Als Apple im Frühjahr 2015 die erste Watch veröffentlichte musste ich natürlich direkt beim Start dabei sein. Gut eineinhalb Jahre habe ich sie getragen, bis ich sie dann verkauft habe.
Hauptgrund des Verkaufs war, dass ich sie irgendwie nicht genutzt habe. Klar, Uhrzeit anzeigen und Anrufe anzeigen lassen, aber das war es schon. Alle anderen Funktionen des Supercomputers am Handgelenk blieben ungenutzt. Ein Upgrade auf Series 2 in 2016 kam für mich nicht in Frage.
Ich hatte zuvor schon Android Wear Watches von LG ausprobiert und war ebenso wenig begeistert davon. Also begnügte ich mich mit Semi-Smartwatches, die mir Uhrzeit anzeigten, nebenher Schritte berechneten, aber auch Benachrichtigungen und Anrufe vom Smartphone signalisierten. Zwei Produkte von Withings fanden ihren Weg zu mir.
Als ich dann ein Samsung Smartphone als Hauptgerät nutzte und bei einer Kollegin die Gear S3 Smartwatch sah, war ich Feuer und Flamme. Das war die Zeit, in der ich ohnehin meine iPhone-Fastenzeit einlegte. Also kam die Gear S3 an mein Armgelenk und ich war davon wirklich angetan. Das Anzeigen Management war wesentlich besser als bei Android WearOS, bei dem ständig irgendwelche Benachrichtigungskarten im Weg waren und die Uhrzeit verdeckten.
Die Gear S3 bot auch in Verbindung mit S Health einige Funktionen, die ich zu nutzen begann. Auch das Schlaftracking war problemlos möglich. Vielleicht hätte ich die Gear S3 oder einen Nachfolger heute noch, wenn ich nicht doch im Juni zum iPhone zurückgekehrt wäre.
Das lag damals daran, dass mir die Apple Car Play Funktionen wesentlich besser gefielen als Android Auto, bei dem ich ständig mit rätselhaften Verbindungsabbrüchen und Anrufen, die plötzlich nicht übers Auto, sondern übers Handy in der Schublade liefen, zu kämpfen hatte. Apple war da einfach zuverlässiger.
Zwar ließ sich die Gear S3 mit dem iPhone koppeln, doch irgendwie fehlten mir eine Menge Funktionen, die ich damals nutzte. Also ging die Gear S3 an einen guten Freund und ich legte mir im Juli 2018 eine neue Apple Watch Series 3 zu. Inzwischen hatte sich einiges getan. Wasserdicht war sie geworden. Und einige Betriebssystem Updates machten die Benutzung wesentlich anwenderfreundlicher.

Inzwischen nutzte ich einige der Gesundheits-Features wie die Atmen-App, zählte meine Schritte, ließ regelmäßig meinen Puls kontrollieren und überwachte über AutoSleep meinen Schlaf. Kalenderereignisse, Benachrichtigungen über E-Mails und weiterhin die Möglichkeit, Anrufe auf der Uhr anzeigen zu lassen und direkt anzunehmen oder abzulehnen und mit einer SMS zu beantworten, rundeten den Gebrauch der Uhr ab. So ersetzte sie die Gear S3 völlig.
Dann kam im Herbst 2018 das Nachfolge-Modell mit neuen Funktionen. Die Aussicht, ein EKG zu erstellen und nutzen zu können, die Fall-Erkennung, das Absetzen eines Notrufs und vor allen Dingen das gewachsene Display machten die neue Watch zu einem Must-Have. Auch wenn man auf die EKG-Funktion in Deutschland etwas warten musste, so kam sie dann doch.
Doch die Apple Watch ist mittlerweile weitaus mehr, denn mit ihr habe ich auch gleich meine Geldbörse am Handgelenk. Meine Wocheneinkäufe tätige ich mit Apple Pay und nichts, nichts, aber auch wirklich nichts auf dieser Welt ist schneller, als mit der Watch an einem NFC-Terminal im Supermarkt zu zahlen. Selbst abgezähltes Bargeld nicht – das müsst ihr freilich erst einmal zählen und dann der Kassierer in die Kasse zählen.
