch mit seiner allerersten Batterie auskommt (seit über einem Jahr!) hält die Akkuladung des ApplePencils nur „einige Stunden“ vor, ehe der Stift am Dock des iPads geladen werden muss. Zum Vergleich: Der hervorragend arbeitende Stift des Samsung Galaxy Note Pro 12.2 benötigt gar keine Stromquelle. Punkt.

Es fehlt am iPad Pro freilich auch eine Stifthalterung, sodass man den Pencil sehr schnell verlegen kann. Der Dock-Connector, der den Stift laden kann, lässt auch das Andocken einer speziellen Tastatur zu (Microsoft lässt grüßen). Diese dient auch gleichzeitig als Ständer. Die Tasten sollen denen der MacBooks entsprechen.

Als Top-Gerät startet das iPad Pro mit 799 Dollar (32 GB) und geht hinauf bis 999 Dollar (128 GB), die LTE-Variante jeweils um einen Hunderter mehr.

Brauch ich das? Nein, definitiv nicht. Als Notizblock ist das Pro zu groß und zu schwer. Das Stift-Feature habe ich bereits beim Surface Pro 3 und beim Galaxy Note Pro 12.2. Da ich den Stift nur für rasche Skizzen benutze und diese recht selten, brauche ich nicht ein überdimensioniertes iPad, das die gleiche Funktion bietet. Und gut zeichnen kann ich ohnehin nicht.

In der günstigsten Variante kostet das Pro mit Stift und Tastatur (169 Dollar) dann 1067 Dollar (und wahrscheinlich noch etwas mehr Euro, da der Dollarkurs schlecht für den Euro steht. Zum Vergleich: Das Samsung Galaxy Note Pro 12.2 hat mich vor einem Jahr 676 Euro gekostet, inkl. Stift, inkl. Samsung Tastatur, inkl. Tablethülle, inkl. Maus. Der Vergleich mag hinken, da unter der Haube des iPads ein starker Prozessor und Co-Prozessor werkelt, zwar nichts im Vergleich zu aktuellen Androiden-Prozessoren, doch die Ressorucenverwaltung unter iOS läuft verdammt noch mal flüssiger: Will sagen, ein iPad mit schwächerem Prozessor und weniger RAM läuft runder als ein vergleichbares Android-Tablet mit Achtfachkernprozessor und 4 GB RAM. Der Tatsache geschuldet, dass Apple sein Betriebssystem exakt auf seine Produkte abstimmen kann, während man unter Google Betriebssystem von unendlicher Vielfalt erschlagen wird.

1067 Euro als Angriff auf das Surface Pro 3? Das Microsoft Produkt hat nur 12 Zoll und eine Auflösung von 2160 x 1440 Bildpunkten, doch Auflösung unter Windows ist was anderes, als unter einem mobilen Betriebssystem, bedeutet sie im Desktop doch, dass Icons und Schriften auf Ameisengröße schrumpfen und nur noch die Adleraugen etwas erkennen können. Da die Redmonder des Können von „Retina“ noch nicht verstehen, sind die meisten Anwender gezwungen, die Darstellungsgröße beim Surface auf 125 oder gar 150% hochzuschrauben. Das Hilf bei den Icons und einigen Statusleisten, aber leider nicht in jedem auf dem Desktop ausgeführten Programm. Photoshops Befehls- und Toolleiste schrumpft ebenso wie einige Anwendertools (Steuersoftware), sodass man entweder nochmals vergrößert und auf unscharfe Schriften starrt oder dazu übergeht, das Surface an einen externen Bildschirm zu hängen.

Vergleichen wir mal die Preise im Mittelsegment.
iPad Pro 64 GB (899 Dollar) plus Stift (99 Dollar) plus Tastatur (169 Dollar) macht 1.167 Dollar

Surface Pro 3 mit i3 CPU und 64 GB (849 Dollar) inkl. Stift plus Tastatur (149,99 Dollar) macht 998,99 Dollar für ein Tablet inkl. vollwertigem Windows, inkl. Möglichkeit, den Speicher über Micro-SD nochmal zu erweitern.

