Eigentlich wollte ich gestern einen gemütlichen Abend machen, doch dann erinnerte mich Google daran, dass es ja – für deutsche Verhältnisse – noch eine Late Nite Liveshow aus San Francisco gab.
Samsung gab sich die Ehre, um das Unpacked 2019 Event zu präsentieren. Ganz konkret ging es dabei um die neuen Geräte der Galaxy Note-Reihe. Das Samsung Galaxy Tab S6 sowie die Galaxy Active Watch 2 hatte man ja bereits ein paar Tage vorher per Pressemitteilung vorgestellt.
Nun ja, da war er wieder. DJ Koh, der er sich leider auch diesmal nicht nehmen ließ, auf der Bühne zu stehen und vom „Golox“ zu sprechen. Auch nach fast 10 Jahren geht ihm das Wort „Galaxy“ nicht über die Lippen. Traurig.
Wie immer lieferte Samsung eine eher trockene Präsentation ab. Im brüchigen Englisch des CEO der mobilen Sparte und im vor Lampenfieber geplagten und roboterhaft wirkenden Drew Blackard dem amerikanischen Senior Director für die Samsung Portfolio Strategy im Bereich Marketing.
Auch wenn man sich ein paar mehr Leute auf die Bühne geholt hat und auch zu Live-Schaltungen in den Showroom switchte, war die Performance der Präsentation wie immer eher mau. Verhalten auch das Publikum, das nur vereinzelt ein Wow ausrief und lediglich bei wenigen noch nicht so sehr geleakten Highlights kräftig applaudierte. Da fehlen wohl die Anheizer im Publikum. Die Shows aus Cupertino sind da flüssiger, natürlicher, freundlicher und unterhaltsamer – trotz des inflationären Gebrauchs von Superlativen.
Sympathisch dagegen der Kurzauftritt von Microsofts CEO Satya Nadella und Profifilmerin Eva zu Beck.
Doch nun zu den Stars des Abends. Wie bereits ausführlich geleakt stellte Samsung das Galaxy Note 10 vor. Ich hatte bereits angemerkt, dass man bei der Vielfalt der Samsung Flaggschiffgeräte nicht mehr durchblickt – und auch die Tech Community geht hier mit mir konform: Das eigentliche Galaxy Note 10 sollte das Galaxy Note 10+ sein, denn die kleinere, abgespeckte Variante kommt eher einem Lite-Modell gleich.
So ist das Galaxy Note 10 mit 6,3″ Display-Diagonale kleiner als sein Vorgänger das Note 9. Ebenso wurde an der Auflösung des Bildschirms geschraubt, denn die geht nun runter auf ein FHD+ – bei dieser Geräte- und Preisklasse eigentlich ein No-Go. Auch das Kamera-Setup muss beim kompakten Modell hinten anstehen. Es fehlt der ToF (Time-of-Flight)-Sensor, der Tiefeninformationen eines Bildes erfassen und berechnen soll.
Und damit kommen wir schon zu einem der nicht geleakten Highlights des Note 10+, das den Zuschauen einer erstauntes und begeistertes Raunen entlockte. Mit der VGA-3D-Tiefenkamera, wie Samsung der ToF nennt, ist es möglich, Objekte in 3D zu scannen und dann nicht nur ein dreidimensionales Abbild des Objektes zu rendern, sondern diesem auch durch live vorgeführte oder aufgezeichnete Bewegungen Leben einzuhauchen. Wie geil bitte ist das denn?
Diese Funktion bleibt jedoch nur dem Plus-Modell vorbehalten. Eine weitere nicht geleakte Info ist das Verbaute rudimentäre Richtmikrofon, das in der Lage sein soll, den Fokus auf eine Audioquelle zu setzen, um die Geräusche dieser zu verstärken. Ebenso ist es möglich den Bokeh-Effekt (Hintergrundunschärfe bei klarem Vordergrund Objektiv) im Live-Videomodus einzustellen.
Das 10+ setzt bei 6,8″ Display-Diagonale mit WQHD+ auf eine höhere Auflösung, hat mit 4.300 mAh den wesentlich größeren Akku (das Note 10 kommt nur mit 3.500 mAh daher) und biete 12 GB RAM statt 8 in der normalen Variante.
Wozu braucht man in einem Smartphone 12 GB RAM? Achtet noch einmal auf die 3D-Berechnung und so wird ein Schuh draus. Des Weiteren kann die Masse an Arbeitsspeicher auch nicht verkehrt sein, wenn man das Note 10+ im DeX-Modus als Laptop-Ersatz verwendet.

