Irgendwie ist der Dampf bei Samsung raus. Zwar sind sie bemüht, immer was neues zu bringen, aber die richtigen Aha-Momente fehlen derzeit.
Das Samsung Unpacked Event vom Mobile World Congress in Barcelona ist gerade zu Ende. Das war es?
Zumindest hat man auf eine Bühnenshow wie im letzten Jahr verzichtet. Allerdings hängt so eine Präsentation immer, wenn Leute nicht präsentieren können. Das fängt damit an, dass sie die Präsentationssprache nicht richtig beherrschen – in diesem Fall Englisch.
Gut, kommen wir zum Objekt der Begierde. Samsung hat vorgestellt: Das Galaxy S5, die Galaxy Gear 2, die Galaxy Gear Neo (da muss ich wohl gerade auf Toilette gewesen sein, ich hab davon nichts mitbekommen) und das Galaxy Gear Fit.
Im Vorfeld hatte Samsung eine Design-Änderung versprochen. Das S5 soll sich vom Einheitsbrei, der mit dem S3 begann deutlich abheben.
Leider das Ziel verfehlt. S3, Note 2, S4, Note 3 und das S4 wirken immer noch wie fast aus einem Guss. Da ist nichts innovatives zu sehen. Beim Note 3 und überhaupt der neuen Note-Serie, kann man wohl die Rückseitenoberfläche (eine Art Kunstleder) loben, doch beim S5 verfällt man in eine Noppenoptik der 70er Jahre, die allenfalls Barbarella begeistert hätte.
Allen Leaks zum Trotz gibt es tatsächlich nur _eine_ Version des Galaxy S5. Aus welchem Material das Smartphone besteht, ließen die Koreaner nicht verlauten, wir dürfen also getrost davon ausgehen, dass es weiterhin Plastik sein dürfte.
Nun zu den wichtigsten Specs:
Das S5 kommt mit einem 5,1″ Display, mit 1920 x 1080 Pixeln Auflösung, einem 2800 mAh-Akku und einer 16 MP Kamera sowie 2 GB RAM und dem neuen Snapdragon 805 mit 2,5 Ghz.
Mal schnell über den Brillenrand geschielt:
Das LG G2 hat ein etwas größeres Display mit der gleichen Auflösung, einem 3000 mAh-Akku und einer 13 MP Kamera mit Bildstabilisator, ebenfalls 2 GB RAM und dem Snapdragon 800 mit 2,3 Ghz.
Ob Mehrpixel bei der Kamera oder 0,2 GHz in der Taktfrequenz des Prozessors jetzt den Kohl fett machen, wage ich zu bezweifeln.
Warum Samsung keine 3 GB Arbeitsspeicher wie beim Note 3 verbaut, entzieht sich meiner Kenntnis.
Die Kamera des S5 hat eine selektiven Fokus und einen Bildstabilisator, wenn ich das richtig mitverfolgt habe.
Darüber hinaus ist das S5 (Spritz)wasser- und Staub abweisend. Betont wurde bei der Präsentation das Wort „abweisend“ im Gegensatz zu „dicht“. Zumindest entfällt dann zukünftig der zusätzliche Bau eines Samsung Galaxy S5 Active. Das Flaggschiff hat ja bereits alles, was der Outdoor-Telefonierer benötigt.
Samsung bringt einen Ultra Power Saving Mode an Bord, der bei 10% Akkuleistung den Schirm auf Schwarzweiß schaltet und nur die wichtigsten Funktionen des Smartphones noch zulässt. Mit diesem Energiesparmodus soll das Gerät im Standby noch 24 Stunden durchhalten.
Ganz wichtig, wenn man in der Wüste ist und noch einen dringenden Anruf der Nanny erwartet. Vermutlich wird der Anruf dann dem Akku den Rest geben.
Leider verrät uns Samsung nicht, wie hungrig das Gerät allgemein ohne den Energiesparmodus ist. Ob das S5 auch zwei Tage problemlos durchhält, wenn man es wirklich nutzt?
Geleakt wurde im Vorfeld ja schon der Fingerabdruckscanner. In Cupertino wird man jetzt ganz laut COPYCAT aufgeschrien haben. Samsung nutzt den Fingerabdruck ebenso wie Apple beim iPhone 5S zum Entsperren, zur Autorisierung von Einkäufen sowie zum Aufrufen von privaten Daten. Allerdings scheint sich, wenn man der Präsentation Glauben schenken darf, der Scanner direkt auf dem Bildschirm, nicht auf dem Homebutton zu befinden.
Ob all die Sensoren, die sich an Bord des S4 befinden, auch wieder beim S5 an Bord sind, hat niemand verraten. Wenn denn kein Temperatursensor integriert ist, so hat Samsung zumindest ein neues Feature integriert – tatsächlich die einzig echte Neuerung (der Fingerscanner ist ja von Apple abgekupfert, dafür gibt es keine Punkte): Ein Herzfrequenzmesser. Der befindet sich auf der Rückseite des Gerätes neben der Kameralinse.
Preis des „etwas erweiterten S4“ (was anderes ist das S5 nicht): unbekannt. Die UVP dürfte zwischen 699 und 799 Euro liegen, der Straßenpreis zum Verkaufstag mit etwas Glück bei 649 Euro mit ganz viel Glück bei 599 Euro.
