Wer bereits im März meinen Artikel über meine erweiterte Internetleitung gelesen hat und nicht panisch zusammenzuckt, wenn er eine Downloadgröße jenseits der 16 Mbit/sec aufschnappt, darf gerne weiterlesen.
Kurz zur Erinnerung: Mein Setup besteht aus einer von Samsung produzierten für Unitymedia unter dem Namen Horizon Box vermarkteten Settop-Box, die außer Kaffee kochen alles kann: Fernsehprogramm wiedergeben, aufzeichnen, eine Internetverbindung herstellen, mit Bordprogrammen Internetanwendungen wie Youtube und Netflix aufrufen, ein WLAN Signal abstrahlen, als Router fungieren, Telefonie, Videothek etc.
Der Schwachpunkt der Box ist das WLAN. Auch mit ausreichender Signalstärke und im 5 GHz-Funkbereich versorgt es Endgeräte mit maximal 260 Mbit/sec. Oh, hoppla, hat sich jetzt der eine oder andere Leser verschluckt? Ist das Jammern auf hohem Niveau?
Es gibt zwei Bereiche, in denen die Extremdownloads geschehen: Wohnzimmer mit Spielkonsolen, Arbeitszimmer mit PC und Gaming PC.
Nur kurz als Kennzahl: Die Installations-Download-Datei von GTA IV hat eine Größe von ca. 70 GByte. GIGA, nicht Mega.
Eine 16.000 Kbit/sec.-Leitung (beispielsweise DSL 16000) versorgt euch im günstigsten Fall mit 2 MByte pro Sekunde. 70 GB entsprechen 71.680 MB. Ihr braucht bei 2 MB pro Sekunde also 35.840 Sekunden für den Download. Im günstigsten Fall. Das sind 597 Minuten oder fast 10 Stunden. Sicherlich, man kann sich DVDs oder Blu-Rays kaufen, doch der Trend geht gemeinhin dazu über, Spiele, Filme und Musik direkt online zu beziehen. Man spart die Wartezeit, bis zur Lieferung, bekommt hin und wieder günstige Angebote und hat seine Sammlung platzsparend an einem Ort und braucht keine Regalwände anzubauen. Der Ärger mit defekten Datenträgern, die dann Musik oder Filme nicht abspielen oder hängen lassen oder Spiele, die nicht installiert werden können, gehören der Vergangenheit an. Kein Horten von Kartons oder Entsorgung der Umverpackung. Online ist bequem. Zumal Updates zu Spielen ohnehin online kommen und dann auch im Gigabyte-Bereich.
Das noch mal zur Verdeutlichung, warum ich schnelles Internet benötige und das Maximum auch daraus holen will.
Zur Horizon-Box gesellte sich also ein TP-Link-WLAN-Router, der mich auch in meinem Arbeitszimmer mit schnellem WLAN versorgt. 350 MBit sind zur Rush Hour kein Problem und im günstigsten Fall bekomme ich auch meine 400 Mbit.
Nun kam vor einigen Wochen Werbung von Unitymedia. Sie hätten die Schwachstelle WLAN bei der Horizon Box erkannt und bieten bis Ende Juni kostenlos eine neue Box an, die ausschließlich Internet und Telefon bedient: Die Connect Box.
Während die Horizon Box noch im wohnzimmerneutralen Schwarz daher kommt, gibts die Connect Box nur in Toilettenweiß. Da der Kabelanschluss meist im Wohnzimmer liegt, ist die Farbwahl natürlich der sprichwörtliche Griff ins Klo.
Eigentlich bin ich mit meinem Setup zufrieden gewesen. Warum also die Box ordern?
Hey, sie ist k o s t e n l o s. Und du willst wissen, was sie kann, das sagt dir dein Nerd-Herz.
Die E-Mail von Unitymedia hatte ich längst entsorgt, doch dann erhielt ich eine SMS mit einer Erinnerung, dass das kostenlose Angebot bald verstreicht.
Hm … na schön, kost ja nix. Also bestellt.
Als ich mich näher mit der Box befasste, bereute ich es schon. Zwar bestätigten diverse Tests im Internet, dass die Connect Box zwar nicht das Gelbe vom Ei, aber durchaus passabel sei.
Aber statt eines alternativen WLAN-Verstärkers wie beim TP-Link, bekommt man hier eine komplett neue Versorgung von Internet übers Kabel, denn die Connect Box wird nicht an einen LAN-Port der Horizon Box angeschlossen, sondern direkt über COAX an der Wanddose des Kabelfernsehens. ARGH!