Apple kommt meines Erachtens etwas spät mit seiner Ansage. Auch wenn man sich bemüht hat, hier was Schlankes und Leichtes auf den Markt zu bringen.

Die Geeks zerreißen sich schon die Mäuler über den Stift. Steve Jobs hatte 2007 bei der Ankündigung des ersten iPhones den prägnanten Satz „Who needs a stylus?“ losgelassen. Bleibt sich Apple nicht seiner Linie treu? Doch, denn das ist nicht vergleichbar. Smartphones mit Windows Mobile benötigten 2007 nunmal einen Stylus. Eine Bildschirmtastatur war mit den Fingern kaum zu bedienen und die Displays nicht für eine Fingereingabe ausgelegt oder optimiert. Das Arbeiten mit dem Stylus auf einem 12,9″ großen Bildschirm ist ein optionales Feature, darüber braucht sich niemand lustig zu machen. Wer mit Photoshop auf dem iPad arbeitet oder selbst gerne grafisch tätig wird, wird den Stift sicherlich zu schätzen wissen.

Das im Vergleich zum Surface Pro 3 deutlich schlankere und leichtere Samsung Galaxy Note Pro 12.2 ist mit 7,95 mm Dicke immerhin etwas über einen Millimeter dicker als das iPad Pro. Mit 753 Gramm sogar 40 Gramm schwerer als das iPad Pro. Dennoch schleppe ich so einen Kawenzmann nicht so einfach durch die Gegend und halte ihn nicht, wie ich beispielsweise ein iPad Air oder Mini halten würde. So ein große 12″ Tablet liegt normalerweise beim Arbeiten vor mir auf dem Tisch oder in einem Ständer – und genau da würde das iPad Pro bei mir auch versauern.

Kommen wir zum Highlight des Apple Events: AppleTV erfährt  endlich ein Update und kommt in der nächsten Generation heraus, wird dafür aber auch deutlich teurer. Aktuell ist die kleine Box für 79 Euro bei Apple zu haben und kann derzeit Filme Streamen. Die Fernbedienung ist minimalistisch, aber funktionell. Wer wirklich nur seine bei Apple gekauften Filme und Fernsehserien am großen Bildschirm sehen will und eventuell noch Netflix streamt, seine Fotos von Flickr, den Apple Fotostream und iMovie nutzen will, ist immer noch mit der aktuellen Box gut dabei.

Das neue AppleTV kommt mit einer neuen ans iOS angepassten OS-Version, schnellerem Prozessor und wesentlich mehr internem Speicher. Warum? Der Speicher dient fortan nicht mehr dazu, Streams zu buffern, sondern auch um Apps und … Trommelwirbel Spiele zu installieren (Amazon lässt grüßen!).

Ja, demnächst wird AppleTV an den AppStore angeschlossen und man wird in der Lage sein Spiele auf dem Fernseher zu spielen und über die neue Siri-Fernbedienung zu steuern (Amazon lässt grüßen!).

Das kann FireTV bereits. Auch die Sprachsteuerung, die sehr gut bei Amazon funktioniert, ist im AppleTV als Siri integriert.

Doch AppleTV setzt hier noch einen drauf. Während Amazons Sprachsteuerung momentan nur die Suche nach Filmen und Serien innerhalb ihres Portfolios zulässt (was aber sehr gut erkannt wird), kann man Siri auf dem AppleTV nicht nur das Apple-Programm, sondern auch andere Apps (wie Netflix) durchsuchen lassen. Und es sind auch weitere Fragen erlaubt, wie zum Beispiel:

– Wie ist der Spielstand zwischen Borussia Dortmund und Bayern München – das wird dann während des laufenden Films unten eingeblendet.

oder:

– wie ist das Wetter in Berlin – wird ebenfalls während des laufenden Programms eingeblendet.

Aber es kommt noch besser:

Während eines Filmdialogs zu fragen:

  • Was hat sie gerade gesagt?

