Um es kurz zu machen: Vom 6 oder 5 T? Nein, gewiss nicht.
Heute hat OnePlus in New York zu einem Event eingeladen und das neue Smartphone OnePlus 6T vorgestellt.
Bei OnePlus ist das aktuell immer so eine Sache, denn sie haben immer nur ein Smartphone am Start. Kein Flaggschiff, kein Mittelklasse, kein Niedrigpreis, nein, nur ein Smartphone. Und wenn weg, dann weg – sprich, wer das aktuelle Telefon in einer bestimmten Speichergröße oder Farbe haben möchte, der kann in die Röhre gucken, wenn er zu lange wartet.
Während Apple mit seiner s-Reihe Verbesserungen im Jahresrhythmus bringt, ist OnePlus mit den t-Modellen bereits nach 6 Monaten wieder am Start. Im Halbjahresabstand kann man eigentlich nicht so viel nachlegen, oder?
Denkste! Zumindest hat das T-Modell der 5er-Reihe letztes Jahr gutgetan.
Das OnePlus 5 mochte ein feines Gerät sein, hatte jedoch ein Problem mit einem verkehrt herum eingebauten Display, das zu Irritationen führte. Zwar kann OnePlus bei der T-Reihe nicht auf einen neuen Prozessor setzen, da Qualcomm nur im Jahresrhythmus nachzieht, dennoch war das OnePlus 5T in 2017 ein völlig neues Gerät.
Nicht nur, dass man das Display wieder korrekt herum einbaute, nein, der Fingerabdruck-Sensor verschwand von der Front auf die Rückseite, das Display wurde von 16:9 auf 18:9 gestreckt und schon war das OP5t nicht mehr als ein Facelift des Vorgängers zu erkennen.
So toll und schnell die OnePlus-Geräte auch sind (The fastest phone on Earth – zurecht!), so muss man dennoch Abstriche machen, die bei anderen (dann teureren) Geräten schon gang und gäbe sind. Nach wie vor verzichtet OnePlus auf eine offizielle IP-Zertifizierung zum Schutz vor Staub und Wasser und auf Stereolautsprecher. Trotz Glasrückseite des OnePlus 6 wurde auch hier keine induktive Ladefunktion verbaut.
Die Kamera ist gut und spielt in der oberen Liga mit, allerdings am unteren Ende der oberen Liga.
Wer mit den Abstrichen leben kann, bekommt ein wirklich ausdauerndes und schnelles Gerät, das nur halb so viel kostet, wie die Flaggschiffe anderer namhafter Hersteller. Und ob induktives Laden, Stereolautsprecher und IP67 oder 68 500 Euro Aufpreis wert sind, nun, das muss jeder selbst entscheiden.
Das Upgrade vom 5t auf das OP6 lohnte sich hauptsächlich in optischer Hinsicht. Die Seitenränder wurden nochmals schmaler, der Bildschirm größer und länger, denn es gab nun kaum einen Rand oben und nur noch ein schmales Kinn an der Unterseite.
Wer die Gestensteuerung liebt, wurde allerdings auch schon beim 5t fündig. Dafür bekam das 6er die berühmte Notch, die Einkerbung, in der sich Frontkamera und Sensoren befinden. Irgendwo muss man die ja lassen. Zum Glück lässt sie sich in den Einstellungen ausblenden, sodass Statusinfo wie Batterie, Netzwerk und Uhrzeit weiterhin links und rechts neben der Notch angezeigt werden, das Ganze aber wie aus einem Guss wirkt. Eine Sache, die man beim iPhone schmerzlicht vermisst.
Noch schlimmer beim Pixel 3 XL – hier lässt sich in der Entwicklerumgebung die Notch ebenfalls ausblenden, allerdings wandert dann die komplette Statusleiste nach unten, sodass man platztechnisch verloren hat, statt dazuzugewinnen.
Zurück zum OnePlus 6T. Das T-Modell hat zwar eine Designfinesse, allerdings sind die Unterschiede zwischen 6 und 6T nur marginal und nicht so gravierend wie vom 5 auf das 5T.
Die wichtigsten Neuerungen:
- Der Fingerabdrucksensor auf der Rückseite ist verschwunden und befindet sich nun im Display.
- Der 3,5 mm Klinkeanschluss für Kopfhörer ist verschwunden
- Die Notch wurde auf einen kleinen Tropfen reduziert
- Das Display wurde von 6,28″ auf 6,41″ gestreckt und liegt jetzt knapp unter dem iPhone Xs Max.
- Der Akku wurde von 3.300 mAh auf 3.700 mAh gestreckt
Das war es. Prozessor ist der gleiche (Snapdragon 845), da Qualcomm erst in 2 bis 3 Monaten die nächste Generation vorstellt. Die Kamera soll ebenso die gleiche wie im Vorgänger sein. Nur hat man hier per Software (Stichwort A.I.) nachgebessert, um im Lowlight-Bereich bessere Ergebnisse zu erzielen. Wenn das per Software geht, sollte es doch auch beim OnePlus 5t möglich sein, der Kamera auf die Sprünge zu helfen, oder?
Nun kommen wir zu der Frage, ob sich ein Update lohnt?
Vom OnePlus 6 auf das T-Modell? Nein, definitiv nicht. Ja, designtechnisch ist es wegen der kleinen Notch hübscher geworden, aber beide Notches lassen sich ausblenden. Auch mit dem 3.300 mAh-Akku hält mein OnePlus 6 sehr gut durch.
Der Knackpunkt ist der Fingerabdruck-Sensor, denn der war sowohl im OP5t als auch im OP6 einer der schnellsten dieses Planeten. Der neue im Display soll ersten Berichten zufolge deutlich träger reagieren. Das liegt freilich an einer neuen Technologie. Wenn wir uns die ersten Fingerabdrucksensoren anschauen, reagierten die zehnmal langsamer als heutige. Hier sprechen wir von einer berührungsempfindlichen Sensorik, die über die Jahre hinweg immer wieder verbessert wurde.
Der Fingerabdruck-„Sensor“ im Display steht erst in den Kinderschuhen – und statt eines Sensors ist hier ein Kamerasystem verbaut, dass eure Rillen- und Riefen-Merkmale aufnimmt. Das wird mit der Zeit noch besser.
Zur Not lässt sich das OP6T genauso wie sein Vorgänger per Gesichtserkennung entsperren und das so wahnsinnig schnell, schneller geht es nicht! Allerdings ist es fraglich, wie sicher das Ganze ist und ob man das System nicht auch mit einem Foto überlisten kann (ist mir bisher nicht gelungen, aber ich habe für sowas auch keine Geduld).
Selbst wer vom OP5t kommt hat nicht wirklich einen Grund für ein Upgrade, es sei denn man möchte unbedingt auf ein randloses Display setzen. Das OP5t ist mit dem Snappdragon 835 noch gut bestückt, macht Fotos, die kaum schlechter sind, als die des OP6, unterstützt ebenso Gestenführung statt Homebuttons.
Also, wer warten kann, lieber warten. Im Juni 2019 wird sicherlich das OnePlus 7 mit dem brandaktuellen Snapdragon 855 das Licht der Welt erblicken. Und bis dahin hat sich sicherlich wieder einiges getan. Vielleicht verschwindet die Notch komplett und man setzt auf Sensoren im Display wie Samsung.
Man weiß es nicht.