Das Samsung Galaxy S8 ist ein geiles Smartphone. Punkt.
Nein, ich werde keine ausführliche Review schreiben. Während das S7 Edge kein „gewolltes“ Handy war, sondern eines, das ich ersatzweise bekommen habe, weil das Note 7 aus dem Verkehr gezogen werden musste, hab ich die letzten sechs Monate doch erstaunlich gut mit dem S7 Edge gearbeitet.
Dicker Pluspunkt für Samsung: Die Performance war auch nach sechs Monaten noch da. Gegenbeispiel: Das S6. Nach drei Monaten Einsatz war es dermaßen langsam und träge, dass es zurückgesetzt werden musste. Weitere drei Monate später das gleiche Fiasko.
Zum S8 gibts nur zu sagen: Klasse Design. Kleiner, leichter, mehr Fläche. Liegt gut in der Hand. Macht Spaß.
Aber. Genau, jetzt kommt das Aber.
Die Mobilfunkindustrie hat sich selbst unter Zugzwang gesetzt, jedes Jahr ein neues Flaggschiff auf den Markt zu bringen. Dabei kommen oft Bananenprodukte heraus, die erst beim Kunden reifen oder komplett fehlerbehaftet sind.
Trotz Antennagate macht Apple es sich einfach und bringt im Folgejahr kein komplett neues Flaggschiff heraus, sondern eine verbesserte, gereiftere Version des Vorjahres – das berühmte S-Modell, nicht zu verwechseln mit dem Model S von Tesla und nicht zu verwechseln mit der Galaxy S-Reihe von Samsung.
Samsung brachte sein Feature-Phone ein halbes Jahr nach dem Flaggschiff-Release raus. Die Note-Reihe. Schöner, größer, teurer und mit dem gewissen Extra – dem Stift.
Der Schuss ging nach hinten los. Miserable Qualitätskontrolle, überhitzte und entzündete Akkus. Das Gerät musste vom Markt genommen werden. Image-Schaden und Marketingflop in Milliardenhöhe.
Doch so groß scheint der Image-Schaden zumindest bei der Marke Samsung nicht zu sein, denn das S8 verkauft sich wie geschnitten Brot und die Vorbestellungen haben alles bisherige übertroffen.
Bleibt zu hoffen, dass die Qualität diesmal besser ist und wir kein Fiasko mit dem Akku erleben.
Erste Mängel wurden jedoch rasch aufgedeckt: Rotstich im Display. Inzwischen per Software-Update behoben. Bananensmartphone eben.
Doch aufgrund des Releasedrucks musste Samsung auf Features verzichten oder konnte auch diese nicht ausgereift auf den Markt bringen.
Stichwort Fingerabdrucksensor. Gerüchten zufolge sollte dieser direkt im Displayglas verbaut werden, was so ziemlich die coolste Innovation seit 2011 im Smartphone-Sektor gewesen wäre.
Leider hat es dafür nicht gereicht und Samsung verbannt den Sensor auf die Rückseite. Nicht schlimm. Gibts bei LG, beim Google Pixel (HTC) und Honor und Huaweis auch. Doch die verbauen den Sensor gewöhnlich auf der Rückseite zentriert, sodass man ihn sowohl als Links-, als auch als Rechtshänder gleich gut erreichen kann. Samsung setzt ihn an die alte Position der LED-Blitzleuchte und des Pulsmessers. Ohne Hülle ist der Fettfleck auf der daneben positionierten Kameralinse vorprogrammiert. Mit Hülle kann sich der Rechtshänder zumindest an der Aussparung der Hülle orientieren. Der Linkshänder muss den Zeigefinger fast verrenken. Natürlich ist die Haltung da nicht mehr.
Zudem funktioniert das Entsperren relativ langsam. Wenn man an ein Mittelklassegerät wie das Honor 6X denkt, bei dem der Sensor schneller das Gerät entsperrt, als man gucken kann, dann ist das S8 in dieser Disziplin arschlahm – wenn der Finger denn auch erkannt wird, denn die Form ist nicht nur zu schmal, sie ist auch nicht rund wie eine Fingerkuppe.
Fail. Samsung. Trotz geilem Gerät.
Aber wir haben ja noch eine andere sichere Entsperrmethode, den Irisscan – wenn er denn funktionieren würde. Bei mir tut er das nicht und das ist erschreckend, denn das Ende 2015 auf den Markt gekommene Microsoft Lumia 950XL hatte auch einen Irisscan, der recht flott, auch bei Dunkelheit und vor allen Dingen bei Brillenträgern sehr gut funktionierte.
Ich konnte das S8 nicht damit entsperren.
Gesichtsentsperrung wäre die nächste Option. Über die Sicherheit kann man streiten, doch auch hier ist eine gewisse Geste erforderlich, denn man kann nicht das Smartphone entsperren, wenn man es sich nicht vor die Nase hält.
Eine Kombientsperrung Entweder/Oder ist wohl nicht möglich. Man kann zwar sein Gesicht speichern und Fingerabdruck, muss aber eine Entsperrmethode festlegen. Schade, Samsung.
Da weicht man vielleicht doch wieder oldschool auf PIN oder Entsperrmuster aus.
Ich seh’s kommen: Das Galaxy Note 8 wird den Fingerabdrucksensor im Display verbaut haben. Und da wird dann wieder der Must-Have-Faktor im Vordergrund stehen. ARGH!
Ich mache es mir bei dem Dilemma einfach und nutze Smartlock, eine Android-Funktion, bei der man eine sichere Umgebung definiert. Beispielsweise am Standort. Erkennt das Smartphone anhand des GPS-Signals, dass man sich zu Hause in den eigenen vier Wänden befindet, warum sollte man dort sicher entsperren?
Smartlock habe ich über andere Geräte definiert. Ich trage die Gear S3 und diese ist über Bluetooth mit dem S8 verbunden. Habe ich Handy und Uhr am Mann, ist ein sicheres Entsperren nicht nötig. Genauso in meinem Auto. Ist das S8 mit dem Infotainment verbunden, ist es Quatsch, es mit Fingerabdruck, Irisscan oder Pin zu entsperren, man befindet sich ja in einer sicheren Umgebung, in der keiner einem das Gerät stiehlt.
Also, liebes Samsung-Team, hier ist dringend Nachholbedarf angesagt. Schaut euch ab, wie Microsoft den Irisscan gelöst hat, benutzt eure Griffel um zu sehen, wie doof der Fingerprint-Sensor angebracht wurde und löst das Problem des auf dem Tisch liegenden Gerätes, das mit keiner eurer moderneren Methoden entsperrt werden kann, weil man für die, das Smartphone anheben muss.
Aber ansonsten: Geiles Smartphone … bis zum Release des Note 8.