Du brauchst keine Geldbörse herauszuholen, in einem Fach nach deiner Girocard oder Kreditkarte zu suchen, keine PIN zur Zahlung einzugeben, nicht im Scheinfach nach Bargeld zu suchen, dich betuppt niemand beim Wechselgeld und selbst wenn du mit dem Smartphone zahlen willst, müsstest du dieses erst noch irgendwo hervorholen und hast dann nur eine Hand frei, während du vielleicht gerade mit der anderen die Artikel auf dem Fließband der Kasse in den Einkaufswagen einsortierst.
Die Uhr hast du direkt am Handgelenk. Und es ist nur ein Doppeltipp an den Powerbutton der Uhr möglich (eine Bewegung, die man quasi beim Anheben des Arms erledigt hat) und schon ist die Uhr zahlungsbereit. Kurz ans Terminal gehalten. Bezahlt. Schneller geht es wirklich nicht.
Und der Clou ist, da es sich hier wie bei den Plastik-Bezahlkarten um NFC-Technik handelt, ist keine Internetverbindung der Uhr nötig. Das heißt schlechter Empfang im Supermarkt kann euch beim Bezahlen egal sein. Das heißt aber auch, dass ihr das Smartphone gar nicht mitzuschleppen braucht, denn die Bezahlung funktioniert direkt über den in die Uhr verbauten NFC-Chip. Gerade am Wochenende trage ich beispielsweise das mit der Uhr gekoppelte iPhone nicht mit mir herum, sondern ein anderes Smartphone. Das juckt die Uhr beim Bezahlen nicht, dass sie nicht mit dem iPhone verbunden ist, der kontaktlose Bezahlvorgang funktioniert genauso gut, wie mit einer Girocard – sogar noch besser, denn ihr braucht keine PIN einzugeben.
Ist das nicht unsicher? Nein, gar nicht, denn die Uhr hat eine Trägererkennung. Legt ihr sie ab, wird sie automatisch gesperrt. Wird sie euch gestohlen, kann der „Finder“ sie nicht zum Bezahlen benutzen, da sie mittels PIN einmalig entsperrt werden muss, wenn sie ans Handgelenk angelegt wird. Eine Girocard dagegen könnte ein Dieb missbrauchen, denn in der Regel wird bei kontaktlosen Zahlungen bis 25 Euro keine PIN-Eingabe am Terminal verlangt.
Das gewachsene Display bietet bei einigen Ziffernblättern dann auch die Möglichkeit mehrere dieser Mini-Apps, die tatsächlich Komplikationen heißen, auf den Screen zu bringen, mehr als je zuvor. Ich komme auf 9 Anwendungen, die ich auf einen Blick einsehen oder aktivieren kann, ohne erst in ein App-Menü verzweigen zu müssen.
Selbst wenn man sich für die WLAN-Variante entscheidet und auf eine E-SIM verzichtet, kann man in einigen Szenarien auf das Smartphone verzichten. Bei uns im Büro ganz praktisch. Sind Uhr und Smartphone mit demselben WLAN verbunden, ist die Uhr nie außer Reichweite des iPhones. Ich kann also das Telefon am Schreibtisch liegen lassen und durch das gesamte Gebäude laufen und bin a) dennoch über die Uhr telefonisch erreichbar und b) bekomme meine Nachrichten, die ich per Kurzantworten auch direkt an der Uhr beantworten kann.
Die Apple Watch hat sich damit unverzichtbar gemacht. Geh nie ohne, sagt die Bedienungsanleitung.
Was ich mir für eine Series 5 wünsche? Vielleicht die Möglichkeit, die Körpertemperatur zu messen und vielleicht eine Kamera.