Veröffentlichung: Am 11. April 2014
Neben dem S5 wurden noch zwei Wearables vorgestellt.
Zum einen die Galaxy Gear 2. Die hat jetzt einen Homebutton, ist wasser- und staubresistent, hat einen Herzfrequenzmesser intus und der Akku hält jetzt sage und schreibe drei (3) Tage, statt nur einem.
Das ist für eine Uhr immer noch reichlich wenig. Die Pebble kommt ungefähr mit 6 Tagen Akku aus, das Up! von Jawbone hält auch getrost 6 Tage, ehe es an die Ladestation muss.
Interessant wurde es dann beim nächsten Wearable, das nicht versucht, ein Smartphone auf Uhrgröße zu minimieren, sondern ähnlich wie die Pebble arbeitet: Benachrichtigungen anzeigen und gegebenenfalls mit dem Handy interagieren.
Name: Galaxy Gear fit.
Besonderheit: Ein gebogenes Display.
Was beim Galaxy Round oder beim LG Flex keinen Sinn ergibt und nur produziert wird, weil Samsung und LG es können, wirkt bei der Gear Fit gänzlich anders: stylisch und sinnvoll.
Auf einem Armand macht das gebogene Display etwas her und schmiegt sich an die Wölbung des Handgelenks an, statt wie ein Klotz zu wirken.
Das Display ist ein Super AMOLED Panel mit Touchscreen und das ganze Device wiegt lediglich 27 Gramm.
Jetzt mal fix meine Wearables auf die Waage gelegt:
Die Pebble bringt 38 Gramm auf die Waage, das Up! nur 24 Gramm.
Da sowohl das Up! als auch die Gear fit Schlafrhythmen aufzeichnen wäre es mir persönlich wohler, so ein vollkautschukisiertes Armband im Schlaf zu tragen, als ein Gerät mit Touch-Display. Wer weiß wie man bei wilden Träumen um sich schlägt und was man dabei alles erwischt?
Das Up! habe ich schon nach einer Nacht nicht mehr am Arm bemerkt. Einzig störend ist es, beim Tippen auf einem MacBook oder dem HP Chromebook, da die Auflagefläche bei beiden Geräten recht groß ist, sodass die Handgelenke diese berühren und das Band ständig über die Oberfläche schleift.
Zurück zur Fit:
Die Armbänder dazu sind in verschiedenen Farben lieferbar und können leicht innerhalb von Sekunden gewechselt werden.
Die Fit bekommt wie die Pebble direkte Benachrichtigungen vom Smartphone aufs Display angezeigt: E-Mails, eingehende Anrufe, SMS, What’s App, Twitter … welche Benachrichtigung man sich auch immer vorstellen kann.
Wichtig: Es ist eine Benachrichtungszentrale, keine wechselseitige Kommunikationszentrale. Das bedeutet, ich kann eine Mail auf dem Display lesen, aber nicht beantworten.
Wer das will, muss vielleicht noch zwei Jahre warten, ehe man eine Korrespondenz via Diktat über das Wearable aufrecht erhält.
Genau wie bei der Pebble kann ein eingehender Anruf auch direkt abgewiesen werden. So spart man sich das nervige Gebimmel oder die Vibration in der Jacken- oder Hosentasche, ohne das Gerät aus selbiger herauskramen zu müssen. Man kann einen Weckalarm über die Fit ebenso setzen, wie den Alarm abschalten.
Genau wie die Gear 2 verfügt auch das Fit über einen Herzfrequenzmesser.
Gemeinsam mit der App S Health und der App Coach lassen sich Aktivitäten aufzeichnen und Workouts planen. Die Apps werten die Daten der Wearables aus und ermitteln: Anzahl der am Tag gemachten Schritte, zurückgelegte Kilometer, verbrannte Kalorien und in der Nacht die Schlafphasen.
All das, was andere Fitnessarmbänder wie das Up! oder das Fitbit ebenfalls schon können.
Der Vorteil der Gear Fit: Ein Gerät für Armgelenk-Benachrichtigung und Fitnessarmband
Der Nachtei der Gear Fit: Empfindliches Gerät mit Display auch beim Schlaf tragen und sicherlich wird der Akku recht schnell die Grätsche machen.
Bei der Galaxy Gear 2 hat Samsung verraten, dass der kleine Saftklotz im Inneren 3 Tage durchhält, beim Gear Fit hat man es wohlweislich verschwiegen.
Weiterer Nachteil der Gear Fit: Funktioniert nur mit Samsung-Geräten (angeblich mit aktuell 20 Smartphones von Samsung).
Vorteil von Pebble und Up!: Egal ob iOS oder Android, funktioniert.
So, das war’s.
Samsung macht momentan nur Babyschritte. Sinnvoller wäre es vielleicht, alle zwei Jahre ein neues Event zu bringen. Bei größeren Abständen sind dann die Innovationen und der Wow-Effekt größer.
Da macht es Cupertino geschickter: Mit Einführung der S-Geräte wie iPhone 4S und 5S brauchen sie jährlich nur einen Katzensprung zu machen und holen dafür alle zwei Jahre richtig weit aus.