Der Film wird um 10 Sekunden zurückgespult und als Untertitel wird der Dialog nochmals zusätzlich wiederholt.

Und noch besser:

  • Zeige mir den Film, in dem Adam Sandler gegen eine Hauswand pinkelt.

AppleTV springt dann direkt zu dem Film Big Daddy.

Ob das alles so in der Praxis funktioniert, wird sich zeigen.

Die Fernbedienung hat jedoch nicht nur eine Siri-Taste für die Spracheingabe an Bord, sondern auch ein Touchfeld, mit dem man nicht nur scrollen, vor und zurückspulen kann, sondern auch bei Spielen die Steuerung übernimmt. Des Weiteren enthält sie Lagesensoren, sodass die Fernbedienung beim Spielen ähnlich wie die Controller einer Nintendo Wii-Konsole genutzt werden können.

Spannend. AppleTV wird 149 Dollar mit 32 GB Speicher und 199 Dollar mit 64 GB Speicher kosten und soll im Oktober verfügbar sein.

So gut wie gar keine Neuigkeiten gab es dann zum Schluss für die Modellpflege der aktuellen iPhones. Designtechnisch ändert sich bei den S-Reihen normalerweise nichts, sie bekommen in der Regel nur i-Tüpfelchen auf die Vormodelle gesetzt.

Im Fall des iPhone 6S und 6Splus sind das:

  • neue Farben (irgend ein schwules Rosa ist jetzt dabei)
  • eine 12 MP Kamera (statt der bisherigen 8 MP)
  • ein Bildschirmblitz für die Frontkamera
  • ein Force Touch Display

Letzteres wurde im Vorfeld bereits diskutiert. Android-Geräte bringen diese Funktion seit Eclair softwaremäßig mit, aber kein Gerätehersteller nutzt sie. Weil dadurch die Bedienung der Geräte überfrachtet ist. Bei Android genügt es, ein Icon länger zu drücken, um zusätzliche Funktionen aufrufen zu können. Da Apple, das Längerdrücken allein für das Verschieben oder Löschen von Apps reserviert hat, dient Force Touch nun dazu, zusätzliche Funktionen zu Apps aufzurufen.

Die einzig interessante hierbei war, dass man die geöffneten Apps per Force Touch anzeigen lassen kann, statt doppelt den Homebutton zu drücken. Das schont den Knopf natürlich wieder etwas. Schön wäre auch, wenn man wieder ohne den Homebutton zum Homescreen zurückkehren könnte (wie beim iPad, durch fünf Fingergeste), denn die Sollbruchstelle Homebutton sollte so oft wie möglich geschont werden.
Fazit: AppleTV mit 32 GB ist so gut wie gekauft, das will ich haben. Der Rest, wem’s gefällt.

Ach, halt! One more thing …

Ja, da gab es noch eine kleine Information, bei der man sich fragt, ob die klugen Köpfe aus Cupertino sich für irgendetwas schämen. Bereits letztes Jahr hat man das iPad Mini nur am Rande erwähnt und seine neuen Funktionen so gut wie weggewischt. Es tauchte dann einfach im Store auf und ja, wirklich viel verändert hatte sich nicht. Im Grunde blieb das iPad Mini 3 ein iPad Mini 2 nur mit TouchID.

Beim heutigen Event hat man das Mini überhaupt nicht erwähnt, zeigte aber das iPad Mini 4 (sic!) in der Preistabelle. Das iPad Mini 3 ist raus, das Mini 2 weiterhin zu haben.

Was ist also neu beim Mini 4? Die Prozessorleistung wurde ans iPad Air 2 angeglichen, ebenso die Abmessungen. Dadurch wird das Mini 4 gegenüber dem Mini 3 und 2 etwas über 30 Gramm leichter und über einen Millimeter dünner. Das war’s. Erinnert mich ein wenig an die Modellpflege vom iPad 3 aufs iPad 4. Ja, wir haben da mal jetzt einen neuen Prozessor drin, ansonsten alles beim alten.

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