Hier lassen sich beispielsweise inzwischen auch mehrere Apps der gleichen Instanz mehrfach öffnen, also beispielsweise 2 x Google Tabellen und das nebeneinander. Eine Funktion, die Apple erst mit iOS 13 einführt.
Zum RAM gesellen sich in der Einstiegskonfiguration jeweils 256 GB Flashspeicher – sehr ordentlich, zumal nur das Note 10+ noch mit einem Slot für eine Micro-SD ausgestattet ist. Hier ließe sich der Speicher nochmals um einen TB erweitern, sofern es irgendwann marktübliche 1 TB-Micro-SD-Karten im Handel gibt.
Lassen wir das abgespeckte Smartphone mal außen vor, dann startet das Galaxy Note 10+ mit all seinen Features bei 1.099 Euro, was in Anbetracht der Tatsache, wie hoch Samsung mit seinen Flaggschiff-Geräten gegangen ist (das Note 8 ging 2017 mit 999 Euro an den Start) doch eher moderat in der Preisentwicklung. Ich wäre nicht verwundert gewesen, wenn man den Preis in Regionen eines iPhone Xs Max schraubt).
Obwohl bereits per Pressemitteilung vorgestellt, widmete sich Samsung auch der neuen Uhr und dem neuen Tablet – ähnlich wie das Note 10 wird das Galaxy Tab S6 mit dem neuen S-Pen daher kommen, der diesmal nicht nur das Schreiben und Skizzieren auf dem Display erlaubt, sondern auch eine Gestensteuerung erlaubt. In Powerpoint zum nächsten Slide wechseln, ein Selfie aufzunehmen, ein Video zu starten – das alles geht durch Bewegungen.
Nicht erst mit dem S10 hat Samsung angefangen, beim S-Pen nicht nur auf reine Magnetresonanz-Technik für das Schreiben auf dem Display zu setzen, sondern ihm einen Akku spendiert, der automatisch geladen wird, sobald sich der S-Pen bei der Note-Reihe in der Aufbewahrungsbucht befindet. Auch beim Tab S6 ist nun ein Akku im Stift enthalten, der geladen wird, sobald man ihn in die magnetische Mulde auf der Rückseite des Tablets eindockt.

In der Regel wird man den Stift nicht endlos lange irgendwo herumfliegen lassen und ihn nach Gebrauch wieder in der Halterung verschwinden lassen. Dennoch kommt man mit einer Akkuladung gut durch den Tag. Bis zu 10 Stunden-Standbyzeit bietet der S-Pen.
Auch wenn sich Samsung im Consumer Bereich vor einiger Zeit entschied, den Notebook-Markt in Europa nicht mehr zu bedienen (und die haben verdammt gute Laptops gemacht!), kam mit dem Samsung Galaxy Book immerhin ein Windows-Tablet auf den Markt, das mit angeschlossenem Tastatur Cover wie ein Notebook bedient werden konnte.
Nun setzt Samsung noch einen drauf und hat gestern das Samsung Galaxy Book S vorgestellt – einen Windows-Laptop, der die Nische zwischen Mobilität und Ultramobilität schließt. Erstmals wird in einem Laptop ein mobiler Prozessor des Herstellers Qualcomm verbaut. Das Book S ist ein Windows-10-Notebook mit 13,3″ Display-Größe jedoch als Always-on Always-Connected-Gerät konzipiert. Ein SIM-Kartenschacht sorgt dafür, dass man mit dem Gerät online arbeiten kann, wo man sich auch gerade befindet. Der sparsame Prozessor soll laut Samsung für eine Akkulaufzeit von bis zu 23 Stunden sorgen.
Das Book S ist dabei ultradünn und ultraleicht – knapp 940 Gramm bringt es auf die Waage und dreht damit Apple eine lange Nase, was die MacBook Air-Geräte angeht. Leichter, kompakter, Akku satt.
Auch preislich kann Samsung hier bei einer Kaufentscheidung den entscheidenden Stups geben. Während ein MacBook Air bei 1.250 Euro startet, ruft Samsung hier voraussichtlich 1.099 Euro für die kleinste Konfiguration auf, die allerdings dann schon 256 GB SSD-Speicher innehält, während ein MBA bei 128 GB startet.
Man darf gespannt sein.
Die Note-Geräte sind ab 23.08. lieferbar, das Tab S ab Ende August und das Book S wird wohl im September aufschlagen.