Das bedeutet im Klartext: Internet für die Horizon Box wird komplett deaktiviert.
Ob das mal gut ist? Nun, ich muss sie ja nicht anschließen. Dachte ich.
Die Connect Box kam vor zwei Wochen bei meiner Mutter an. Ich hab es rausgezögert, sie abzuholen. Vorher kam noch eine Mail von Unitymedia, ich möge die Box so schnell wie möglich anschließen.
Soweit ich recherchiert habe, würde sich die Box nach dem Anschließen synchronisieren und danach müsste man noch bei der UM-Hotline anrufen, um sie aktivieren zu lassen, bzw. die Dienste, entsprechend zur CB routen zu lassen.
Gut. Ich muss es ja nicht tun. Dachte ich.
Bis ich am Freitagabend nach Hause kam und Internetausfall hatte. Fernsehen ging, aber kein Netz und Telefon. Neustarts der Horizon Box brachten auch nichts. Störungsassistent laufen lassen, der konnte nichts finden. Leitet die Störung weiter. Es hat sich bisher niemand gemeldet. Toller Service.
Film über iTunes wurde also über die Backup-Leitung von DOKOM geschaut.
Am Samstagnachmittag und nach endloser Recherche stieß ich auf einen Hinweis, eines UM-Guides, mal im Kundencenter nachzuschauen, wie es bei meinen Aufträgen aussieht. Als ich das tat, dämmert es mir. Dort war der 30.06. als abgeschlossener Auftrag hinterlegt. Da ich nichts weiter beauftragt hatte, konnte es nur die Connect Box betreffen.
Hatte mich UM also umgestellt und die Horizon Box bekam deswegen kein Netz mehr?
Das konnte nur herausfinden, indem ich die CB abhole und anschließe.
Gesägt tun getan. Am Samstagabend hing die Box dann an der Kabelleitung, synchronisierte sich und … voilà, ich hatte wieder Internet.
Jetzt noch schnell das WLAN konfigurieren und sehen, was die Box taugt. Also Laptop an die Box gehangen und einen Speedtest gemacht. Ernüchternde 70 Mbit/sec. Äh … was ist da los? Vielleicht liegt es am USB auf LAN Adapter, den ich günstig nur für Diagnosezwecke gekauft habe. Heutzutage werden die flaschen Laptops ja kaum noch mit RJ45 ausgeliefert.
Also in die Box eingewählt und das Initialpasswort geändert, ebenso die SSID und das WLAN Passwort.
Die Box wird nun neu gestartet, um die Änderungen zu übernehmen. Hieß es.
Nix da. Die alten Einstellungen blieben erhalten.
Also das Ganze noch mal. Diesmal klappte es.
Smartphone gezückt, ins WLAN verbunden, Speedtest gemacht. 260 MBit/sec.
Daran änderte auch die Wiederholung nichts. Mehr war nicht rauszuholen.
Also, die Connect Box bietet besseres WLAN als die Horizon Box.
Völliger Tinnef.
Wieder in die Box eingewählt, um zu sehen, auf welcher Frequenz sie funkt, da der 2,4 GHz-Bereich eingeschränkt ist.
Beide Funknetze waren aktiv. Ich deaktivierte die 2,4 GHz.
Ihre Einstellungen werden jetzt übernommen.
Danach war das Webinterface der Box gesperrt. Ich kam nicht mehr drauf.
Also die Box resettet – auf „Werkseinstellungen“ wie es hieß. Trotzdem blieben die bereits festgelegten Passwörter erhalten.
Das 2,4 GHz Netz war auch deaktiviert. Also neuer Speedtest. 260 Mbit/sec. Kein Quäntchen mehr.
Verzweiflung.
Neuer Versuch: SSID der Box geändert, TP-Link an einen der vier LAN-Ports der Connect Box gehangen und mich über das vom TP-Link erzeugte WLAN mit einem Smartphone eingeloggt.
Speedtest.
Auf Anhieb 341 Mbit/sec.
HA!
HA!
Soviel zu der doofen Connect Box, die nicht mehr und nicht weniger als WLAN-Router taugt, als die Horizon Box.
Nun steht also der olle weiße Kasten im Wohnzimmer, WLAN deaktivert und fungiert nur über seine LAN-Ports als Router und Internetversorger für einige Geräte, die per Kabel angeschlossen sind (XBox, PS4).
Das WLAN kommt wie gewohnt über den Gigabit-Router von TP-Link.
Danke, Unitymedia. War nix, ne?