+++ Update vom 09.12.2017 +++
Kurz zur Richtigstellung: Nicht Amazon hat die Youtube.com-App aus dem Portfolio des FireTV verbannt, sondern Google hat sie zurückgezogen. Quasi als Maßnahme, dass Amazon sich vehement weigert, Google Produkte auf seiner Verkaufsplattform zu vertreiben. Nach wie vor liegt in meinen Augen der Ball bei Amazon. Mit Apple hat man sich ja auch geeinigt und vertreibt deren AppleTV wieder auf Amazon.
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Lieber Jeff Bezos,
tut mir Leid, dass ich mit solch harten Worten beginnen muss, aber das, was Sie und Ihre Firma da mit den Kunden abziehen, geht absolut nicht in Ordnung.
Dass sich ein Konsument für den Kauf eines FireTV entschieden hat, hat sicherlich mehrere Gründe. Zum Einen natürlich die Möglichkeit, Prime Videos, die in einer eventuellen Prime Mitgliedschaft enthalten sind, an einem großen Fernseher zu sehen – sei es, weil man keinen Smart TV besitzt oder weil man Fernsehern mit Netzwerkzugang nicht über den Weg traut.
Natürlich muss man auch Add ons bieten, dafür existieren zahlreiche Apps, um noch mehr Videokonsum zu generieren. TV-Apps. ZDF- und ARD Mediathek und nicht zuletzt Mehrwerte wie Netflix und Youtube.
Mit letzterem hat sich Amazon angelegt, wie schon zuvor mit Apple. In einem Kindergartentheater weigert man sich, Partnerschaften zum Wohle der Kunden zu bilden und sieht in Firmen wie Google und Apple die Konkurrenz.
Tatsächlich war das AppleTV eine Zeitlang nicht auf Amazon käuflich erhältlich. Amazon wollte natürlich seine eigene Streamingbox, den FireTV verkaufen.
Die Plattformbasis ist aber eine ganz andere. Kunden, die einen AppleTV kaufen, tun das nicht, weil sie eine Streamingbox benötigen, sondern weil sie Content von Apple kaufen. Apple bietet derzeit kein All-inclusive-Streamingangebot. Wer iTunes Inhalte konsumieren will, muss zum Geldbeutel greifen und Filme und Serien entweder käuflich erwerben (oder zumindest die Lizenz zum Gucken) oder eine Leihgebühr für befristetes Schauen entrichten.
Wer AppleTV kauft hat als Prime-Kunde von Amazon keinen Vorteil.
Umgekehrt ebensowenig. Wer iTunes-Inhalte konsumieren will, kann mit einem FireTV nichts anfangen. Damit war dieses Kindergartentheater bloßer Mumpitz.
Inzwischen hat man den Streit beigelegt. AppleTV ist wieder auf Amazon zu kaufen und zum Zeitpunkt des Verfassens dieses Beitrags ist auch die Prime Video App für den AppleTV erhältlich.
Offenbar brauchte Amazon nun ein neues Feindbild. Die Wahl fiel auf Google. Google bietet ein Streaming-Gerät namens Chromecast. Auf diesem ist, höre und staune, die Amazon Video App nicht verfügbar. Chromecast-Geräte werden nicht über Amazon vertrieben. Wo da Huhn und Ei stecken, weiß ich nicht, jedenfalls kommen sich die beiden da nicht in die Quere. Wer sich Chromecast zulegt, kann es eben nicht bei Amazon kaufen und kann auch keine Amazon-Inhalte abrufen.
So weit, so schlecht.
Nun schlägt das Bezos-Imperium zurück – und zwar in einer Art und Weise, die viele hart trifft: Die Youtube-App fliegt vom FireTV.
Nun muss man dazu sagen, dass die Youtube-App auf dem FireTV nie so einen richtig offiziellen Charakter hatte. Das sieht man schon am App-Icon, das völlig Youtube-untypisch aussieht und eher nach einem Sideload und Workaround aussieht, als wie etwas Offizielles, das tatsächlich von Google bzw. Youtube programmiert wurde.
Entsprechend dürftig ist bzw. war auch die App-Usability und der Komfort.
Nichtsdestotrotz: Die App vom FireTV zu streichen ist ein glatter Schlag ins Gesicht für die Kunden, für die Produzenten und natürlich auch für Google.
Was, wenn Herr Bezos auf die Idee kommt, dass Netflix schädlich für seinen Amazon Video Content ist und er mehr Filme und Serien verkaufen kann, wenn Netflix nicht mehr auf dem FireTV läuft?
Und wenn Apple dann auch die Gefahr sieht, dass Amazon-Content dem eigenen iTunes-Geschäft schadet? Und wenn Microsoft dann reagiert und sagt: XBox-Nutzer sollen Filme und Serien aus dem Microsoft-Store kaufen und kurzerhand Amazon und Netflix und auch Youtube von der XBox wirft und Sony mit der Playstation dann ebenso nachzieht.
Alle, wirklich ALLE diese Firmen sind im Streaming-Geschäft tätig. Filme kaufen bei Amazon, Apple, Microsoft, Sony oder Google. Und Netflix mit einer monatlichen Pauschale.
Soll ich mir zukünfigt einen Chromecast für Youtube und Google Filme an den Fernseher hängen, eine XBox für Microsoft, eine Playstation für Sony, ein AppleTV für iTunes, einen FireTV für Amazon Video und wohlmöglich noch eine Netflix-Streambox, um deren Inhalte zu genießen?
Ach, und dann kommen Samsung und LG um die Ecke und kicken auch noch alle Apps aus ihren Smart TVs, weil sie ihr Streaming-Angebot pushen wollen.
Es reicht, Herr Bezos! Lassen Sie diesen Kinderkram. Sie schaden nicht Ihrem Konkurrenten, sondern vornehmlich Ihren Kunden! Aufwachen. Nachdenken!